Nürnberger Bildungsbericht 2022 – Museumspädagogische Vermittlungsarbeit des KPZ während der Pandemie

Nürnberger Bildungsbericht 2022 – Museumspädagogische Vermittlungsarbeit des KPZ während der Pandemie

Die vergangenen knapp drei Jahre brachten pandemiebedingt große Herausforderungen für die non-formale Bildungspraxis in Nürnberg mit sich, nicht zuletzt für die Museen und die Museumspädagogik. Das umfassendste museumspädagogische Angebot in der Stadt Nürnberg hat das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ). Es bietet einen methodisch-didaktischen Zugang zu den Sammlungen und den Ausstellungen des Germanischen Nationalmuseums, der Museen der Stadt Nürnberg und den Ausstellungshäusern des KunstKulturQuartiers. Die Angebote des KPZ tragen wesentlich zu den hohen Besuchszahlen dieser Museen bei.

Eingeschränktes Angebot während der Corona-Pandemie

Während der sogenannten Lockdowns in den Jahren 2020 und 2021 war eine personelle Vermittlung jedoch nicht möglich, was sich deutlich auf die Teilnehmendenzahlen des KPZ auswirkte (Abbildung 1). Bildungsangebote für Schülerinnen und Schüler sowie für Erwachsene in Museen waren in den Bestimmungen zu Infektionsschutzmaßnahmen lange Zeit kaum oder nicht vorgesehen. Museumsführungen wurden zunächst als Freizeitangebote eingeordnet und konnten in der Zeit, als sich die Pandemielage wieder entspannte und Maßnahmen wieder gelockert wurden, nur sehr eingeschränkt stattfinden. Aufgrund der sich ändernden gesetzlichen Regelungen für den Museumszutritt, für die Kontakterfassung von Teilnehmenden oder Personenobergrenzen mussten die Hygienekonzepte des KPZ in Abstimmung mit den Museen und den dortigen Schutzkonzepten mehrfach angepasst werden.

Abbildung 1: Teilnehmende an Angeboten des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums der Museen in Nürnberg (KPZ) nach Zielgruppen, 2016 bis 2021

Quelle: Stadt Nürnberg, Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg.

Deutlicher Rückgang der Besucherzahlen bei museumspädagogischen Angeboten seit 2019

In den Jahren vor der Corona-Pandemie verzeichnete das KPZ zwischen 2016 und 2019 in der Abteilung „Schulen und Jugendliche“ durchschnittlich etwa 30.000 Teilnehmende. Im Jahr 2020 sank die Zahl der Teilnehmenden aufgrund der pandemiebedingten Schließungen der Museen auf 5.116 in 290 Veranstaltungen. Im darauffolgenden Jahr waren erst ab September wieder Schulführungen möglich, Klassen mussten wegen der geltenden Abstandsregelungen geteilt werden. 2021 lag die Anzahl der Teilnehmenden bei insgesamt 2.470 (179 Veranstaltungen). Das Museumscurriculum für Grundschulen, das aufgrund des Lockdowns im Schuljahr 2019/20 vorzeitig abgebrochen werden musste, konnte 2021 mit 31 von ursprünglich 48 angemeldeten Lehrkräften aus dem Schuljahr 2019/20 wieder starten.

In der Abteilung „Erwachsene und Familien“ sanken die Teilnehmendenzahlen zwischen 2019 und 2020 von 39.825 auf 9.695 Personen und im Folgejahr auf 6.482 Personen. Mit insgesamt 803 Veranstaltungen im Jahr 2021 konnte nur etwa ein Viertel (28,3 %; 2.843 Veranstaltungen) der Veranstaltungen aus dem Jahr 2019 durchgeführt werden.

Museumsbesucherin im Germanischen Nationalmuseum

Verstärkter Einsatz digitaler Formate

Das KPZ intensivierte insbesondere während den Schließzeiten die digitale Kommunikation und reagierte auf die pandemiebedingten Einschränkungen mit neuen Onlineformaten wie z.B. einer Telefonsprechstunde im Germanischen Nationalmuseum und im Fembo-Haus (2020: 104 Termine) oder Online-Museumsgesprächen (2020: 16, 2021: 101). Bereits im Jahr 2020 hatte das KPZ ein Angebot an Online-Programmen für Schulen entwickelt und 2021 ausgebaut. Neben den buchbaren digitalen Angeboten für Schulklassen und Erwachsenengruppen wurden Online-Führungen im Videokonferenz-Format gut vom Publikum angenommen.

Steigende Nachfrage nach Museumsführungen zu verzeichnen

Im Jahr 2022 erholte sich die Nachfrage nach Führungen in den Museen zwar ab dem zweiten Quartal schnell und konstant, doch bewegt sich die Gesamtzahl der Buchungen auf insgesamt ca. 2/3 der vorpandemischen Zeit. Erfolgreiche Formate wie insbesondere das Museumscurriculum für Grundschulen konnten wieder starten. Im aktuellen Schuljahr 2022/2023 nehmen 35 Schulklassen teil. Die Buchungen von Schulklassen liegen insgesamt etwa bei der Hälfte der Buchungen von 2019. Hier ist zu beachten, dass die Nachfrage durchaus größer war, doch mussten im Herbst 2022 viele Führungen krankheitsbedingt storniert werden oder es konnten aus Kapazitätsgründen nicht alle Nachfragen erfüllt werden. Dies liege unter anderem daran, dass auch im Bereich der Museumsvermittlung Fachkräfte fehlten und das KPZ aktuell neue freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht, so Dr. Jessica Mack-Andrick, Leiterin des KPZ. Der Mangel an freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei eine unmittelbare Folge der Pandemie, deren Aufarbeitung das KPZ noch längere Zeit beschäftigen werde.

Die promovierte Kunsthistorikerin beobachtet nach den Corona-Jahren steigende Besucherzahlen, auch wenn diese noch nicht dem Vor-Corona-Niveau entsprechen: „Generell erreicht der Kulturbereich noch nicht wieder das Publikum wie vor Corona, so dass die Lage bei uns im KPZ hier durchaus den Erfahrungen anderer Kulturanbieter entspricht. Positiv ist der Wunsch vieler Kundinnen und Kunden, wieder in Präsenz in die Museen gehen und Kunst und Kultur live erleben zu können. Hier ist ein echter Nachholbedarf zu spüren, der auch der Museumspädagogik Auftrieb gibt. Digitale Formate werden als Option im Programmangebot des KPZ bleiben und langfristig als wertvoller Kompetenzzuwachs Früchte tragen, doch die Begegnung mit den Besuchenden vor Ort im Museum in unmittelbarer Betrachtung der Exponate nimmt erfreulicherweise wieder den wichtigsten Rang in der museumspädagogischen Arbeit des KPZ ein.“


Weitere Informationen und datengestützte Angaben zur non-formalen Bildung in Nürnberg und weiteren Bildungsbereichen finden sich im neuen Bildungsbericht.


Quellen:

Stadt Nürnberg, Bürgermeisteramt/Bildungsbüro (2022): Bildung in Nürnberg. Sechster Bildungsbericht der Stadt Nürnberg.

Stadt Nürnberg, Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg: Arbeitsbericht 2021.

Titelbild: © Annette Kradisch.

Beitragsbild „Museumsbesucherin im Germanischen Nationalmuseum“: © Lena Hofer.

Interkulturelle Schulungen als Schlüssel für den Öffnungsprozess der Verwaltung

Interkulturelle Schulungen als Schlüssel für den Öffnungsprozess der Verwaltung

„Interkulturelle Kompetenz wird sich zu einer Schlüsselkompetenz entwickeln, die in nahezu allen Verwaltungsbereichen benötigt wird“. Diese Einschätzung der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung bekräftigen auch die Erfahrungen aus dem Projekt „Interkulturelle Öffnung in Kommunen“ (IKÖK), welches das Bildungsbüro der Stadt Nürnberg von November 2020 bis Juni 2022 im Verbund mit der AWO-Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Nürnberg e.V. durchführte. Eine genaue Darstellung des beteiligungsorientierten IKÖK-Projektprozesses findet sich hier.

Breite Nachfrage nach interkulturellen Schulungen

Während der Projektlaufzeit boten Trainerinnen des AWO Kreisverband Nürnberg e.V. bedarfsorientierte interkulturelle Schulungen für die Beschäftigten der Verwaltung in Nürnberg an. Das Schulungsangebot, welches inhaltlich aus fünf Themenbereichen mit insgesamt elf kombinierbaren Schulungsbausteinen bestand, wurde pandemiebedingt als Online-Format konzipiert (siehe Abbildung 1). Die Schwerpunkte lagen neben der Förderung der interkulturellen Kompetenz und Kommunikation sowohl auf der Sensibilisierung für rassismuskritisches Behördenhandeln als auch auf der Wissensvermittlung von Grundlagen zu Migration und zur Interkulturellen Öffnung. „Die Schulungen fungierten als Schnittstelle zwischen Theorie und Arbeitspraxis – ohne den Berufsalltag der Teilnehmenden zu bewerten“, erklärt die AWO-Trainerin Andrea Kaliner.

Abbildung 1: Schulungsangebot

Von Mai 2021 bis Juni 2022 fanden insgesamt 39 interkulturelle Schulungen für die Beschäftigten der Stadt Nürnberg statt, bei denen 291 Teilnahmen zu verzeichnen waren. „Gerade Schulungen rund um den Themenbereich Sprachliche Diskriminierung und das konkrete Aktivwerden gegen Diskriminierung stießen auf großes Interesse. Aber auch die Themen zur rassismuskritische Öffnung waren sehr gefragt“, so Andrea Kaliner (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Themenbereiche der interkulturellen Schulungen

Die hohe Nachfrage zeigte sich nicht nur aus Dienststellen mit überwiegend direktem Bürgerkontakt, wie dem Sozialamt, den Bürgerämtern, dem Gesundheitsamt und dem Jugendamt. Vielmehr nahmen auch viele Beschäftigte aus weiteren Verwaltungsbereichen teil, wie aus der Bauordnungsbehörde, dem Hochbauamt sowie dem Amt für Digitalisierung und Prozessorganisation.

Wunsch nach mehr Kultursensibilität

Durch Feedbackbögen nach den Schulungen und einem Workshop mit Schulungsteilnehmenden konnte das Bildungsbüro einen Einblick in den aktuellen Diskussions- und Wissensstand der städtischen Beschäftigten erhalten. Dabei wurden verschieden Bedürfnisse und Bedarfe deutlich, wie beispielsweise der Wunsch nach mehr Kultursensibilität innerhalb der Verwaltung, was sowohl das Verhalten gegenüber Bürgerinnen und Bürgern als auch im eigenen Kolleginnen- und Kollegenkreis umfasst. Konkret möchten Teilnehmende persönliche Unsicherheit im Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte überwinden und sich mit aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen zu beschäftigen.

Auch die im Projekt eingebundenen Migrantenorganisationen und der Beratungsstellen hoben die interkulturellen Schulungen als wichtige Maßnahme zur interkulturellen Öffnung hervor.  

Handlungsempfehlung für die Nürnberger Verwaltung

Das Bildungsbüro wertete alle Erkenntnisse aus dem Projektgeschehen aus und fasste diese in der Broschüre Handlungsempfehlungen für die Interkulturelle Öffnung der Nürnberger Verwaltung zusammen. Mit Blick auf die Förderung der interkulturellen Kompetenz der Verwaltungsbeschäftigten werden hierzu bedarfsorientierte Schulungen für alle Mitarbeitenden empfohlen – unabhängig davon, ob Mitarbeitende direkten Bürgerkontakt haben. 

Das Projekt „Interkulturelle Öffnung in Kommunen“ (IKÖK) wurde von November 2020 bis Juni 2022 aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) kofinanziert und im Verbund mit der AWO – Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Nürnberg e.V. durchgeführt.


Quelle: Bundesakademie für öffentliche Verwaltung im Bundesministerium des Innern und für Heimat (2016): Fortbildungskonzept der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung, S.3.


Titelbild: © Bildungsbüro/Stadt Nürnberg.

Hausaufgabe für die Bildungsakteure: Demokratiebildung und vernetzte Zusammenarbeit – Diskussion im Fish-Bowl

Hausaufgabe für die Bildungsakteure: Demokratiebildung und vernetzte Zusammenarbeit – Diskussion im Fish-Bowl

Nach dem lebendigen Austausch in zwei Session-Runden (Übersicht hier) konnten zum Ende des Barcamps Ideen und Anregungen im „Fish-Bowl“, einem offenen Podiumsgespräch, direkt mit Vertreter/-innen der Nürnberger Bildungspolitik diskutiert werden.

Elisabeth Ries (Referentin für Familie, Jugend und Soziales), Caroline Merkel (Leiterin des Amts für allgemeinbildende Schulen) und Arne Zielinski (Direktor des Bildungscampus Nürnberg) gaben zunächst Ihre Eindrücke zum Barcamp wieder: so wurde für alle in den Sessions wieder einmal deutlich, wie viele Angebote und kreative Ideen es in Nürnberg bereits gibt. Die Aufgabe der Bildungskonferenz sei es hier immer auch „diese Brücken und auch Brüche zwischen den Systemen zu benennen, zu diskutieren und zu bearbeiten“ (Ries). Dabei müsse Bildung immer „von den Bedürfnissen der Individuen gedacht werden“ (Zielinski), wofür sich das Format des Barcamps besonders eigne.

Die Notwendigkeit zur weiteren Vernetzung zwischen Schule, Jugendhilfe und kultureller Bildung werde konkret beim Thema „Ganztagsbetreuung“ sichtbar, wo – insbesondere mit Blick auf den Rechtsanspruch – die verschiedenen Modelle in Nürnberg noch einmal genau betrachtet werden müssen.
Die Frage von Frau Merkel nach Projekterfahrungen im Schulbereich (wie in den Sessions „Distanzunterricht 5/4+1“ bzw. „FREIDAY“ berichtet) führte zu einer Diskussion um das Zusammenspiel von formaler und informeller Digitalisierung. Die Vorstellungen und damit verbundenen digitalen Kompetenzen unterscheiden sich offenbar sehr stark zwischen den Generationen und es stelle sich die Frage, ob städtische Institutionen hier am Bedarf vorbei agieren. Lehrkräfte sehen allerdings weiterhin den Bedarf zur Förderung und Forderung formaler Digitalkompetenz („pdfs aufmachen, eine E-Mail mit einer Anrede zu beginnen“, Ralf Dambier, Lothar-von-Faber-Fachoberschule Nürnberg).

Die von allen Diskutanten geteilte Forderung, dass die psychosozialen Folgen der Pandemie bei jungen Menschen eine Verstärkung der Schulsozialarbeit brauche, gab die Referentin für Jugend, Familie und Soziales an den Freistaat Bayern weiter, „der uns da ziemlich im Regen stehen lässt.“ Gleichzeitig verwiesen Frau Merkel und sie auch auf die Notwendigkeit nicht nur im schulischen Kontext zu verharren, sondern z.B. die Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe im Stadtteil zu nutzen und hier v.a. auch die freien Träger mit einzubeziehen („Schulen sollten wissen, in welchem Stadtteil sie tätig sind; schauen, wie man sich im Stadtteil vernetzen kann“, Merkel).

Die bereichsübergreifende Zusammenarbeit braucht es auch im Bereich der „Demokratiebildung“, die der Schlüssel zur Bearbeitung der aktuellen Krisen werden könne.  „Für ein gelingendes Gemeinwesen ist ein demokratisches Grundverständnis unabdingbar, das ist heute sehr deutlich herausgekommen.“ (Zielinski). Frau Demleitner stellte hier umfangreiche Angebote des IPSN Nürnberg in Aussicht („Schulen der Vielfalt“, „Profilschule für Demokratie“). Weitere Mitwirkende forderten im Rahmen eines weiten Verständnisses von Inklusion auch weitere Bestrebungen der Institutionen gegen Rassismus und Diskriminierung: „Demokratie braucht Inklusion“.
Alle städtischen Vertreterinnen und Vertreter sahen viele Möglichkeiten der Vernetzung im Sinne einer Weiterentwicklung der Nürnberger Bildungslandschaft und freuten sich über den „großen Willen und Begeisterung“ (Ries) der anwesenden Bildungsakteure.


Fotos:  © Rudi Ott.

Gute Bildung braucht Netzwerke – Begrüßung durch und Interview mit Oberbürgermeister Marcus König

Gute Bildung braucht Netzwerke – Begrüßung durch und Interview mit Oberbürgermeister Marcus König

In seiner Begrüßung bei der 13. Nürnberger Bildungskonferenz betonte Oberbürgermeister Marcus König den innovativen Charakter des „Barcamps“ als Format, in dem die aktive Mitwirkung aller gefragt sei und nicht nur das oft geübte „Zurücklehnen“ und „Berieseln lassen“. Augenzwinkernd stellte er fest, dass niemand eine Session aus der Kategorie „Scheitern und daraus lernen“ eingereicht hat und dies doch eigentlich eine gute Nachricht für Nürnberg sei.

Marcus König verwies auf die Herausforderungen der letzten zweieinhalb Pandemie-Jahre für die Bildung und dankte allen Bildungsakteur/-innen für den Einsatz: „Sie haben Großes geleistet.“ Gleichzeitig benannte er auch ehrlich die fortbestehenden Herausforderungen: so z.B. die hohe Fluchtzuwanderung aufgrund des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Auch hier funktioniere das Bildungssystem gut: rund 8.000 aus der Ukraine Geflüchtete sind mittlerweile in Nürnberg aufgenommen, die Schulkinder sind in Willkommensgruppen und Brückenklassen angekommen, Sprachkurse und weitere Angebote wurden auch dank der vorhandenen starken Netzwerke rasch organisiert.

Den Videoclips zur Bildungspraxis folgte ein Interview von Moderator Oliver König mit dem Oberbürgermeister Marcus König („Eine Bildungskonferenz verträgt schon zwei Könige.“) Hier hob der Oberbürgermeister als wichtige Erkenntnis aus der Pandemie hervor, dass Bildung von „Präsenz und Dialog“ lebe. So sei in der Zeit die hohe Bedeutung von kulturellen und Bildungseinrichtungen als Orte des sozialen Lernens, als Orte des Miteinanders besonders deutlich geworden.

Auch in den aktuellen Problemlagen habe die „Bildungsfamilie“ große Ressourcen, die Lösungen ermöglichen: so z.B. das eigene städtische Sprachkurssystem, die Anerkennungsstelle ZAQ. Er verwies auf die Notwendigkeit der gleichwertigen Anerkennung unterschiedlicher Bildungswege, v.a. die Stärkung der Schulform „Mittelschule“, aus der schließlich die zukünftigen Fachkräfte kommen.
Der Oberbürgermeister versprach im Rahmen der notwendigen Einsparungen aufgrund der Energiekrise alles dafür zu tun, dass die Nürnberger Bildungseinrichtungen gerade in diesem Winter „offene und warme Orte des Lernens“ bleiben.

Auf die Frage nach seinem Kernanliegen in puncto guter Bildung antwortet Marcus König, dass er „alle mitnehmen“ möchte, d.h. allen Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen Bildungsprozesse ermöglichen will. Ein besonderes Herzensthema sei ihm hier die Gleichwertigkeit verschiedener Bildungswege: so wolle gerade er, als ehemaliger Mittelschüler, dazu beitragen, dass diese Schulform gleichwertig ist und sich dies z.B. auch in der Bezahlung der Lehrkräfte niederschlage.

Mit dem Verweis darauf, dass gute Bildung immer nur im bildungsbereichsübergreifenden Netzwerk gelingt, wünschte der Oberbürgermeister den Barcamp-Teilgebenden gute Ideen und einen spannenden Austausch.


Fotos:  © Rudi Ott.

Neuer OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2022“ mit Schwerpunktthema Tertiärbildung erschienen

Neuer OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2022“ mit Schwerpunktthema Tertiärbildung erschienen

Der Bericht „Bildung auf einen Blick (2022)“ wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) herausgegeben und erschien im Oktober. Er bietet einen Überblick über die Bildungssysteme in den OECD-Mitgliedsstaaten und erfasst dabei anhand von Indikatoren und Kennzahlen den Bildungsverlauf von der frühkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung von Erwachsenen.

In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt des Berichts auf der tertiären Bildung, die sowohl das Hochschulstudium als auch berufsorientierte tertiäre Bildungsprogramme wie die berufliche Aufstiegsfortbildung zum Meister, Techniker, Erzieher oder gleichwertige Ausbildungen umfasst. Ein Sonderkapitel befasst sich mit der Pandemie und den bisher verzeichneten Auswirkungen im Bildungsbereich, die bereits im OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2021“ angeschnitten wurden.

Immer mehr Menschen haben einen tertiären Abschluss

In den vergangenen Jahren ist das Bildungsniveau in allen OECD-Ländern gestiegen. Dies trifft insbesondere auf den Tertiärbereich zu, d.h. Bildungseinrichtungen, die an die Sekundarstufe II anschließen und deren Abschluss voraussetzen (z. B. Universitäten, Fachhochschulen). In den letzten Jahren nahm der Anteil junger Erwachsener zwischen 25 und 34 Jahren mit höherer Qualifikation im Tertiärbereich in den OECD-Ländern zu (von 27 % im Jahr 2000 auf 48 % im Jahr 2021). In Deutschland stieg der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit Tertiärabschluss im gleichen Zeitraum um 14 Prozentpunkte (von 22 % im Jahr 2000 auf 36 % im Jahr 2021). Dies ist zwar eine deutliche Zunahme, bleibt jedoch unter dem OECD Durchschnitt von 21 Prozentpunkten. Die vergleichsweise niedrige Tertiärabschlussquote in Deutschland lässt sich zum Teil auf das berufliche Berufsbildungssystem hierzulande zurückführen.

Der Anteil der akademisch oder beruflich Höherqualifizierten (dazu zählen alle abgeschlossenen Berufsausbildungen nach dem Abitur, aber auch Abschlüsse in Gesundheitsberufen ohne Abitur) zwischen 25 bis 34 Jahren stieg in Deutschland von 30,9 % im Jahr 2000 auf 52,1 % im Jahr 2021.

Die geschlechtsspezifische Verteilung der tertiären Abschlüsse ist in Deutschland weitgehend ausgewogen. In Deutschland waren 2021 etwas über der Hälfte der Erstabsolvent/-innen Frauen (51 %), verglichen mit 55 % im OECD-Durchschnitt. Dagegen sind Frauen unter den Absolvent/-innen berufsbildender Bildungsgänge des Sekundarbereichs II mit einem Anteil von 38 % unterrepräsentiert. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede fallen in einzelnen Bereichen noch wesentlich größer aus: So sind z.B. im Bereich Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen nur 11 % der Absolvent/-innen berufsbildender Bildungsgänge des Sekundarbereichs II Frauen, im Bereich Gesundheit und Soziales sind es 83 %.

Deutschland gibt 1,3 % des Bruttoinlandsprodukts für Bildungseinrichtungen im Tertiärbereich aus. Damit fallen Bildungsausgaben für den tertiären Bildungsbereich in Deutschland kaum niedriger aus als im OECD-Durchschnitt (1,5%).

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Bildungsbereiche

Wie in den meisten anderen OECD-Ländern wurden in Deutschland die Schulen im ersten Pandemiejahr 2020 zeitweise vollständig geschlossen. In Deutschland blieben die Schulen des Primar- und Sekundarbereichs im Schuljahr 2019/20 20 bis 25 Tage und 2020/21 40 bis 60 Tage lang vollständig geschlossen. Im Schuljahr 2019/20 kam es an 65–70 Tagen und im Schuljahr 2020/21 an 33–53 Tagen zu Teilschließungen.

Die Corona-Pandemie hatte zudem Auswirkungen auf die Prüfungen an Schulen. Im Schuljahr 2019/20 wurden die nationalen Prüfungen im allgemeinbildenden Sekundarbereich II in 18 OECD-Ländern verschoben (2020/21: neun Länder) und in zehn Ländern sogar ganz ausgesetzt (2020/21: sechs Länder). In Deutschland wurden für die zentralen Abschlussprüfungen 2019/20 und 2020/21 spätere Termine angesetzt.

Auch auf die Erwachsenenbildung wirkte sich die Pandemie in den meisten OECD-Ländern aus. Zwischen 2019 und 2020 sank der Anteil der Erwachsenen, die vier Wochen vor der OECD-Erhebung an formaler oder nichtformaler Weiterbildung teilgenommen haben, in den OECD-Ländern um durchschnittlich zwei Prozentpunkte. Im Folgejahr erreichte die Teilnahme an nichtformaler Weiterbildung laut OECD-Bericht in den meisten Ländern wieder den vor der Pandemie beobachteten Wert. In Deutschland ging die Teilnahme an nichtformaler Weiterbildung im gleichen Zeitraum leicht zurück von 5,0 % auf 4,4 % und blieb 2021 weitgehend unverändert.

Bei jungen Erwachsenen, die sich längere Zeit weder in Ausbildung, Arbeit oder Weiterbildung befinden (sog. NEETs, „Not in Education, Employment or Training“), besteht sowohl kurz- als auch langfristig das Risiko negativer Auswirkungen auf ihre wirtschaftliche und soziale Entwicklung. In Deutschland stieg der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die sich weder in Beschäftigung noch in (Aus-)Bildung befanden, in der Covid-19-Pandemie 2020 um 1,2 Prozentpunkte und 2021 um weitere 0,3 Prozentpunkte und erreichte nahezu 10 %.


Quellen:

Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022), Bildung auf einen Blick 2022 – Ein Bericht der OECD: https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/bildungsforschung/internationale-vergleichsstudien/bildung-auf-einen-blick-oecd-bericht/bildung-auf-einen-blick-ein-bericht-der-oecd.html

OECD (2022), Bildung auf einen Blick 2022: https://www.oecd.org/publications/bildung-auf-einen-blick-19991509.htm

OECD (2022), Education at a Glance 2022, OECD Indicators; Ländernotiz: https://read.oecd.org/10.1787/9e9d0c62-en?format=pdf

Titelbild: OECD 2022, Bildausschnitt.