Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

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Workshops der Nürnberger Bildungskonferenz: (3) Gewinnung von frühpädagogischem Personal mit ausländischen Qualifikationen (4) Informelle (Weiter-) Bildungsangebote für zugewanderte Frauen

Beitrag vom 11. Dez. 2023

Verschiedene Prognosen (u.a. Fachkräftemonitoring für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2022) zeigen, dass sich die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften z.B. in den Bereichen Erziehung, Gesundheit oder Soziales in den kommenden Jahren noch weiter verstärken wird. Während der 14. Nürnberger Bildungskonferenz widmete sich der Workshop „Menschen mit ausländischen Qualifikationen für den Kita-Bereich gewinnen und professionalisieren“ der Frage, wie frühpädagogische Fachkräfte insbesondere für den Erziehungs- und Bildungsbereich gewonnen werden können. Der Workshop „Zugewanderte Frauen mit informellen Bildungsangeboten begleiten“ legte den Fokus auf die informelle (Weiter-)Bildungsbegleitung von Frauen mit Zuwanderungsgeschichte.

Workshop „Menschen mit ausländischen Qualifikationen für den Kita-Bereich gewinnen und professionalisieren“

Prof. Dr. Tina Friederich von der Katholischen Stiftungshochschule München und Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel von der Evangelischen Hochschule Nürnberg nahmen am Workshop teil, der sich auf die erfolgreiche Integration und Professionalisierung von Fachkräften mit ausländischen Qualifikationen im frühkindlichen Bereich konzentrierte.

Trotz scheinbar ausreichender Teilhabequoten und eines adäquaten Personalschlüssels in bayerischen Kindertagesstätten offenbaren sich bei genauer Betrachtung tiefgreifende Herausforderungen. Die tatsächlichen Kapazitäten werden nicht umfassend erfasst und es existiert eine Bedarfslücke, die in den statistischen Zahlen nicht sichtbar wird. Insbesondere der Rechtsanspruch auf einen Platz in der ganztägigen Grundschulkindbildung verschärft die Situation erheblich. Allein schon 10.000 Personen fehlen, um diesen Anspruch zu erfüllen.

Prof. Dr. Tina Friederich, Katholische Stiftungshochschule München

Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel, Evangelische Hochschule Nürnberg

Um dem Fachkräftemangel in Bayern entgegenzutreten, sollten verschiedene Ansätze zur Fachkräftegewinnung in Betracht gezogen werden. Im Kitabereich spielt dabei die Anerkennung ausländischer Qualifikationen eine entscheidende Rolle. Hier sollten Möglichkeiten zur Anerkennung auf allen Ebenen verbessert werden, um das volle Potenzial qualifizierter Fachkräfte mit ausländischer Nationalität auszuschöpfen.

Im Fokus der Diskussion im Workshop standen dabei vielfältige Wege und Ansätze, die es ermöglichen, die individuellen Qualifikationen von Personen aus dem Ausland optimal zu nutzen. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Vorstellung und Vertiefung des individualisierten Angebots des Projektes BEFAS (Bildung und Erziehung für Personen mit ausländischen Studienabschlüssen) an der Katholischen Stiftungshochschule München. Das BEFAS-Programm bietet seit 10 Jahren eine zielgerichtete Anerkennung und Weiterbildung für Personen mit ausländischen Studienabschlüssen im Bereich der Kindheitspädagogik. Seither haben 152 Personen das BEFAS-Programm erfolgreich absolviert. In Nürnberg werden an der Evangelischen Hochschule alternative Einzelanerkennungen durchgeführt, wobei individuelle Bedarfe und Qualifikationen berücksichtigt werden.

Konsens bestand dahingehend, dass gesetzliche Regelungen zur Praxisanleitung hinsichtlich Freistellungen und Refinanzierung sowohl für Neueinsteiger als auch für Quereinsteiger notwendig sind. Die Evaluation und Anpassung vorhandener Ansätze ist entscheidend, um eine effektive Integration in bayerischen Kitas zu fördern.

Workshop „Zugewanderte Frauen mit informellen Bildungsangeboten begleiten“

Als Vertreterinnen zweier niedrigschwelliger Angebote zur beruflichen Aktivierung und Begleitung zugewanderter Frauen diskutierten Paula Herrera, Leiterin des Familienstützpunktes bei Treffpunkt e.V., und Hilde Nägele, Teamleiterin der Elternbildungsprogramme des AWO Kreisverbandes Nürnberg e.V., im Workshop Rahmenbedingungen, Grenzen und Potenziale ihrer täglichen Arbeit.

Paula Herrera, Treffpunkt e.V.

Hilde Nägele, AWO Nürnberg

Im Zentrum des Workshops stand die interaktive Erarbeitung der vielschichtigen, stets individuell zu ermittelnden Bedarfe einer zugewanderten Frau für den beruflichen Einstieg in Deutschland. Dabei wurde bald deutlich, dass formalrechtliche Erfordernisse und niedrigschwellige Informationsangebote lediglich den Anfangspunkt ganzheitlicher Begleitangebote markieren können.

Die Ankunft in einem neuen Land hat umfängliche Prozesse zur Folge: so müssen z.B. kulturspezifische Rollenerwartungen und Verpflichtungen ausgehandelt werden. Daher müsse die individuelle, insbesondere psychosoziale Situation zugewanderter Frauen stärker berücksichtigt werden.

Unter Einbezug des individuellen Belastungs- und Gesundheitszustandes sowie der jeweils verfügbaren Ressourcen wie Motivation, Zeit und sozialem Rückhalt bedeute das etwa Unterstützung beim Aufbau eines sozialen Netzwerks und der Vermittlung von Vertrauenspersonen. Es brauche insbesondere den Einsatz von  Dolmetscherinnen und Dolmetschern sowie mehr Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Auf struktureller Ebene appellierten die Teilnehmenden zudem an eine stärker ressourcenorientierte Grundeinstellung, um die Potenziale der Zielgruppe zu erschließen und Hürden auf dem Weg in den Arbeitsmarkt abzubauen. Einmal mehr wurde so auch in dem von Paula Herrera und Hilde Nägele vertretenen Handlungsfeld der Wert von Kompetenzen jenseits formaler Zertifikate hervorgehoben: „Wir sind alle Menschen. Wir sollten das Menschsein in der Berufswelt und im Bildungssystem implementieren“.

Zusammengefasst wurden die Ergebnisse des Workshops in den drei sozialpolitischen Forderungen „Abbau von Bürokratie“, „vereinfachte Anerkennungswege“ und „längerfristige Finanzierungsmöglichkeiten“ – wobei sich letztere insbesondere auf die Verstetigung projektgebundener Strukturen im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit bezogen.


Titelbild: © Stadt Nürnberg, Petra Kellner

Bildnachweis: © Stadt Nürnberg, Rudi Ott.

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