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Lehrkräfte im Distanzunterricht – Befunde der bundesweiten Umfrage „Das Deutsche Schulbarometer“

Beitrag vom 05. Feb. 2021

Aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen wurde der Corona-Lockdown Anfang des Jahres in ganz Deutschland verlängert. Für die meisten bayerischen Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler findet mindestens bis Mitte Februar Distanzunterricht statt. Für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 gibt es eine Notbetreuung. Diese Woche kehrte der Großteil der Abschlussklassen der Gymnasien, Fachoberschulen, Berufsoberschulen sowie der Berufsschulen, bei denen Ende März die Abschlussprüfungen beginnen, zum Wechselunterricht zurück.

Aktuelle Befragung aus Sicht der Lehrkräfte

Aktuelle Befragungsergebnisse des Deutschen Schulbarometers zeigen Veränderungen und Herausforderungen aus Sicht der Lehrkräfte. Im April 2020 wurde für das Deutsche Schulbarometer Spezial zur Corona-Krise eine repräsentative Befragung mit 1.015 Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen in ganz Deutschland durchgeführt. Die Befragung wurde im Dezember 2020 wiederholt, wodurch datengestützte Aussagen zur Entwicklung der Schulen während der Corona-Pandemie möglich sind.

Diejenigen Lehrkräfte, die Anfang Dezember 2020 bereits überwiegend im Wechsel/Hybrid- oder Fernunterricht gearbeitet hatten, wurden gefragt, welche für sie die größten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Distanzunterricht darstellten (Tabelle 1). Die überwiegende Mehrheit der Befragten sah eine „mittlere“ oder „große“ Herausforderung* darin, die Schülerinnen und Schüler generell zu erreichen (73 %). Für jeweils 86 % der Lehrkräfte war es herausfordernd, die Schülerinnen emotional insbesondere in Problemlagen zu unterstützen und zu motivieren und auf den Einzelnen zugeschnittene Rückmeldungen zu geben. Die Bereitstellung individualisierter Arbeitsaufträge wurde von 83 % der Lehrkräfte als Herausforderung gesehen. Für drei Viertel (73 %) der Befragten stellte die Durchführung von (Abschluss-)Prüfungen eine Herausforderung dar.

Tabelle 1: Größte Herausforderungen im Wechsel-, Hybrid- bzw. Fernunterricht, Dezember 2020

Quelle: Das Deutsche Schulbarometer Spezial Corona-Krise: Folgebefragung; Ergebnisse einer Befragung von Lehrerinnen und Lehrern an allgemeinbildenden Schulen im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT.
1) An 100 Prozent fehlende Werte = „weiß nicht/keine Angabe“
* Im vorliegenden Text wird als „Herausforderung“ bezeichnet, wenn die Befragten die jeweiligen Aspekte als „große Herausforderung“ oder als „mittlere Herausforderung“ genannt haben.

Zu Beginn der Schulschließungen im Frühjahr 2020 fehlte es vielen Schulen an grundsätzlichen Dingen, wie z.B. Lernplattformen oder Videokonferenz-Tools, um mit dem Distanzunterricht beginnen zu können. 66 % der befragten Lehrkräfte vermissten Unterstützung bei der Organisation und der Gestaltung von Hybrid- und Fernunterricht. Fehlende Qualifikationen bei der Umsetzung neuer Aufgaben wurden von 44 % bemängelt.

Mehrheit der Schulen nutzt Lern- und Arbeitsplattformen für den Distanzunterricht

Zum Stand Dezember 2020 hatte die überwiegende Mehrheit (78 %) der Schulen laut Schulbarometer eine Lernplattform. 73% kommunizierte im Distanzunterricht mit den Schülerinnen und Schüler sowie den Eltern darüber. Zum Vergleich: Im April 2020 hatten 45 % der befragten Lehrkräfte eine Lernplattform zur Kommunikation mit Schüler/innen und Eltern genutzt. Dabei lassen sich Unterschiede zwischen den Schularten beobachten: Laut der Befragung gab es im Dezember 2020 an 98 % der Gymnasien eine Lernplattform, bei Grundschulen und Förderschulen lag der Anteil bei nur knapp 60 %. Auch bei der Ausstattung mit digitalen Medien zeigen sich Unterschiede: Im Dezember stimmten 38 % der befragten Lehrkräfte der Aussage zu, dass ihre Schule hinsichtlich der Technik und der Ausstattung mit digitalen Medien (sehr) gut auf den Distanzunterricht vorbereitet sei. An Förder- und Grundschulen lag der entsprechende Wert bei lediglich 18 bzw. 27 %.

Schulen haben sich im Online-Unterricht weiterentwickelt

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass sich die Schulen beim Online-Unterricht und der Nutzung von digitalen Tools seit dem Frühjahr 2020 weiterentwickelt haben. Befunde aus dem Schulbarometer lassen die Vermutung zu, dass viele Lehrkräfte sich auf die Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, einlassen. So waren 44 % der befragten Lehrkräfte der Meinung, dass die Corona-Krise langfristig zu positiven Veränderungen an ihrer Schule führen wird. 69 % der Befragten haben seit dem Frühjahr 2020 neue Methoden oder Ansätze im Unterricht ausprobiert, die sie auch in Zukunft anwenden wollen.

Ein weiterer Befund ist, dass die technischen Voraussetzungen und die Ausstattung mit digitalen Medien sich teilweise deutlich zwischen den Schularten unterscheiden. Wichtig ist nun, dass aus den gewonnenen Ideen und Erfahrungen, die in den vergangenen Monaten gemacht wurden, nachhaltige Konzepte entstehen, die alle Schülerinnen und Schüler erreichen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder der besuchten Schulart.

Lehrerfortbildungen in Nürnberg – Nachfrage im Bereich Digitales Lehren & Lernen besonders groß

Um den Nürnberger Lehrkräften den Umgang mit den aktuellen Herausforderungen zu erleichtern gab und gibt es verschiedene Angebote des städtischen Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie Nürnberg (IPSN). Im Bereich Fachfortbildungen wurden vor allem Veranstaltungen rund um das Thema Digitales Lehren und Lernen stark nachgefragt, auch in Form von schulinternen Fortbildungen sowie dem neuen Format von online-Sprechstunden. Darüber hinaus gab es auch Angebote zu den Themen „Verschwörungstheorien um Covid-19“ oder auch Lehrergesundheit. Von März bis Dezember 2020 waren über 7.000 Teilnehmende zu verzeichnen. An einer Abfrage unter Lehrkräfte bei den Digitalen Fortbildungstagen im Dezember 2020 nahmen 160 Personen teil. Dabei zeigte sich ein reges Fortbildungsverhalten zum Thema „Digitale Medien“ im Schuljahr 2019/20, 38,5 % hatten mehr als fünf Fortbildungen besucht. 


Quellen:

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Deutschförderung an bayerischen Grund- und Mittelschulen (3.2.21): https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/7047/faq-zum-unterrichtsbetrieb-an-bayerns-schulen.html

Das Deutsche Schulportal (Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT):  https://deutsches-schulportal.de/unterricht/bildungsfoederalismus-schulschliessungen-wie-werden-die-aufgaben-im-fernunterricht-bewertet/

Das Deutsche Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/das-deutsche-schulbarometer-hurrelmann-dohmen-corona-krise-verstaerkt-bildungsungleichheit/

forsa (2020): Das Deutsche Schulbarometer Spezial Corona-Krise: Folgebefragung. Ergebnisse einer Befragung von Lehrerinnen und Lehrern an  allgemeinbildenden Schulen im  Auftrag der Robert Bosch Stiftung in  Kooperation mit der ZEIT.

Institut für Pädagogik und Schulpsychologie Nürnberg (IPSN)

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