Mit dem Ziel, die gesammelten Homeschooling-Erfahrungen aus der Pandemie nachhaltig und dauerhaft in den Schulunterricht zu integrieren, führt die Lothar-von-Faber-Schule ab dem Schuljahr 2021/2022 geregelte Distanztage ein. Das Modell 5/4+1 sieht einen zweiwöchentlichen Unterrichtstag von zu Hause für alle Jahrgangsstufen und Klassen vor.
Unterricht in Distanz wird ein fester Bestandteil des Schullebens
Laut der Lothar-von-Faber-Schule fügt sich das Modell des 5/4+1 nahtlos in den normalen Stundenplan ein. Die Distanztage werden zu Schuljahresbeginn für das gesamte Schuljahr festgelegt und verschieben sich wöchentlich um einen Tag: In der ersten Unterrichtswoche wird mit Montag begonnen und in dritten Woche findet der Dienstag digital statt. Angesichts der großen und vielfältigen Ausrichtung der staatlichen Nürnberger Fachoberschule ist diese transparente und einheitliche Regelung für eine gelingende Umsetzung essenziell. Denn für die Schule gilt es den Unterrichtsalltag von mehr als 1.100 Schülerinnen und Schüler und ca. 130 Lehrkräfte in vier Ausbildungsrichtungen (Gestaltung, Gesundheit, Sozialwesen, Wirtschaft) zu koordinieren.
Da es sich um einen wechselnden Distanztag handelt, ist eine gleichmäßige Einbeziehung aller beteiligten Fächer und unterrichtenden Lehrkräfte gewährleistet. Mit der konkreten Ermittlung von Unterrichtselementen, die sich für den Distanzunterricht eignen, ist die unterrichtende Lehrkraft betraut und somit auch für eine vollständige Behandlung aller Fachkompetenzen im Lehrplan verantwortlich. Die Frage, welche Kompetenzen und Inhalte für die Vermittlung im Distanzunterricht geeignet sind, wird eine fortwährende Herausforderung bei der Umsetzung sein. Die Lehrkräfte können hierbei auf umfangreiche Vorarbeiten des QmbS-Teams (QmbS – Qualitätsmangagement an beruflichen Schulen) bauen: Es stehen ihnen z. B. mehrere umfassende Handreichungen mit einer Auswahl von digitalen Tools mit Anleitungen für unterschiedliche Zwecke zur Verfügung (z. B. Audio-Aufnahmen, interaktive Quizeinheiten, etc.).
Zunächst ist beim Distanzunterricht eine Betonung des synchronen Arbeitens geplant, beim dem Schülerinnen und Schüler entlang eines festen Stundenplans gemeinsam mit der Lehrkraft lernen. Jedoch scheinen „eigenverantwortliche Bildungsphasen“ mit einer eingehenden Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler durchaus möglich. Dementsprechend eröffnet das 5/4+1-Modell auch weitreichende Perspektiven für eine veränderte Lern- und Lehrkultur. Um die Wirksamkeit des Modells gewährleisten zu können, ist eine engmaschige Evaluation der Praxis ein entscheidender Bestandteil des Konzeptes.
Für das Schuljahr 2021/2022 kann die Schule auf die Software von Microsoft365 zurückgreifen, welche die Stadt Nürnberg als Sachaufwandsträger zur Verfügung stellt. Für den Fall, dass Schülerinnen und Schüler nicht über die notwendige Soft- und Hardware verfügen, besteht die Möglichkeit Leihgeräte zur Verfügung gestellt zu bekommen bzw. dem Unterricht in der Schule zu folgen.
Stärkere Förderung der Digital-und Selbstkompetenz
Das 5/4+1-Modell setzt an den umfangreich erworbenen digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler an, die innerhalb der letzten Jahre erworben wurden. Diese Basis möchte die Lothar-von-Faber-Schule weiterentwickeln und auch für die zukünftigen Schülerinnen und Schüler anbieten. Ergänzend zu dieser digitalen Kompetenzentwicklung bietet 5/4+1 die Möglichkeit die Selbstkompetenz in einer Art und Weise zu fördern, wie dies im Regelunterricht weniger möglich ist. So sind die Schülerinnen und Schüler beim Distanzunterricht in einem stärkeren Maße gefordert, sich selbst Ziele zu setzen, die Zielerreichung eigenständig zu bewerten und bei Bedarf eine Verhaltensanpassung umzusetzen, ohne von einer Lehrkraft oder Mitschülerinnen und Mitschülern dazu „angeleitet“ zu werden. Für neue, unerfahrene Schülerinnen und Schüler soll es zu Schulbeginn eine eintägige Einführungsveranstaltung in Präsenz geben, welche eine technische und organisatorische Anleitung für die Distanztage bietet, darüber hinaus wird in den Eingangsklassen eine regelmäßige Nachbesprechung der Distanztage und der jeweiligen Arbeitsergebnisse stattfinden
Verzahnung von Distanz- und Präsenzunterricht zu „blended learning“
Neben der Kompetenzförderung der Schülerschaft zielt das 5/4+1-Modell auch auf ein abgestimmtes Nebeneinander und Miteinander von Präsenz- und Distanzunterricht ab. Während der Pandemie beruhte die Entscheidung über Distanz- und Präsenzunterricht alleinig auf den Infektionszahlen und die Schulen konnten nicht bewusst entscheiden, welche Unterrichtsinhalte in welcher Form unterrichtet werden. Dies ist durch die Planbarkeit des Unterrichts im Rahmen von 5/4+1 nun anders. Jetzt können beide Formen des Unterrichts als „blended learning“ mit vollwertigen Lehrkraftressourcen angeboten werden. So legen die Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung aufgrund pädagogischer und organisatorischer Überlegungen fest, wie Distanz- und Präsenzunterricht gewinnbringend verzahnt werden.
Implikationen jenseits des klassischen Unterrichts
Die Lothar-von-Faber-Schule berichtet, dass das 5/4+1-Modell auch die Arbeitsroutinen jenseits des Unterrichts im Klassenverband beeinflussen. So sind insbesondere klassenübergreifende modulare Angebote an Tagen mit ausgesetztem Stundenplan denkbar. Bereits im Schuljahr 2020/2021 haben sich bei der Prüfungsvorbereitung die Modulangebote bewährt. Schülerinnen und Schüler aller Abschlussklassen konnten sich digital in verschiedene Angebote „einwählen“ und somit eine passgenaue, individuelle und vor allem selbstgewählte Förderung erhalten. Mit dem geplanten Blended-Learning-Modus beschreitet die Fachoberschule den Weg in die berufliche Praxis der gegenwärtigen Arbeitswelt, in der ein Mix aus Präsenz- und Heimarbeit gang und gäbe ist.
Das gemeinsame Team von Bildungsbüro und Medienzentrum PARABOL hat die Lothar-von-Faber-Schule besucht und erkundet, welche innovativen Ideen hier in den letzten Monaten umgesetzt wurden. Hier geht’s zum Film
Titelbild: © Jürgen Schabel.
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