Aktivieren statt Abwarten

Beitrag vom 27. Jul. 2020

Was ist jetzt zu tun, um „Corona-Effekte“ im Bereich der Ausbildung zu vermeiden?

Im letzten Artikel wurde festgestellt, dass die aktuelle Grundstimmung des Ausbildungsmarkts von „Abwarten“ und „Zögern“ geprägt ist. Gerade jetzt sind deshalb die Akteure der Berufsbildung in Politik und Praxis gefragt, aktiv zu werden: um zum einen die derzeitigen Schulabgänger/-innen rechtzeitig und passgenau in Ausbildung zu bringen. Und um zum anderen präventiv Maßnahmen zu ergreifen, den nächsten (und übernächsten) Absolvent/-innenjahrgang gut auf den Übergang in die Ausbildung vorzubereiten.

Entsprechende Koalitionen sind auf Bundes- und Landesebene bereits geschmiedet oder im Aufbau (z.B. mit der „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2019 – 2021“). In Nürnberg hat sich die neugegründete „Task Force Corona“ das Thema Ausbildungssicherung auf die Fahnen geschrieben und setzt dies aktuell mit der Kampagne „#Ausbildung jetzt“ um. Auch die Akteure in den vorhandenen Netzwerken (wie z.B. im Trägerkreis Übergangsmanagement und den Gremien der Jugendberufsagentur) wird über notwendige Maßnahmen diskutiert. Neben bereits verabschiedeten staatlichen Unterstützungen zur Stabilisierung und Intensivierung des Ausbildungsplatzangebots und der weiterhin dringend notwendigen Umsetzung des Digitalpakts in Mittel- und Berufsschulen, sollten auf kommunaler Ebene gemeinsam Aktionen geplant und ergriffen werden:

  • Unsicherheiten abbauen: Kommunikation und Information auf allen Ebenen
  • Jugendliche, ihre Eltern, Lehrkräfte und Peers brauchen die aktuelle Information über das Ausbildungsstellenangebot in den verschiedenen Branchen. (Online-) Vermittlungs- und Lehrstellen-börsen bieten hier eine Übersicht, Berufsberatung und Ausbildungsakquisition unterstützen bei der Auswahl. Berichterstattung in Print und Social Media (über freie Ausbildungsplätze, Branchen/Firmen, die Auszubildende suchen, Erfolgsberichte von jungen Menschen, die jetzt einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben) kann Eltern und Jugendliche erreichen, die bislang keinen Zugang zu einer beratenden Organisation haben.
  • Motivation aufbauen und Kontakt herstellen
  • Junge Menschen, die grundsätzlich oder aufgrund eines aktuellen Unsicherheitsgefühls nicht von sich aus aktiv werden (können), brauchen den Kontakt zu einer unmittelbaren Ansprechperson. Lehrkräfte und andere Vertrauenspersonen der jungen Menschen wie z.B. die Jugendsozialarbeiter/-innen an Schulen sollten die jungen Menschen direkt auf die Expert/-innen (der Berufsberatung, des Jobcenters oder der Ausbildungsakquisiteure) verweisen – im Sinne eines aktivierenden Apells „Lass uns dort mal zusammen anrufen“.
  • Alternativen (den „Plan B“) vermitteln
  • Gerade jetzt könnte der „erste Wunsch“ von Jugendlichen hinsichtlich des Ausbildungsberufs schwieriger zu erfüllen sein. Umso wichtiger ist die Beratung zu Alternativen, d.h. Ausbildungen in verwandten Berufen oder vollschulische Ausbildungen und Übergangsmaßnahmen. Das Team „Berufsschulberatung“ (s. Infokasten) berät z.B. zu Anschlussmaßnahmen und zu den umfangreichen Ausbildungsmöglichkeiten an den kommunalen Berufsschulen.
  • Flexible Angebote planen
  • Im Zieldilemma zwischen Gesundheitsschutz und gelingendem Übergangsmanagement brauchen alle (staatlichen, kommunalen und privaten) Akteure ausreichend Handlungsspielraum, um im Sommer und im folgenden Schuljahr 20/21 flexibel Angebote planen und gestalten zu können. Angebote der Berufsorientierung sollten vorrausschauend mit Alternativen zum direkten persönlichem Kontakt geplant werden, um weitere Absagen und erneute Schließungen zu verhindern.
  • Praktikum als Praxiserfahrung: wichtiger denn je
  • Insbesondere für Schülerinnen und Schüler, die nicht die Chance hatten bzw. haben werden, an umfangreicheren Berufsorientierungsprogrammen teilzunehmen, hat das Schülerpraktikum eine zentrale Bedeutung. Es bleibt das Schlüsselelement, um einen authentischen Eindruck von Berufen und Branchen und damit eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu erhalten. Hier ist schulseitig darüber nachzudenken, die Praktikumszeiträume zu flexibilisieren und individuelle Praktika auch während der Schulzeit zu ermöglichen. Betriebe, die Praktikant/-innen einstellen würden, können direkt Kontakt mit den Schulen (Schulleitung, Berufsorientierungs-Beauftragte) aufnehmen: das Konzept des „Qualifizierten Praktikums“, das als gemeinsame Initiative des städtischen Bildungsbüros und dem Staatlichen Schulamt im Schuljahr 20/21 an allen Schulen eingeführt wird, liefert gute Grundlagen für die abgestimmte Zusammenarbeit von Schule und Betrieb.

Links:

zur Übersicht: „geöffnete“ Beratungsangebote:
https://uebergangsmanagement.nuernberg.de/aktuelle-meldung/wir-sind-fuer-euch-da-beratungs-und-unterstuetzungsangebote-im-uebergang.html

zur Datenbank „Übergang Schule-Beruf Nürnberg“ (mit allen alternativen Möglichkeiten zur dualen Ausbildung, u.a. allen Ausbildungen der Berufsfachschulen):
www.uebergangsmanagement.nuernberg.de

Team Berufsschulberatung (bei SCHLAU):
https://www.schlau.nuernberg.de/berufsschulberatung.html

zur Infokampagne #Ausbildung jetzt https:
www.nuernberg.de/internet/wirtschaft/ausbildungjetzt.html

zu den Ausbildungsprämien:
https://www.ihk-nuernberg.de/de/corona-virus/corona-virus-regelungen-ihk-pruefungen/corona-virus-foerdermoeglichkeiten-in-der-ausbildung-bundesprogramm-ausbildungs/

zu den Lehrstellenbörsen der Kammern:
https://www.ihk-lehrstellenboerse.de/
https://www.hwk-mittelfranken.de/artikel/lehrstellenboerse-und-lehrstellenradar-75,1592,4308.html

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