Am 8. September hat die Schule in Bayern wieder begonnen und auch das neue Kita-Jahr 2020/21 ist mittlerweile angelaufen. Wie viele Kinder sind in Nürnberg erstmals in Kindertageseinrichtungen gekommen und wie viele wurden eingeschult? Und unter welchen Rahmenbedingungen kann die Bildung und Betreuung in Kitas und der Schulunterricht aktuell stattfinden?
Start in das neue Kita-Jahr 2020/21
In den rund 480 Nürnberger Kindertageseinrichtungen stehen circa 29.000 Plätze zur Verfügung. In den nächsten Wochen kommen insgesamt rund 6.600 Mädchen und Jungen erstmals in Kindertageseinrichtungen in Nürnberg. Davon werden etwa 1.400 Kinder in Kinderkrippen aufgenommen, 3.200 in Kindergärten und 2.000 in Horten.
Die Kindertageseinrichtungen in Nürnberg arbeiten aufgrund des aktuellen lokalen Infektionsgeschehens im sogenannten Regelbetrieb. Das bedeutet, dass alle unter Vertrag stehenden Kinder wieder Zugang zu ihrer Kita haben. Nach vielen Wochen findet die Kinderbetreuung nun wieder regelmäßig statt.
Welche Rahmenbedingungen gelten für die Kitas?
Seit 1. September gilt der neue Rahmen-Hygieneplan für die bayerische Kindertagesbetreuung. Es gibt die folgenden drei Stufen, die auch für den Schulbetrieb gelten:
1. Stufe – Regelbetrieb
2. Stufe – eingeschränkter Regelbetrieb
3. Stufe – eingeschränkte Notbetreuung.
Das Gesundheitsamt legt die jeweilige Stufe abhängig vom lokalen Infektionsgeschehen fest. So ist beispielsweise in Stufe 1 eine Organisation in festen Gruppen nicht mehr erforderlich, bei Stufe 2 und 3 müssen die Kinder wieder in festen Gruppen betreut werden.
Es gibt keine Maskenpflicht für die Kinder in Kindertageseinrichtungen, jedoch für Eltern und Besucher. Ab Stufe 2 sind grundsätzlich alle erwachsenen Personen in der Kita verpflichtet, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen.
Elisabeth Ries, Nürnbergs Referentin für Jugend, Familie und Soziales, hofft, dass die Wiederaufnahme des Regelbetriebs möglichst ungetrübt durch neue Einschränkungen ablaufen kann: „Corona hat uns allen auf sehr schmerzhafte Weise gezeigt, dass Kindertageseinrichtungen unverzichtbare Angebote der Bildung und Familienunterstützung sind. Deren Schließung hat sehr viele Eltern vor enorme Probleme gestellt, die aber auch für die Kinder einen großen Einschnitt darstellten, weil sie von heute auf morgen auf ihre sozialen Kontakte zu Freundinnen und Freunden verzichten mussten, den Kita-Alltag vermisst haben und weil wichtige Bildungs- und Förderangebote weggefallen sind. Das Gleiche gilt auch für die Ganztagsangebote in Schule und Hort für Grundschulkinder.“
Präsenzunterricht findet wieder statt
Vor drei Wochen sind auch die Schulen in Nürnberg wieder zum Regelbetrieb, das heißt zum Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen, zurückgekehrt. Am 8. September kamen in Nürnberg 4.346 Schulanfängerinnen und Schulanfänger neu in die Grundschulen. Insgesamt werden nun an Nürnberger Grundschulen 17.108 Kinder unterrichtet. Aus den Grundschulen wechselten 704 Kinder in die 5. Klassen der Realschulen, 1.412 in die 5. Klassen der Gymnasien.
Doch unter welchen Rahmenbedingungen findet der Präsenzunterricht statt? In den ersten neun Schultagen war das Tragen einer Maske außerhalb des Unterrichts für die Jahrgangsstufe 1 bis 4 der Grundschulen und Grundschulstufen der Förderzentren verpflichtend. Ab der 5. Jahrgangsstufe galt für den gleichen Zeitraum für alle Personen auf dem Schulgelände und im Unterricht die Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. „Dennoch sind wir froh, dass Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler wieder in die Klassenzimmer zurückkehren“, betont Cornelia Trinkl, die neue Referentin der Stadt Nürnberg für Schule und Sport.
Seit letzter Woche müssen Schülerinnen und Schüler in Bayern keine Maske mehr im Unterricht tragen, jedoch weiterhin auf dem Schulgelände. Im Unterricht ist die Maske nur an den Schulen zu tragen, für die das jeweils zuständige Gesundheitsamt dies aufgrund erhöhter Infektionszahlen anordnet.
Die gemeinsame Empfehlung der Stadt Nürnberg und des Staatlichen Schulamts Nürnberg lautete, in den ersten neun Schultagen auf den Sportunterricht zu verzichten. Weitere Entscheidungen dazu sollen abhängig von der aktuellen Lage getroffen werden, wobei die letzte Entscheidung bei der jeweiligen Schulleitung liegt.
Quellen:
Stadt Nürnberg, Presse- und Informationsamt, Pressemitteilung Nr. 853 / 4.9.2020.
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Rahmen-Hygieneplan Corona für die Kindertagesbetreuung und Heilpädagogische Tagesstätten, Stand 12.8.2020, gültig ab 1.9.2020.
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Drei-Stufen-Plan zum Unterrichtsbetrieb im Schuljahr 2020/2021, Stand 7.9.2020; https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/7047/faq-zum-unterrichtsbetrieb-an-bayerns-schulen.html (letzter Zugriff am 21.9.2020).
Ohne Zweifel hat die Digitalisierung der Schulbildung infolge der Corona-bedingten Schulschließungen in Bayern ab dem 16. März 2020 an besonderer Bedeutung gewonnen und auch einen Schub erfahren. Dass der digitale Unterricht für alle Beteiligten eine Herausforderung darstellt, ist unbestritten. Der aktuellste Nationale Bildungsbericht beschreibt die Komplexität, die die Digitalisierung des Unterrichts mit sich bringt. Der Einsatz digitaler Medien sei bisher, so der Bericht, eher als Hilfsmittel zur Vermittlung von Informationen und weniger zur Unterrichtung und zum Austausch von Lerninhalten genutzt worden. Auch sei eine ausreichende technische Infrastruktur zwar eine zentrale Voraussetzung für die Verwendung digitaler Medien, der Zugang zu diesen sei jedoch auch von Merkmalen, wie der sozialen Herkunft, abhängig. Weiter hänge der Erfolg des Einsatzes vor allem von einem didaktisch sinnvollen und kritisch reflektierten Einsatz digitaler Technologien ab. Digitalisierungsbezogene Inhalte spielten in der Aus- und Fortbildung des pädagogischen Personals aber bislang eher eine untergeordnete Rolle, so der Nationale Bildungsbericht. Erschienen ist der Bericht im Juni dieses Jahres und bezieht sich in seiner Datenbasis auf die „Vor-Corona-Zeit“.
In Zeiten von (partiellen) Schulschließungen stellen die digitalen Technologien eine der wenigen Möglichkeiten dar, um Kontakt von Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler herzustellen und Unterricht stattfinden zu lassen. Zielten bisherige Medienkonzepte und -strategien eher auf die Ausstattung der Schulen mit technischen Geräten für den unterrichtsbegleitenden Betrieb vor Ort ab, ging es plötzlich um die Nutzung digitaler Technik, um Distanz zu überwinden. Entsprechende Hardware und Software für Schülerinnen und Schüler für den Gebrauch zuhause gerieten in den Fokus, ebenso die Nutzungsmöglichkeiten von WLAN und Druckern.
Laut der Darstellung im Nationalen Bildungsbericht zur Verfügbarkeit technischer Geräte bei den Jugendlichen in Deutschland, sind für den Fernunterricht geeignete Gerätschaften, wie PC oder Tablet, nicht für alle verfügbar. Unterschiede zeigen sich nach Geschlecht, Alter und besuchter Schulart. Demnach verfügen Mädchen, Jüngere und Schülerinnen und Schüler von Mittel- und Realschulen im geringeren Maße über PCs.
Verfügbarkeit von Informations- und Kommunikationstechnik 12- bis 19-jähriger Jugendlicher 2018 nach Geschlecht und Altersgruppen (in %)
Auch die technische Ausstattung der Lehrkräfte musste berücksichtigt werden und deren Qualifizierung im Umgang mit Lern-Management-Programmen.
Durch das Team Digitale Schule reagierte die Stadt Nürnberg auf die Situation. Während der letzten Monate schulte das städtische Institut für Pädagogik und Schulpsychologie Nürnberg (IPSN) insgesamt über 2000 Lehrkräfte. Hier ging es vor allem um den technischen Umgang mit der Software Microsoft Teams, die allen Schulen als digitales Kommunikationsinstrument zur Verfügung gestellt wurde. Um den Zugang für alle Kinder und Jugendlichen zur schulischen Bildung zu ermöglichen, wurden durch die Stadt Nürnberg zudem bislang etwa 300 mobile Leihgeräte zur Verfügung gestellt. Bis Ende des Jahres werden in Nürnberg aus den Sondermitteln des Bundes über die Bayerische Staatsregierung insgesamt 6000 Tablets beschafft. Momentan laufen Bedarfsabfragungen über die Schulen. In den Schulen, die sich bis zum 30. Juni an der Abfrage beteiligt hatten, benötigen etwa 16 % der Schülerschaft ein Leihgerät. Zwischen den Schularten zeichnen sich Unterschiede ab: In den Gymnasien ist demnach der Bedarf niedriger, in den Mittelschulen, wo bis zu einem Drittel der Schülerinnen und Schüler ein digitales Endgerät benötigen, höher.
Für das anstehende Schuljahr ist der Regelbetrieb, also Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler unter Einhaltung von Hygienevorschriften vorgesehen. Abhängig vom örtlichen Infektionsgeschehen zieht das Kultusministerium auch andere Szenarien in Erwägung. Darunter fallen partielle Schulschließungen bei denen Präsenz- und Distanzunterricht Hand in Hand gingen. Hier wäre die digitale Ausstattung von besonderer Bedeutung, damit Lehrkräfte technisch ausgestattet, aber auch didaktisch-pädagogisch geschult in direkten Austausch mit den Schülerinnen und Schülern treten können. Unabhängig von engagierten Lehrkräften, der Schulart oder Schule sollen Schülerinnen und Schüler gleich welcher sozialen Herkunft und – vor allem im Fall von Geflüchteten – der Wohn- und Ausstattungssituation, ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können.
Was ist jetzt zu tun, um „Corona-Effekte“ im Bereich der Ausbildung zu vermeiden?
Im letzten Artikelwurde festgestellt, dass die aktuelle Grundstimmung des Ausbildungsmarkts von „Abwarten“ und „Zögern“ geprägt ist. Gerade jetzt sind deshalb die Akteure der Berufsbildung in Politik und Praxis gefragt, aktiv zu werden: um zum einen die derzeitigen Schulabgänger/-innen rechtzeitig und passgenau in Ausbildung zu bringen. Und um zum anderen präventiv Maßnahmen zu ergreifen, den nächsten (und übernächsten) Absolvent/-innenjahrgang gut auf den Übergang in die Ausbildung vorzubereiten.
Entsprechende Koalitionen sind auf Bundes- und Landesebene bereits geschmiedet oder im Aufbau (z.B. mit der „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2019 – 2021“). In Nürnberg hat sich die neugegründete „Task Force Corona“ das Thema Ausbildungssicherung auf die Fahnen geschrieben und setzt dies aktuell mit der Kampagne „#Ausbildung jetzt“ um. Auch die Akteure in den vorhandenen Netzwerken (wie z.B. im Trägerkreis Übergangsmanagement und den Gremien der Jugendberufsagentur) wird über notwendige Maßnahmen diskutiert. Neben bereits verabschiedeten staatlichen Unterstützungen zur Stabilisierung und Intensivierung des Ausbildungsplatzangebots und der weiterhin dringend notwendigen Umsetzung des Digitalpakts in Mittel- und Berufsschulen, sollten auf kommunaler Ebene gemeinsam Aktionen geplant und ergriffen werden:
Unsicherheiten abbauen: Kommunikation und Information auf allen Ebenen
Jugendliche, ihre Eltern, Lehrkräfte und Peers brauchen die aktuelle Information über das Ausbildungsstellenangebot in den verschiedenen Branchen. (Online-) Vermittlungs- und Lehrstellen-börsen bieten hier eine Übersicht, Berufsberatung und Ausbildungsakquisition unterstützen bei der Auswahl. Berichterstattung in Print und Social Media (über freie Ausbildungsplätze, Branchen/Firmen, die Auszubildende suchen, Erfolgsberichte von jungen Menschen, die jetzt einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben) kann Eltern und Jugendliche erreichen, die bislang keinen Zugang zu einer beratenden Organisation haben.
Motivation aufbauen und Kontakt herstellen
Junge Menschen, die grundsätzlich oder aufgrund eines aktuellen Unsicherheitsgefühls nicht von sich aus aktiv werden (können), brauchen den Kontakt zu einer unmittelbaren Ansprechperson. Lehrkräfte und andere Vertrauenspersonen der jungen Menschen wie z.B. die Jugendsozialarbeiter/-innen an Schulen sollten die jungen Menschen direkt auf die Expert/-innen (der Berufsberatung, des Jobcenters oder der Ausbildungsakquisiteure) verweisen – im Sinne eines aktivierenden Apells „Lass uns dort mal zusammen anrufen“.
Alternativen (den „Plan B“) vermitteln
Gerade jetzt könnte der „erste Wunsch“ von Jugendlichen hinsichtlich des Ausbildungsberufs schwieriger zu erfüllen sein. Umso wichtiger ist die Beratung zu Alternativen, d.h. Ausbildungen in verwandten Berufen oder vollschulische Ausbildungen und Übergangsmaßnahmen. Das Team „Berufsschulberatung“ (s. Infokasten) berät z.B. zu Anschlussmaßnahmen und zu den umfangreichen Ausbildungsmöglichkeiten an den kommunalen Berufsschulen.
Flexible Angebote planen
Im Zieldilemma zwischen Gesundheitsschutz und gelingendem Übergangsmanagement brauchen alle (staatlichen, kommunalen und privaten) Akteure ausreichend Handlungsspielraum, um im Sommer und im folgenden Schuljahr 20/21 flexibel Angebote planen und gestalten zu können. Angebote der Berufsorientierung sollten vorrausschauend mit Alternativen zum direkten persönlichem Kontakt geplant werden, um weitere Absagen und erneute Schließungen zu verhindern.
Praktikum als Praxiserfahrung: wichtiger denn je
Insbesondere für Schülerinnen und Schüler, die nicht die Chance hatten bzw. haben werden, an umfangreicheren Berufsorientierungsprogrammen teilzunehmen, hat das Schülerpraktikum eine zentrale Bedeutung. Es bleibt das Schlüsselelement, um einen authentischen Eindruck von Berufen und Branchen und damit eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu erhalten. Hier ist schulseitig darüber nachzudenken, die Praktikumszeiträume zu flexibilisieren und individuelle Praktika auch während der Schulzeit zu ermöglichen. Betriebe, die Praktikant/-innen einstellen würden, können direkt Kontakt mit den Schulen (Schulleitung, Berufsorientierungs-Beauftragte) aufnehmen: das Konzept des „Qualifizierten Praktikums“, das als gemeinsame Initiative des städtischen Bildungsbüros und dem Staatlichen Schulamt im Schuljahr 20/21 an allen Schulen eingeführt wird, liefert gute Grundlagen für die abgestimmte Zusammenarbeit von Schule und Betrieb.
zur Datenbank „Übergang Schule-Beruf Nürnberg“ (mit allen alternativen Möglichkeiten zur dualen Ausbildung, u.a. allen Ausbildungen der Berufsfachschulen): www.uebergangsmanagement.nuernberg.de
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