Das neue Schuljahr 2021/22 hat in Bayern gerade begonnen und alle Schülerinnen und Schüler werden wieder vor Ort ‚in Präsenz‘ unterrichtet. In den beiden vorangegangenen Schuljahren war dies aufgrund von Infektionsschutzmaßnahmen über weite Strecken nicht möglich. Schulschließungen verlagerten den Unterricht ins Kinderzimmer, etwa mittels Arbeitsblättern, oder auch in den digitalen Raum. Auch in Nürnberg wurde vielerorts kreativ und mit viel Engagement auf diese ungewöhnliche Situation eingegangen und auch von Seiten der Schulen und Lehrkräfte bemühte man sich um eine Professionalisierung des digital vermittelten Unterrichts, der unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen stattfand. Einheitliche Distanzlernkonzepte lagen (und liegen) nicht vor, es herrschen beim Einsatz von digitalen Formaten an den Schulen große Unterschiede. Die gemachten Erfahrungen können stark voneinander abweichen. Dies betrifft dann auch die Einschätzung zum Einsatz digitaler Lernformate bei Schulschließungen und im Unterricht bei regulärem Schulbetrieb.
Erkenntnisse zu diesen Fragestellungen finden sich im diesjährigen ifo-Bildungsbarometer, welches Ende August 2021 veröffentlich wurde.
Abbildung 1 gibt einen Überblick, welche Maßnahmen im Falle von Schulschließungen von den Befragten befürwortet werden. Die überwiegende Anzahl der Befragten (74 % Zustimmung) ist für einen verpflichtenden Online-Unterricht bei Schulschließungen. Digitaler Unterricht wird also bei Schulschließungen generell gefordert. Damit dies gut gelingt, spricht sich eine große Mehrheit (81 %) für verpflichtende Fortbildungen von Lehrkräften aus. Hier wird also eine Notwendigkeit zur Professionalisierung gesehen. Aber auch auf Seiten der Schülerinnen und Schüler werden Bedarfe wahrgenommen. So herrscht große Zustimmung für eine intensivere Betreuung durch Lehrkräfte während Schulschließungen für Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen (83 %) oder in anderen Situationen, die das digitale Lernen erschweren könnten. Um entsprechende Lernlücken zu schließen, befürworten 66 % verpflichtenden Förderunterricht für diese Gruppe.
Nachdem sich während der Schulschließung in besonderem Maße die Bedeutung von digitalen Formaten gezeigt hat, stellt sich die Frage der Weiterführung bestimmter Methoden. Abbildung 2 gibt hierzu Aufschluss. Deutlich befürwortet wird der Einsatz von Computer oder Tablet im Unterricht (77 %) und von Erklärvideos (74 %). Auch werden weiterhin digitale Plattformen zur Kommunikation zwischen Lehrkräften und Eltern (74 %) und zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern (73 %) gewünscht. Allein beim Hybridunterricht, also beim parallelen analogen und digitalen Unterricht, steht der Befürwortung auch eine nennenswerte Ablehnung gegenüber (51 % sind dafür, 35 % dagegen).
Als Hinweis für die Bildungspolitik zeigt sich zusammenfassend also eine grundlegende Akzeptanz von digitalen Lernformaten im schulischen Bereich zur Verbesserung der Unterrichtsqualität und die Unterstützung von benachteiligten Schülerinnen und Schülern zur Förderung von gleichen Bildungschancen.
Beim ifo-Bildungsbarometerhandelt es sich um eine repräsentative Meinungsumfrage unter der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland. Durchgeführt wird diese seit 2014 jährlich vom ifo-Institut in München zu wechselnden bildungspolitischen Themen. Das aktuelle 8. Bildungsbarometer behandelt unter anderem bildungspolitische Maßnahmen etwa in Bezug zu den Schulschließungen. Hierzu wurden im Mai und Juni dieses Jahres 4.032 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Darin zeichnet sich ein Meinungsbild der erwachsenen Bevölkerung ab – unabhängig davon, ob die Befragten vom Distanzunterricht, beispielsweise als Eltern, betroffen waren oder nicht.
Quellen:
Wößmann, Ludger / Freundl, Vera / Grewenig, Elisabeth / Lergetporer, Philipp / Werner, Katharina (2021), Bildungspolitik zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen während und nach Corona – Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers 2021, ifo Institut, aufrufbar unter: Bildungspolitik zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen während und nach Corona – Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers 2021 | Veröffentlichung | ifo Institut
Titelbild: © Rudi Ott.
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