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Ganztagsbildung und Betreuung von Kindern im Grundschulalter in Nürnberg

Beitrag vom 20. Dez. 2023

Der Ausbau von Angeboten der Ganztagsförderung stellt eine der größten bildungspolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte dar. Für Kinder im Grundschulalter gilt ab dem Jahr 2026 der bundesweite Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung. Ab dem Schuljahr 2026/2027 haben damit alle Kinder der ersten Klassen einen Anspruch auf einen Ganztagsplatz. In den Folgejahren findet ein schrittweiser Ausbau um je eine Klassenstufe statt. In Nürnberg gibt es bedingt durch die demografische Entwicklung eine steigende Anzahl an Schulkindern, was den quantitativen Bedarf an Ganztagsplätzen zusätzlich erhöht.

In Nürnberg entwickelten sich die Zahlen der gebundenen Ganztagsklassen und offenen Ganztagsgruppen an den verschiedenen Schularten über die Jahre unterschiedlich. So hat sich beispielsweise die Anzahl der gebundenen Ganztagsklassen und offenen Ganztagsgruppen an öffentlichen Grundschulen Nürnberg zwischen 2015/16 und 2022/23 nahezu verdreifacht (Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Allgemeinbildende Schulen, Referat für Schule und Sport).

Ganztägige Bildung, Betreuung und Erziehung im Grundschulalter: Nürnberger Weg

In der Online-Veranstaltung „BildungsDate“ am 29.11.2023 gingen Eva Hesse vom Referat für Schule und Sport und Thomas Etterer vom Amt für Kinder, Jugendliche und Familien auf die Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich der Ganztagsbildung und Ganztagsbetreuung in Nürnberg ein. Wie Thomas Etterer berichtete, liege die Versorgung mit Ganztagsplätzen in Nürnberg zusammen mit Angeboten von Horteinrichtungen und Mittagsbetreuungen aktuell bei 71 %. Etwa 11.900 von 16.800 Kindern in Nürnberg seien somit mit einem ganztägigen Angebot versorgt (Tab. 1).


Tab. 1: Ganztagsplätze an öffentlichen Grundschulen in Nürnberg, Schuljahr 2022/23

Stadt Nürnberg, Amt für Kinder, Jugendliche und Familien, Referat für Schule und Sport.

Eva Hesse erläuterte mit dem „Nürnberger Weg“ die grundsätzliche Strategie der Stadt zum Ausbau der ganztägigen Bildung, Betreuung und Erziehung in Grundschulen. Es bestehe die Absicht ein familienfreundliches und qualitativ hochwertiges Ganztagsangebot zu schaffen, das Wahlmöglichkeiten hinsichtlich der verschiedenen Betreuungsmodelle zulasse und auch die Betreuung in Ferien- und Randzeiten berücksichtige. Berücksichtigung finde auch die Wirtschaftlichkeit, die Nutzung von Synergien und die inklusive Bildung. Zur Umsetzung des Nürnberger Wegs haben sich die Schülerprognose sowie die Schulraumentwicklungsplanung der kommunalen Schulverwaltung und die Jugendhilfeplanung des Jugendamts zusammengeschlossen, um eine gemeinsame „Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung“ vorzunehmen. Dabei werden auch das Stadtplanungsamt und das Amt für Stadtforschung und Statistik hinzugezogen. Gemeinsam werde an der Umsetzung eines 2014 als kommunales Planungsinstrument für den bedarfsgerechten Ausbau entwickelten und seitdem fortgeschriebenen „Masterplans zur Bedarfs- und Ausbauplanung für ganztägige Bildung, Betreuung und Erziehung durch Unterricht und Betreuung für Grundschulkinder in Nürnberg“ gearbeitet.

Steigende Platzzahlen ganztägiger Angebote für Kinder im Grundschulalter

Das Platzangebot konnte in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gesteigert werden, vor allem bedingt durch einen frühzeitigen Ausbau von Hortangeboten. Unter Berücksichtigung der Bedarfe von Familien wird als nächstes Ziel eine Versorgungsquote von 80 % bis 90 % der Kinder mit Ganztagsplätzen angestrebt, so Thomas Etterer. Neben dem weiteren Ausbau der Hortangebote und schulischen Angebote, wie Mittagsbetreuung oder offene und gebundene Ganztagsschulen, sind die neuen Kombieinrichtungen ein zentraler Baustein, um das Ziel zu erreichen. Kombieinrichtungen zeichnen sich durch eine integrierte Bauweise von Grundschule und Hort aus. Dabei können am Vormittag die Betreuungsräume für den Unterricht genutzt werden und am Nachmittag die Schulräume für das Ganztagsangebot. Durch den Bau geeigneter Bewegungs-, Speise- und Ruheräume wird den Bedürfnissen der Kinder von Beginn an Rechnung getragen.

Mit den in Nürnberg laufenden Modellprojekten der Integrierten Ganztagsbildung an der Michael-Ende-Grundschule und der Kooperativen Ganztagsbildung an der Gretel-Bergmann-Schule und der Grundschule Altenfurt konnten bereits wertvolle konzeptionelle Erfahrungen gesammelt werden. Ziel ist dabei Schule und Hort in ihrer pädagogischen Arbeit weiter miteinander zu verzahnen und konzeptionell weiterzuentwickeln.

Formelles, non-formales und informelles Lernen

Als wesentliches Kriterium für einen guten und qualitätsvollen Ganztag benannte Eva Hesse die gelingende Verbindung eines formellen, non-formalen und informellen Wissens- und Kompetenzerwerbs. Aus persönlicher Sicht einer ehemaligen Lehrkraft sei es für Heranwachsende dabei auch wichtig im ganztägigen Schulalltag Zeit mit Freundinnen und Freunden verbringen und ein gemeinsames Mittagessen einnehmen zu können. Kooperationen mit Anbietern non-formaler Bildung und Projekte könnten darüber hinaus eine gewinnbringende Ergänzung zum Unterricht darstellen. Thomas Etterer hob weitergehend hervor, dass neben dem Konzept des jeweiligen Ganztagsangebots besonders das Vorhandensein von qualifiziertem Personal und geeignete Räumlichkeiten von großer Bedeutung seien.

Ob ein Ganztagsangebot aber vor Ort gut funktioniert, ist auch von einer gelingenden Zusammenarbeit von Schule und Hort abhängig. Thomas Etterer beschrieb daher, wie wichtig es sei anzuerkennen, dass zur ganztägigen Bildung, Betreuung und Erziehung unterschiedliche Professionen miteinander arbeiten und zusammenwachsen müssen. Ein gemeinsames Kennenlernen unter den multiprofessionellen Teams zu befördern, um auch Verständnis gegenüber anderen Rechts- und Interessenlagen vor Ort herzustellen, sei deshalb wichtig.

Es wird deutlich, dass sich beim Thema der Ganztagsbildung und -betreuung in Nürnberg trotz bestehender Herausforderungen durch demografische Aspekte, benötigte bauliche und personelle Kapazitäten sowie Fragestellungen von Finanzierungen und Förderungen viel bewegt. Für den quantitativen Ausbau steht in den nächsten Jahren laut Eva Hesse und Thomas Etterer die Schaffung von Plätzen in Hort und Kombieinrichtungen im Fokus. Durch den geplanten Bau weiterer Kombieinrichtungen lasse sich zudem in qualitativer Hinsicht das formelle, non-formale und informelle Lernen auch pädagogisch systematisch verbinden.


Weitere Informationen zum BildungsDate zur Ganztagsbildung und -betreuung in Nürnberg finden Sie hier:  7. BildungsDate zur Ganztagsbildung und -betreuung in Nürnberg am 29.11.2023

Bildnachweis: © Stock Adobe 280772598.

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