Großes Potenzial, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bilden Personen, die über erhebliches Praxiswissen, aber über keine formale Qualifikation verfügen. Dazu gehören auch diejenigen, die einen Abschluss im Ausland erworben haben, der in Deutschland nicht anerkannt wird. Auf der 14. Nürnberger Bildungskonferenz zeigten die beiden Workshops „Im Ausland erworbene Kompetenzen anerkennen und sichtbar machen“ und „Über Teilqualifizierung den Berufsabschluss erreichen“ Wege auf, als Erwachsene den Ein- bzw. Umstieg in eine qualifizierte berufliche Tätigkeit zu meistern.
Workshop „Im Ausland erworbene Kompetenzen anerkennen und sichtbar machen“
Zugewanderte Menschen bringen oft umfangreiche Qualifikationen mit. Diese sind allerdings für Arbeitgeber in Deutschland nicht immer sicht- und nachvollziehbar. Hier hilft eine Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen. Seit 2012 ist die Zentrale IQ-Beratungsstelle zur Anerkennung ausländischer Qualifikationen (ZAQ+) am Bildungscampus der Stadt Nürnberg Anlaufstelle für Migrant/-innen und berät seit 2021 auch Arbeitgeber/-innen zu Ablauf und Voraussetzung des Anerkennungsverfahrens. Franz Barthel, Leiter der ZAQ+, informierte zum Anerkennungsverfahren und stellte das Unterstützungsangebot der ZAQ+ vor. Zum Angebot zählt die Beratung zum Anerkennungsverfahren, nicht allerdings die Anerkennung selbst. Beraten werden sowohl ausländische Erwachsene wie auch hiesige Unternehmen. Die kostenfreie Beratung findet hauptsächlich auf Deutsch, aber auch in anderen Sprachen statt. Martin Georgievski gab ebenfalls Einblicke in die Praxis. Er war zunächst selbst Kunde der Anerkennungsberatung und ist mittlerweile Fachberater im Team Anerkennung bei der ZAQ+.
Franz Barthel, ZAQ+
Martin Georgievski, ZAQ+
Wenn aus dem Ausland Zugewanderte einschlägige Praxiserfahrungen mitbringen oder während ihrem bisherigen Aufenthalt in Deutschland aufgebaut haben, braucht es eine vertrauenswürdige Dokumentation, die diese Kompetenzen sichtbar macht. Nina Gillitzer von der Handwerkskammer für Mittelfranken, zeigte, wie das Validierungsverfahren „Valikom Transfer“ dazu beiträgt, als Fachkraft eingestuft zu werden. Das Angebot richtet sich an Personen ohne Abschluss mit viel Berufserfahrung, deren berufliche Kompetenzen aufgrund einer Dokumentation und einer Fremdbewertung durch Berufsexpertinnen und -experten validiert werden.
Nina Gillitzer, Handwerkskammer für Mittelfranken
Im Rahmen des Workshops wurden zahlreiche konkrete Fragen zur Beratung und zum Validierungsverfahren gestellt, die deutlich machten, wie wichtig solche Informationen für das Netzwerk sind.
Workshop „Über Teilqualifizierung den Berufsabschluss erreichen“
Für Personen ohne Berufsabschluss, für die eine Ausbildung oder Umschulung eine zu große Herausforderung darstellen, bieten Teilqualifizierungen (TQ) eine gute Möglichkeit für einen qualifizierten Berufseinstieg. Teilqualifizierungen sind Qualifizierungseinheiten aus einem Ausbildungsberuf, die einzeln zertifiziert werden. Durchläuft man alle Module, kann die Zulassung zur Externenprüfung und damit der Berufsabschluss erreicht werden. In einzelnen Angeboten sind auch Inhalte zur Deutsch-Sprachförderung enthalten.
Stefan Kastner, IHK Nürnberg für Mittelfranken, und Marc Schüpferling, add-on Gruppe, zeigten im Workshop die verschiedenen Möglichkeiten in Nürnberg auf. Ihre Erfahrungen zeigen, dass Teilqualifizierungen tatsächlich zum Berufsabschluss führen können und die erfolgreiche Teilnahme an geeigneten Modulen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnet. Möglich sei auch eine Verzahnung mit der Anerkennung eines im Ausland erworbenen Berufsabschlusses. Bestandteil aller TQ sind Kompetenzfeststellungen sowie Praxiszeiten in Unternehmen.
Stefan Kastner, IHK Nürnberg für Mittelfranken
Marc Schüpferling, add-on Gruppe
IHK Nürnberg für Mittelfranken, Arbeitsagentur Nürnberg und Jobcenter Nürnberg sowie elf Nürnberger Bildungsträger haben sich zum Ziel gesetzt, in ausgewählten Berufsbildern alle dafür nötigen Module anzubieten. Deswegen gründeten sie mit verschiedenen Unternehmen einen Qualifizierungsverbund.
Beworben wird das Format der Teilqualifizierung nun bei weiteren Unternehmen und Arbeitnehmenden, auch bei Zugewanderten, die noch Deutschsprachkenntnisse erwerben müssen. Als Botschafter trat im Workshop Muhammed Aktas auf, der bereits mehrere TQ-Module durchlaufen hat. Er selbst hätte aus familiären Gründen keine mehrjährige Ausbildung beginnen können, über die Einzeletappen der TQ komme er aber nun dem Ziel eines Berufsabschlusses mit der Externenprüfung immer näher.
Titelbild: © Stadt Nürnberg, Petra Kellner
Bildnachweis: © Stadt Nürnberg, Rudi Ott.
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