Die Suche nach potentiellen Fachkräften bleibt oft auf der Ebene der reinen Personalakquise stecken. Dabei können Bildungsangebote gerade bei Personengruppen, die noch nicht im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, nachhaltige Beschäftigung schaffen. Auf der Bildungskonferenz beschäftigten sich Workshops damit, wie Grundbildungsinhalte in die Angebote im Sozialraum eingebettet werden können und wie mit den Kompetenzfeststellungen im behinderte Menschen ihren Platz im allgemeinen Arbeitsmarkt finden können.
Workshop „Grundbildung vor Ort: Lernanlässe und Kooperationen im Sozialraum initiieren“
Der Workshop „Grundbildung vor Ort: Lernanlässe und Kooperationen im Sozialraum initiieren“ begann mit ganz konkreten Einblicken in ein Nürnberger Praxisbeispiel für gering literalisierte Erwachsene: Den Lerntreff, den das Bildungszentrum in diesem Jahr neu eingerichtet hat mit einer Anschubfinanzierung durch den Deutschen Volkshochschulverband. Neben der Einrichtung des Projektraums können somit zahlreiche Grundbildungsangebote gemacht werden. Oft spielen dabei Kooperationen eine Rolle, beispielsweise mit der Abfallberatung oder der Stadtbibliothek. Ein besonderer Schwerpunkt im Nürnberger Lerntreff liegt laut Anna Benkert vom Fachteam Gesundheit im Bildungszentrum auf dem Thema Gesundheitsbildung. So ist für die Zeit nach der Anschubfinanzierung eine Weiterentwicklung des Ansatzes in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Gesunde Südstadt“ und eine noch stärkere Vernetzung im Stadtteil geplant.
„Gesundheitskompetenz ist großteils Informationskompetenz“ meinte Hella Krusche von der Fachstelle für Alphabetisierung und Grundbildung beim Bayerischen Volkshochschulverband und nahm das Beispiel aus dem Bildungszentrum als Ausgangspunkt für einen umfassenden Überblick in bezug auf Grundbildungsangebote.
Hella Krusche, Bayerischer Volkshochschulverband
Laut Leo-Studie 2018 lag der Anteil gering literalisierter Erwachsener an der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren bundesweit bei 12.1 %. Gegenüber der ersten Studie 2010 hat sich der Anteil um 2,4 Prozentpunkte verringert. Anhand einer Faustformel schätzte Krusche die absolute Zahl gering literalisierter Menschen für Nürnberg auf rund 40.000 Personen.
Seit Beginn der Dekade für Alphabetisierung im Jahr 2016 sind laut Krusche beinahe unüberschaubare Mengen an qualitativ hochwertigen Materialien und Tools für die Alphabetisierung Erwachsener entstanden. Trotz des tollen Angebots gebe es nach wie vor ein großes Problem bei der Gewinnung der Zielgruppe für die Grundbildungsangebote, konstatierte Krusche und warb in diesem Zuge für Kooperationen zwischen Bildungsanbietern und Institutionen im Sozialraum, wie es zuvor am Beispiel des VHS Lerntreffs am BZ gezeigt wurde.
Workshop „Mit dem TalentPASS berufliche Inklusion fördern“
Der Workshop begann mit einer Auflockerungseinheit, bei der die Teilnehmenden immer dann aufstanden, wenn das Gesagte auf sie zutraf. Bei der Aussage „Ich kenne Menschen, die schwer lernen können, persönlich.“ erhoben sich nahezu alle Teilnehmenden von ihren Plätzen. Mit diesem Eindruck startend wurde von Claudia Drechsel, Inklusionsberaterin bei ACCESS Inklusion im Arbeitsleben, das Projekt TalentPASS vorgestellt, das von März 2019 bis Oktober 2023 durchgeführt wurde. Das Projekt leistete einen wichtigen Beitrag zum Erwerb, Erhalt und Erweiterung der beruflichen Handlungsfähigkeit für Menschen mit Behinderung zur nachhaltigen Sicherung der Teilhabe am Arbeitsleben.
Claudia Drechsel (li.) und Merve Gürses, Access gGmbH
Menschen mit Schwerbehinderung oder Gleichstellung in „angelernten Tätigkeiten“ besitzen eine Reihe non-formal und informell erworbener Berufserfahrungen. Hierüber fehlten jedoch häufig Qualifikationsnachweise. In dem Projekt erhielten die Teilnehmenden daher ein flankierendes Bildungscoaching, in dessen Rahmen auch eine Kompetenzfeststellung erfolgte und so wesentliche Fähigkeiten und Kompetenzen zertifiziert werden konnten. Zudem konnten die Teilnehmenden mit Weiterbildungen ihre beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten erweitern und erhielten dabei von ihren Bildungscoaches genau die Unterstützung, die sie persönlich benötigten.
„Ein Zeugnis oder Zertifikat über berufliche Kompetenzen hilft Arbeitsplätze zu sichern und stärkt zudem Motivation und Selbstvertrauen“, so Claudia Drechsel. Insgesamt erlangten die Teilnehmenden im Rahmen des Projekts 40 Zertifikate über ihre Fähigkeiten. 29 Personen nahmen zudem an einer Weiterbildung teil, einige sogar an mehreren. So wie die ehemalige Teilnehmerin, Merve Gürses, die von ihrem Werdegang im Projekt berichtete. Frau Gürses wollte schon immer gern mit Kindern arbeiten und hat das mit Hilfe von Access geschafft. Heute ist sie fest in einem Kindergarten angestellt und übernimmt z.B. Tätigkeiten im Bereich der Hygienemaßnahmen und der Essensvorbereitung. Am meisten macht ihr die Kinderbetreuung Spaß. Mit dem TalentPASS hält sie nun auch eine Bestätigung ihrer erzieherischen Kompetenzen in der Hand. Frau Gürses wurde im Rahmen des Peer-support-Ansatzes im Projekt zudem als „Arbeitsexpertin“ ausgebildet, um auch anderen für einen individuellen Weg auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Mut zu machen.
Sprachbildung gilt als wichtige Grundlage für die Teilhabe am Arbeitsmarkt und dem gesellschaftlichen Leben allgemein. Je nach Zielgruppe lässt sich der Spracherwerb für zugewanderte Menschen anders organisieren und steuern. Wie Spracherwerb passgenau in Integrationskursen, in der Berufsschule und der Berufspraxis funktionieren kann und welche Erfahrungen es dabei gibt, war Gegenstand der Workshops auf der 14. Nürnberger Bildungskonferenz.
Workshop „Spracherwerb von Anfang an ermöglichen“
Im Workshop „Spracherwerb von Anfang an ermöglichen“ arbeitete Tamara Morro von der Zentralen Anlaufstelle Migration – Beratung gemeinsam mit den Teilnehmenden heraus, wie rechtliche Rahmenbedingungen die Möglichkeiten des Deutschspracherwerbs bedingen. Während Personen mit Aufenthaltserlaubnis und EU-Bürger/-innen der Zugang zu bundesgeförderten Integrations- und Berufssprachkursen schon länger möglich ist, haben sich die Zugangsmöglichkeiten für die meisten Asylbewerber/-innen erst seit Januar 2023 durch rechtliche Neuerungen verbessert. Unter den Personen mit Duldung hingegen dürfen nur einige wenige Gruppen, z.B. durch Nachweis von „Arbeitsmarktnähe“ an den bundesgeförderten Kursen teilnehmen. Trotz rechtlicher Verbesserungen sind in der Praxis für beide Gruppen noch immer deutliche Zugangshürden festzustellen. Während die eine Gruppe rechtlich keinen Zugang hat, fehlt es der anderen an Wissen über ihre Zugangsmöglichkeiten.
Tamara Morro, ZAM-Beratung
„Sogar mancher Sprachkursträger weiß nichts von den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen“, konstatierte Kirsten Brandt, die bei der Noris-Arbeit die Deutschlernangebote verantwortet. An diesem Punkt setzt das städtische Sprachlernprogramm an, indem es einerseits auf gezielte Informations- und Beratungsangebote in der ZAM-Beratung setzt, andererseits städtische Mittel für alle jene zur Verfügung stellt, die nicht an bundesgeförderten Kursen teilnehmen dürfen.
Kirsten Brandt, Noris-Arbeit gGmbH
Dr. Ursula Häußler, Bildungszentrum
Dr. Ursula Häusler, Bildungszentrum, und Kirsten Brandt berichteten im Anschluss aus der pädagogischen Praxis des kommunalen Programms Deutschspracherwerb. Ein kurzer Blick auf die Zusammensetzung der Teilnehmenden machte die große Heterogenität deutlich, die die Sprachkursträger vor einige Herausforderungen stellt. Das gezielte Einschätzen von Ausgangssprachniveau und Lernfähigkeit durch erfahrene Sprachtesterinnen des Bildungszentrums und die unterschiedliche Schwerpunktsetzung der Sprachkursträger Bildungszentrum und Noris-Arbeit tragen eben jener Heterogenität Rechnung. So lernen Teilnehmende an städtisch finanzierten Kursen, die ein höheres Ausgangssprachniveau haben und bei denen ein schnelleres Lerntempo zu erwarten ist, beim Bildungszentrum in den Selbstzahler- und Integrationskursen. Teilnehmende mit niedrigem Ausgangssprachniveau oder Alphabetisierungsbedarf profitieren hingegen von der jahrelangen Erfahrung der Noris-Arbeit in diesem Bereich. In einigen Kursformaten wird dort auch Menschen mit multiplen Lernhemmnissen beispielsweise durch zusätzliche sozialpädagogische Betreuung und niedrige Teilnehmerzahlen das Deutschlernen ermöglicht.
Workshop „Berufssprachkurse für Zugewanderte systematisch verankern“
Im Workshop „Berufssprachkurse für Zugewanderte systematisch verankern“ standen die Möglichkeiten der vom Bund geförderten berufsbezogenen Deutschsprachförderung (nach DeuFöV) im Mittelpunkt. Franziska Scheler vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellte dazu das breite Portfolio der Berufssprachkurse (BSK) vor. Die Kurse sollen eine Lücke im Deutschspracherwerb nach dem Besuch des Integrationskurses schließen und die Integration in den Arbeitsmarkt fördern. Sie richten sich an berufstätige Zugewanderte und können online oder in Präsenz durchgeführt werden.
Franziska Scheler, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Ariane Baderschneider vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) berichtete über spezielle Kursarten der BSK aus wissenschaftlicher Sicht. Es wurde festgestellt, dass Auszubildende durch die Azubi-BSK besser auf den Ausbildungsalltag und anstehende Prüfungen vorbereitet waren, was letztlich dem Ausbildungserfolg zu Buche schlägt. In den Fachpraxis-BSK (UB1-Kurs) befinden sich vorrangig gering literalisierte Menschen. Sie profitierten besonders von den Kursen, da sie an den individuellen Kompetenzen und Lernbedingungen ansetzen und auf formale Prüfungssituationen verzichten. Um die BSK in der Arbeitszeit zu verankern, sei die Zusammenarbeit mit den Betrieben und die Berücksichtigung des betrieblichen Alltags notwendig, was jedoch die Beteiligten auch vor Probleme stelle. Besonders aus dem Kreis der beim Workshop anwesenden Sprachkursträger und Arbeitgeber wurde dies bestätigt.
Wo jedoch dringend Fachkräfte gesucht werden, stellten BSK eine der wichtigsten Möglichkeiten dar, zugewanderte Menschen sprachlich für den Arbeitsalltag zu rüsten. Michael Hertlein von der MASK Zentrum Sprachschule teilte vor diesem Hintergrund seine Praxiserfahrungen in der Umsetzung von Berufssprachkursen Bereich der Heil- und Pflegeberufe. Er betonte, dass der berufs- und branchenspezifische Austausch untereinander im Kurs ein großer Gewinn für die Teilnehmenden sei und den Spracherwerb fördere. Die Teilnehmenden hatten zudem durch ihre Zielorientierung – der Beschäftigung als qualifizierte Fachkraft – eine hohe Teilnahmemotivation.
Michael Hertlein, MASK Zentrum Sprachschule
Der Workshop konnte damit verschiedene Perspektiven auf das Instrument der Berufssprachkurse richten. Wie die Diskussion zeigte, muss aber ein besonderes Augenmerk auf die Information von und Zusammenarbeit mit Betrieben (möglicherweise auch im Verbund) gerichtet werden, um den Deutschspracherwerb und die Qualifizierung zeitgleich zu befördern und Arbeitskräfte zu gewinnen.
Workshop „Mit dem Berufssprach-Test Deutsch die individuelle Sprachförderung in der Berufsschule unterstützen“
Für die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern erhält die sprachliche Diagnostik an Schulen eine immer größere Bedeutung. Das Projekt „Nürnberger Berufliche Schulen Deutsch-Test“ (kurz NBD-T) soll Schulen den Weg in die digitale Transformation der pädagogischen Diagnostik im Bereich „Sprache“ ebnen. Zu Beginn einer Ausbildung werden die Sprachkompetenzen der Schüler/-innen mit einem digitalen Tool erhoben, um den Förderbedarf in Regelklassen zu identifizieren. Der Test ist berufsübergreifend konzipiert und orientiert sich an typischen Handlungssituationen. Im Workshop berichtete Andreas Schwibach, Amt für Berufliche Schulen in Nürnberg, von der Entwicklung des NBD-T durch ein multiprofessionelles Projektteam aus Wissenschaft und Schule. Damit wurde sichergestellt, dass ein adäquates Testdesign vorliegt.
Andreas Schwibach, Amt für Berufliche Schulen
Zum praktischen Einsatz berichtete Barbara Gittel, Schulleiterin der Beruflichen Schule 14 für Ausbildungsberufe in den Bereichen Logistik, Tourismus und Recht.
Barbara Gittel, Berufliche Schule 14
Deutlich wurde durch die Vorträge, dass es bei dem Test nicht um eine bloße Sprachstanderhebung geht, sondern aus der Anwendung auch konkrete pädagogische Maßnahme folgen. Dazu zähle beispielsweise die gezielte individuelle Förderung oder auch eine gezielte Platzierung von sprachlich schwächeren und stärkeren Schülerinnen und Schülern im Klassenzimmer. Der Test diene also nicht der Beurteilung, sondern macht Unterstützungsbedarfe sichtbar.
Im Publikum herrschte großes Interesse am Sprachtest und es wurden Fragen rund um den Datenschutz und konkrete Anwendungsmöglichkeiten, die die Arbeit der Lehrkräfte unterstützt und ein individualisiertes Vorgehen bei einem sprachsensiblen Unterricht erleichtert.
Verschiedene Prognosen (u.a. Fachkräftemonitoring für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2022) zeigen, dass sich die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften z.B. in den Bereichen Erziehung, Gesundheit oder Soziales in den kommenden Jahren noch weiter verstärken wird. Während der 14. Nürnberger Bildungskonferenz widmete sich der Workshop „Menschen mit ausländischen Qualifikationen für den Kita-Bereich gewinnen und professionalisieren“ der Frage, wie frühpädagogische Fachkräfte insbesondere für den Erziehungs- und Bildungsbereich gewonnen werden können. Der Workshop „Zugewanderte Frauen mit informellen Bildungsangeboten begleiten“ legte den Fokus auf die informelle (Weiter-)Bildungsbegleitung von Frauen mit Zuwanderungsgeschichte.
Workshop „Menschen mit ausländischen Qualifikationen für den Kita-Bereich gewinnen und professionalisieren“
Prof. Dr. Tina Friederich von der Katholischen Stiftungshochschule München und Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel von der Evangelischen Hochschule Nürnberg nahmen am Workshop teil, der sich auf die erfolgreiche Integration und Professionalisierung von Fachkräften mit ausländischen Qualifikationen im frühkindlichen Bereich konzentrierte.
Trotz scheinbar ausreichender Teilhabequoten und eines adäquaten Personalschlüssels in bayerischen Kindertagesstätten offenbaren sich bei genauer Betrachtung tiefgreifende Herausforderungen. Die tatsächlichen Kapazitäten werden nicht umfassend erfasst und es existiert eine Bedarfslücke, die in den statistischen Zahlen nicht sichtbar wird. Insbesondere der Rechtsanspruch auf einen Platz in der ganztägigen Grundschulkindbildung verschärft die Situation erheblich. Allein schon 10.000 Personen fehlen, um diesen Anspruch zu erfüllen.
Prof. Dr. Tina Friederich, Katholische Stiftungshochschule München
Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel, Evangelische Hochschule Nürnberg
Um dem Fachkräftemangel in Bayern entgegenzutreten, sollten verschiedene Ansätze zur Fachkräftegewinnung in Betracht gezogen werden. Im Kitabereich spielt dabei die Anerkennung ausländischer Qualifikationen eine entscheidende Rolle. Hier sollten Möglichkeiten zur Anerkennung auf allen Ebenen verbessert werden, um das volle Potenzial qualifizierter Fachkräfte mit ausländischer Nationalität auszuschöpfen.
Im Fokus der Diskussion im Workshop standen dabei vielfältige Wege und Ansätze, die es ermöglichen, die individuellen Qualifikationen von Personen aus dem Ausland optimal zu nutzen. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Vorstellung und Vertiefung des individualisierten Angebots des Projektes BEFAS (Bildung und Erziehung für Personen mit ausländischen Studienabschlüssen) an der Katholischen Stiftungshochschule München. Das BEFAS-Programm bietet seit 10 Jahren eine zielgerichtete Anerkennung und Weiterbildung für Personen mit ausländischen Studienabschlüssen im Bereich der Kindheitspädagogik. Seither haben 152 Personen das BEFAS-Programm erfolgreich absolviert. In Nürnberg werden an der Evangelischen Hochschule alternative Einzelanerkennungen durchgeführt, wobei individuelle Bedarfe und Qualifikationen berücksichtigt werden.
Konsens bestand dahingehend, dass gesetzliche Regelungen zur Praxisanleitung hinsichtlich Freistellungen und Refinanzierung sowohl für Neueinsteiger als auch für Quereinsteiger notwendig sind. Die Evaluation und Anpassung vorhandener Ansätze ist entscheidend, um eine effektive Integration in bayerischen Kitas zu fördern.
Workshop „Zugewanderte Frauen mit informellen Bildungsangeboten begleiten“
Als Vertreterinnen zweier niedrigschwelliger Angebote zur beruflichen Aktivierung und Begleitung zugewanderter Frauen diskutierten Paula Herrera, Leiterin des Familienstützpunktes bei Treffpunkt e.V., und Hilde Nägele, Teamleiterin der Elternbildungsprogramme des AWO Kreisverbandes Nürnberg e.V., im Workshop Rahmenbedingungen, Grenzen und Potenziale ihrer täglichen Arbeit.
Paula Herrera, Treffpunkt e.V.
Hilde Nägele, AWO Nürnberg
Im Zentrum des Workshops stand die interaktive Erarbeitung der vielschichtigen, stets individuell zu ermittelnden Bedarfe einer zugewanderten Frau für den beruflichen Einstieg in Deutschland. Dabei wurde bald deutlich, dass formalrechtliche Erfordernisse und niedrigschwellige Informationsangebote lediglich den Anfangspunkt ganzheitlicher Begleitangebote markieren können.
Die Ankunft in einem neuen Land hat umfängliche Prozesse zur Folge: so müssen z.B. kulturspezifische Rollenerwartungen und Verpflichtungen ausgehandelt werden. Daher müsse die individuelle, insbesondere psychosoziale Situation zugewanderter Frauen stärker berücksichtigt werden.
Unter Einbezug des individuellen Belastungs- und Gesundheitszustandes sowie der jeweils verfügbaren Ressourcen wie Motivation, Zeit und sozialem Rückhalt bedeute das etwa Unterstützung beim Aufbau eines sozialen Netzwerks und der Vermittlung von Vertrauenspersonen. Es brauche insbesondere den Einsatz von Dolmetscherinnen und Dolmetschern sowie mehr Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Auf struktureller Ebene appellierten die Teilnehmenden zudem an eine stärker ressourcenorientierte Grundeinstellung, um die Potenziale der Zielgruppe zu erschließen und Hürden auf dem Weg in den Arbeitsmarkt abzubauen. Einmal mehr wurde so auch in dem von Paula Herrera und Hilde Nägele vertretenen Handlungsfeld der Wert von Kompetenzen jenseits formaler Zertifikate hervorgehoben: „Wir sind alle Menschen. Wir sollten das Menschsein in der Berufswelt und im Bildungssystem implementieren“.
Zusammengefasst wurden die Ergebnisse des Workshops in den drei sozialpolitischen Forderungen „Abbau von Bürokratie“, „vereinfachte Anerkennungswege“ und „längerfristige Finanzierungsmöglichkeiten“ – wobei sich letztere insbesondere auf die Verstetigung projektgebundener Strukturen im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit bezogen.
Großes Potenzial, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bilden Personen, die über erhebliches Praxiswissen, aber über keine formale Qualifikation verfügen. Dazu gehören auch diejenigen, die einen Abschluss im Ausland erworben haben, der in Deutschland nicht anerkannt wird. Auf der 14. Nürnberger Bildungskonferenz zeigten die beiden Workshops „Im Ausland erworbene Kompetenzen anerkennen und sichtbar machen“ und „Über Teilqualifizierung den Berufsabschluss erreichen“ Wege auf, als Erwachsene den Ein- bzw. Umstieg in eine qualifizierte berufliche Tätigkeit zu meistern.
Workshop „Im Ausland erworbene Kompetenzen anerkennen und sichtbar machen“
Zugewanderte Menschen bringen oft umfangreiche Qualifikationen mit. Diese sind allerdings für Arbeitgeber in Deutschland nicht immer sicht- und nachvollziehbar. Hier hilft eine Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen. Seit 2012 ist die Zentrale IQ-Beratungsstelle zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen (ZAQ+) am Bildungscampus der Stadt Nürnberg Anlaufstelle für Migrant/-innen und berät seit 2021 auch Arbeitgeber/-innen zu Ablauf und Voraussetzung des Anerkennungsverfahrens. Franz Barthel, Leiter der ZAQ+, informierte zum Anerkennungsverfahren und stellte das Unterstützungsangebot der ZAQ+ vor. Zum Angebot zählt die Beratung zum Anerkennungsverfahren, nicht allerdings die Anerkennung selbst. Beraten werden sowohl ausländische Erwachsene wie auch hiesige Unternehmen. Die kostenfreie Beratung findet hauptsächlich auf Deutsch, aber auch in anderen Sprachen statt. Martin Georgievski gab ebenfalls Einblicke in die Praxis. Er war zunächst selbst Kunde der Anerkennungsberatung und ist mittlerweile Fachberater im Team Anerkennung bei der ZAQ+.
Franz Barthel, ZAQ+
Martin Georgievski, ZAQ+
Wenn aus dem Ausland Zugewanderte einschlägige Praxiserfahrungen mitbringen oder während ihrem bisherigen Aufenthalt in Deutschland aufgebaut haben, braucht es eine vertrauenswürdige Dokumentation, die diese Kompetenzen sichtbar macht. Nina Gillitzer von der Handwerkskammer für Mittelfranken, zeigte, wie das Validierungsverfahren „Valikom Transfer“ dazu beiträgt, als Fachkraft eingestuft zu werden. Das Angebot richtet sich an Personen ohne Abschluss mit viel Berufserfahrung, deren berufliche Kompetenzen aufgrund einer Dokumentation und einer Fremdbewertung durch Berufsexpertinnen und -experten validiert werden.
Nina Gillitzer, Handwerkskammer für Mittelfranken
Im Rahmen des Workshops wurden zahlreiche konkrete Fragen zur Beratung und zum Validierungsverfahren gestellt, die deutlich machten, wie wichtig solche Informationen für das Netzwerk sind.
Workshop „Über Teilqualifizierung den Berufsabschluss erreichen“
Für Personen ohne Berufsabschluss, für die eine Ausbildung oder Umschulung eine zu große Herausforderung darstellen, bieten Teilqualifizierungen (TQ) eine gute Möglichkeit für einen qualifizierten Berufseinstieg. Teilqualifizierungen sind Qualifizierungseinheiten aus einem Ausbildungsberuf, die einzeln zertifiziert werden. Durchläuft man alle Module, kann die Zulassung zur Externenprüfung und damit der Berufsabschluss erreicht werden. In einzelnen Angeboten sind auch Inhalte zur Deutsch-Sprachförderung enthalten.
Stefan Kastner, IHK Nürnberg für Mittelfranken, und Marc Schüpferling, add-on Gruppe, zeigten im Workshop die verschiedenen Möglichkeiten in Nürnberg auf. Ihre Erfahrungen zeigen, dass Teilqualifizierungen tatsächlich zum Berufsabschluss führen können und die erfolgreiche Teilnahme an geeigneten Modulen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnet. Möglich sei auch eine Verzahnung mit der Anerkennung eines im Ausland erworbenen Berufsabschlusses. Bestandteil aller TQ sind Kompetenzfeststellungen sowie Praxiszeiten in Unternehmen.
Stefan Kastner, IHK Nürnberg für Mittelfranken
Marc Schüpferling, add-on Gruppe
IHK Nürnberg für Mittelfranken, Arbeitsagentur Nürnberg und Jobcenter Nürnberg sowie elf Nürnberger Bildungsträger haben sich zum Ziel gesetzt, in ausgewählten Berufsbildern alle dafür nötigen Module anzubieten. Deswegen gründeten sie mit verschiedenen Unternehmen einen Qualifizierungsverbund.
Beworben wird das Format der Teilqualifizierung nun bei weiteren Unternehmen und Arbeitnehmenden, auch bei Zugewanderten, die noch Deutschsprachkenntnisse erwerben müssen. Als Botschafter trat im Workshop Muhammed Aktas auf, der bereits mehrere TQ-Module durchlaufen hat. Er selbst hätte aus familiären Gründen keine mehrjährige Ausbildung beginnen können, über die Einzeletappen der TQ komme er aber nun dem Ziel eines Berufsabschlusses mit der Externenprüfung immer näher.
Zeitgemäße Schulbildung muss sich mit den Herausforderungen und Chancen einer digitalisierten Welt auseinandersetzen und dafür braucht es sowohl die technische Ausstattung als auch entsprechendes pädagogisches Know-how. In Nürnberg gibt es daher bereits seit 2017 eine IT-Strategie „Lernen und Lehren an städtischen und staatlichen Schulen in Nürnberg im Digitalen Zeitalter“, deren Weiterentwicklung im Jahr 2021 beschlossen wurde. Im aktuellen Bildungsbericht wurde auf zwei Aspekte der digitalen Bildung eingegangen, die Ausstattung und die Qualifizierung der Lehrkräfte.
Die technische Ausstattung alleine ist eine notwendige, nicht aber hinreichende Bedingung für das Gelingen digitaler Bildung. Um gleiche Chancen zu gewährleisten, sollte eine Ausstattung an allen Schulen gleichermaßen vorhanden sein. Im Schuljahr 2021/22, dem Berichtsstand des letzten Bildungsberichts, war eine hundertprozentige Abdeckung bei der Glasfaseranbindung von 100 Schulstandorten erreicht. Schulstandorte können mehrere Schulhäuser und Schularten umfassen. Die Inhausvernetzung, worunter die Verkabelungen für Elektronik und Internet zu verstehen ist, war zum damaligen Zeitpunkt bei 28 Standorten umgesetzt, was einer Abdeckung von 28 % entspricht. Mittlerweile ist die Inhausvernetzung bei 80 % der vorgesehenen Standorte realisiert (Stand Ende 2023). Auch bei den Digitalen Klassenzimmern schritt der Ausbau voran. Im Schuljahr 2021/22 gab es etwa 2.900 Digitale Klassenzimmer. Sie bieten die Möglichkeit, den Unterricht in Schulen mit digitalen Medien zu gestalten. Zur Einrichtung gehören interaktive Tafelsysteme, Beamer und Dokumentenkameras. Zusätzlich stehen Clouddienste für Videokonferenzsysteme und zur Ablage zur Verfügung. Damals entsprach die Anzahl einer Abdeckung von 75 % und bis Ende 2023 wird jedes Klassenzimmer entsprechend ausgestattet sein.
Individuelle Ausstattung wird vorangetrieben
Auch Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gehören zur digitalen Technikausstattung. Im vergangenen Jahr wurden alle Nürnberger Lehrkräfte mit einem Dienstgerät ausgestattet. Im Zuge der Schulschließungen während der Corona-Pandemie beschaffte die Stadt zudem 12.000 Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler. Rein rechnerisch steht pro fünf Schülerinnen und Schüler ein Gerät zur Verfügung. Da momentan kein Distanzunterricht stattfindet, können die Geräte in den Schulen im Unterricht verwendet werden.
Abgesehen davon ist momentan vorgesehen, dass es bis 2028 ab der 5. Klasse zu einer 1:1- Ausstattung mit digitalen Endgeräten in Bayern kommen soll, das heißt jede Schülerin und jeder Schüler würde dann ein eigenes Geräte verwenden. Diskutiert wird noch die sinnvolle Umsetzung, da es durch die bei den Eltern verbleibenden Kosten zu sozialen Benachteiligungen kommen könnte und auch die praktische Handhabe und IT-Sicherheit bei unterschiedlichen Geräten bedacht werden muss.
Qualifizierung von Lehrkräften zu Technik und digital gestützten Unterrichtskonzepten
Neben der passenden Ausstattung ist die Lehrkräftequalifizierung ein weiterer wichtiger Baustein für ein gutes digitales Angebot. Lehrkräfte müssen in die Lage gebracht werden, zu entscheiden, wann eine digitale Unterstützung sinnvoll ist und welche Möglichkeiten sie eröffnet. Da das Lehren mit digitalen Medien kein fester Bestandteil der Lehrkräfteausbildung ist und auch langjährige Lehrkräfte mitgenommen werden sollen, sind Qualifizierungsmaßnahmen besonders wichtig. Hier gibt es unter anderem staatliche Anbieter wie die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) in Dillingen, das Digitale Schulamt des Staatlichen Schulamts in der Stadt Nürnberg oder die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit ihrem DigiLab. Auch das städtische Institut für Pädagogik und Schulpsychologie Nürnberg (IPSN) bietet zahlreiche Qualifizierungen an. Durch die pandemiebedingten Schulschließungen war die Nachfrage im Schuljahr 2020/21 mit etwa 4.200 Schulungen besonders hoch. Etwa zwei Drittel der Qualifizierungen erfolgten zu technischen Themen und zu einem Drittel zu medienpädagogischen Inhalten. Im Folgejahr war das Verhältnis bei den etwa 1.200 Schulungen umgekehrt. Auch weiterhin sind es etwa 1000 Schulungen, bei denen es vor allem um den Umgang mit der Technik, aber auch um innovative Themen wie Virtual Reality (VR) oder Künstliche Intelligenz (KI) geht. Seit dem aktuellen Schuljahr steht Lehrkräften am IPSN das Digitallabor erlebb@r zur Verfügung. Dort können neue Ideen für das Lehren mit digitalen Medien, beispielsweise mit Hilfe von VR, KI oder auch 3-D-Druck, erfahren und erprobt werden.
Medienkompetenzprojekte in Nürnberg
Um die Medienkompetenz von Schülerinnen und Schüler zu steigern und auch um deren vorhandene Kenntnisse in den Schulalltag einzubringen, gibt es an einigen Schulen spezielle Projekte. In der Medienscout-AG etwa am Johannes-Scharrer-Gymnasiums beschäftigen sich die jugendlichen AG-Mitglieder beispielsweise mit digitalen Medien und KI und unterstützen die Nutzung von digitalen Medien an ihrer Schule, indem sie schnell einspringen, falls während des Unterrichts ein technisches Problem auftaucht. Das Projekt Netzgänger zielt auf eine sichere Nutzung von digitalen Medien ab. Ältere Schüler/-innen betreuen in einem Peer-to-Peer-Ansatz jüngere Schüler/-innen.
Am 18. Oktober fand das BildungsDate zum Thema „Digitale Bildung im Schulbereich“ statt. Als Gäste begrüßte das Bildungsbüro die Experten Frank Wüst (Team Digitale Schule) und Christian Rieger (Institut für Pädagogik und Schulpsychologie – IPSN; Städt. Johannes-Scharrer-Gymnasium; Team Digitale Schule) vom Referat für Schule und Sport. Im Gespräch berichteten sie vom aktuellen Stand und den Entwicklungen etwa in den Bereichen Ausstattung, Lehren mit digitalen Medien, Medienpädagogik und Künstliche Intelligenz (KI).
Diskutiert wurde beispielsweise, welche Faktoren das Lehren und Lernen mit digitalen Medien begünstigen beziehungsweise hemmen. Mit der Corona-Pandemie habe es einen großen Schub gegeben, der mittlerweile jedoch stark abgebremst wurde, so Frank Wüst. Eine neue Lernkultur, bei der individualisierte Angebote und Selbstorganisation wichtig sind, sei aber auf dem Weg. Die Vorteile des Lehrens mit digitalen Medien stellte Christian Rieger, selbst Lehrkraft am Johannes-Scharrer-Gymnasium und Mitarbeiter am Institut für Pädagogik und Schulpsychologie, heraus. Er verwies hierbei auf die wichtige Rolle der Lehrerfortbildung, um Lehrkräfte in die Lage zu versetzen zeitgemäße Digitalität in die Schulen zu bringen. Auch das Thema Medienkompetenz wurde besprochen. Dabei käme es nicht nur auf die technischen Fähigkeiten, sondern gerade auch auf ein Verständnis der Funktionsweise etwa von Social Media oder KI an.
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