Der Bericht „Bildung auf einen Blick (2022)“ wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) herausgegeben und erschien im Oktober. Er bietet einen Überblick über die Bildungssysteme in den OECD-Mitgliedsstaaten und erfasst dabei anhand von Indikatoren und Kennzahlen den Bildungsverlauf von der frühkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung von Erwachsenen.
In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt des Berichts auf der tertiären Bildung, die sowohl das Hochschulstudium als auch berufsorientierte tertiäre Bildungsprogramme wie die berufliche Aufstiegsfortbildung zum Meister, Techniker, Erzieher oder gleichwertige Ausbildungen umfasst. Ein Sonderkapitel befasst sich mit der Pandemie und den bisher verzeichneten Auswirkungen im Bildungsbereich, die bereits im OECD-Bericht “Bildung auf einen Blick 2021” angeschnitten wurden.
Immer mehr Menschen haben einen tertiären Abschluss
In den vergangenen Jahren ist das Bildungsniveau in allen OECD-Ländern gestiegen. Dies trifft insbesondere auf den Tertiärbereich zu, d.h. Bildungseinrichtungen, die an die Sekundarstufe II anschließen und deren Abschluss voraussetzen (z. B. Universitäten, Fachhochschulen). In den letzten Jahren nahm der Anteil junger Erwachsener zwischen 25 und 34 Jahren mit höherer Qualifikation im Tertiärbereich in den OECD-Ländern zu (von 27 % im Jahr 2000 auf 48 % im Jahr 2021). In Deutschland stieg der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit Tertiärabschluss im gleichen Zeitraum um 14 Prozentpunkte (von 22 % im Jahr 2000 auf 36 % im Jahr 2021). Dies ist zwar eine deutliche Zunahme, bleibt jedoch unter dem OECD Durchschnitt von 21 Prozentpunkten. Die vergleichsweise niedrige Tertiärabschlussquote in Deutschland lässt sich zum Teil auf das berufliche Berufsbildungssystem hierzulande zurückführen.
Der Anteil der akademisch oder beruflich Höherqualifizierten (dazu zählen alle abgeschlossenen Berufsausbildungen nach dem Abitur, aber auch Abschlüsse in Gesundheitsberufen ohne Abitur) zwischen 25 bis 34 Jahren stieg in Deutschland von 30,9 % im Jahr 2000 auf 52,1 % im Jahr 2021.
Die geschlechtsspezifische Verteilung der tertiären Abschlüsse ist in Deutschland weitgehend ausgewogen. In Deutschland waren 2021 etwas über der Hälfte der Erstabsolvent/-innen Frauen (51 %), verglichen mit 55 % im OECD-Durchschnitt. Dagegen sind Frauen unter den Absolvent/-innen berufsbildender Bildungsgänge des Sekundarbereichs II mit einem Anteil von 38 % unterrepräsentiert. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede fallen in einzelnen Bereichen noch wesentlich größer aus: So sind z.B. im Bereich Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen nur 11 % der Absolvent/-innen berufsbildender Bildungsgänge des Sekundarbereichs II Frauen, im Bereich Gesundheit und Soziales sind es 83 %.
Deutschland gibt 1,3 % des Bruttoinlandsprodukts für Bildungseinrichtungen im Tertiärbereich aus. Damit fallen Bildungsausgaben für den tertiären Bildungsbereich in Deutschland kaum niedriger aus als im OECD-Durchschnitt (1,5%).
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Bildungsbereiche
Wie in den meisten anderen OECD-Ländern wurden in Deutschland die Schulen im ersten Pandemiejahr 2020 zeitweise vollständig geschlossen. In Deutschland blieben die Schulen des Primar- und Sekundarbereichs im Schuljahr 2019/20 20 bis 25 Tage und 2020/21 40 bis 60 Tage lang vollständig geschlossen. Im Schuljahr 2019/20 kam es an 65–70 Tagen und im Schuljahr 2020/21 an 33–53 Tagen zu Teilschließungen.
Die Corona-Pandemie hatte zudem Auswirkungen auf die Prüfungen an Schulen. Im Schuljahr 2019/20 wurden die nationalen Prüfungen im allgemeinbildenden Sekundarbereich II in 18 OECD-Ländern verschoben (2020/21: neun Länder) und in zehn Ländern sogar ganz ausgesetzt (2020/21: sechs Länder). In Deutschland wurden für die zentralen Abschlussprüfungen 2019/20 und 2020/21 spätere Termine angesetzt.
Auch auf die Erwachsenenbildung wirkte sich die Pandemie in den meisten OECD-Ländern aus. Zwischen 2019 und 2020 sank der Anteil der Erwachsenen, die vier Wochen vor der OECD-Erhebung an formaler oder nichtformaler Weiterbildung teilgenommen haben, in den OECD-Ländern um durchschnittlich zwei Prozentpunkte. Im Folgejahr erreichte die Teilnahme an nichtformaler Weiterbildung laut OECD-Bericht in den meisten Ländern wieder den vor der Pandemie beobachteten Wert. In Deutschland ging die Teilnahme an nichtformaler Weiterbildung im gleichen Zeitraum leicht zurück von 5,0 % auf 4,4 % und blieb 2021 weitgehend unverändert.
Bei jungen Erwachsenen, die sich längere Zeit weder in Ausbildung, Arbeit oder Weiterbildung befinden (sog. NEETs, „Not in Education, Employment or Training“), besteht sowohl kurz- als auch langfristig das Risiko negativer Auswirkungen auf ihre wirtschaftliche und soziale Entwicklung. In Deutschland stieg der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die sich weder in Beschäftigung noch in (Aus-)Bildung befanden, in der Covid-19-Pandemie 2020 um 1,2 Prozentpunkte und 2021 um weitere 0,3 Prozentpunkte und erreichte nahezu 10 %.
Quellen:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022), Bildung auf einen Blick 2022 – Ein Bericht der OECD: https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/bildungsforschung/internationale-vergleichsstudien/bildung-auf-einen-blick-oecd-bericht/bildung-auf-einen-blick-ein-bericht-der-oecd.html
OECD (2022), Bildung auf einen Blick 2022: https://www.oecd.org/publications/bildung-auf-einen-blick-19991509.htm
OECD (2022), Education at a Glance 2022, OECD Indicators; Ländernotiz: https://read.oecd.org/10.1787/9e9d0c62-en?format=pdf
Titelbild: OECD 2022, Bildausschnitt.
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