Was die Bevölkerungsentwicklung einer Stadt mit ihrem Bildungssystem zu tun hat? Eine ganze Menge! Wenn die Geburtenzahlen steigen, sorgt das zum Beispiel für steigenden Platz- und Personalbedarf in Kindertagesstätten und Schulen. Wenn eine immer größere Zahl von Nürnbergerinnen und Nürnbergern ins Rentenalter kommt, erhöht das den Fachkräftebedarf. Und der Fachkräftebedarf wird langfristig trotz leicht gestiegener Geburtenzahlen, wenn überhaupt, nur durch Zuwanderung aus dem Ausland zu decken sein. Es gibt also gute Gründe, die Bevölkerungsentwicklung als zentrale Rahmenbedingung für das Bildungssystem zu betrachten, wie es im Nürnberger Bildungsbericht üblich ist.
Pro Jahr bräuchte es laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (iab) deutschlandweit eine Nettozuwanderung von 400.000 Personen – und damit mehr als doppelt so viele Zuzüge wie im Durchschnitte der vergangenen Jahrzehnte.[1] Nürnberg ist traditionell besonders stark von Zuwanderung geprägt, wodurch die Alterung der Stadtgesellschaft deutlich abgedämpft wird.[2] Nachstehende Abbildung zeigt, dass der Abstand zwischen Geburten- und Sterbezahlen wieder größer wird. Im Jahr 2022 sind in Nürnberg 1.598 mehr Menschen gestorben als geboren wurden – der Abstand ist damit größer als in jedem anderen Jahr seit 2008. Ohne Zuwanderung würde Nürnbergs Bevölkerung also schrumpfen.
Viel stärker als Geburten und Sterbefälle fallen zahlenmäßig allerdings Wanderungsbewegungen ins Gewicht und hier war für die ersten beiden Jahre der Pandemie eine bemerkenswerte Entwicklung zu verzeichnen. Die Wanderungsbewegungen gegenüber dem Inland wie auch gegenüber dem Ausland sind in dieser Zeit stark eingebrochen. Das betrifft Zuzüge ebenso wie Fortzüge. Lediglich die Fortzüge aus Nürnberg in das Inland gingen nur moderat zurück.[3] Die Pandemie wirkte also offenbar als Migrationsbremse.
Abbildung 1: Entwicklung der Geburten- und Sterbefallzahlen sowie Zu- und Fortzüge aus dem In- und Ausland in Nürnberg in Nürnberg, 2008 bis 2022
Quellen: Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth; Einwohnermelderegister.
Neueste Bevölkerungsdaten ergänzen nun die Darstellung des jüngsten Bildungsberichts um das Jahr 2022 und machen erneut markante Entwicklungen mit Blick auf die Migration deutlich. Der Zuzug sowohl aus dem Inland wie auch aus dem Ausland steigt an. Allerdings handelt es sich bei der Zuwanderung aus dem Ausland um mehr als eine Verdoppelung (+111,5%) von 11.650 in 2021 auf 24.638 in 2022. Damit liegt der Zuzug aus dem Ausland zahlenmäßig sogar über dem Wert von 2015 (22.021). Dies deckt sich mit der Beobachtung einer Zuwanderung auf Rekordniveau (+ca. 1,1 Mio.) auf Bundesebene, die für den höchsten Bevölkerungsstand (ca. 84 Mio.) der bundesrepublikanischen Geschichte verantwortlich ist.[4]
Mit Stichtag zum 31.12.2022 waren in Nürnberg 8.083 zugezogene Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft wohnhaft. Die Ukraine nimmt infolge des russischen Angriffskriegs eine herausgehobene Rolle unter den Zugewanderten ein. Allein erklärt sich der Anstieg der Bevölkerung mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit dadurch jedoch nicht. Weitere wichtige Herkunftsländer waren in 2022 wie in den Vorjahren unter anderem Rumänien (2.846), Syrien (1.260) und Bulgarien (1.029).[5]
[1] https://www.iab-forum.de/die-deutsche-wirtschaft-braucht-kuenftig-mehr-fachkraefte-aus-drittstaaten/
[2] Stadt Nürnberg Bildung Büro (2022): Bildung in Nürnberg 2022. Sechster Bildungsbericht der Stadt Nürnberg, S. 19.
[3] Stadt Nürnberg Bildung Büro (2022): Bildung in Nürnberg 2022. Sechster Bildungsbericht der Stadt Nürnberg, S. 21.
[4] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/01/PD23_026_124.html
[5] Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Statistik und Stadtforschung für Nürnberg und Fürth.
Titelbild: © Pixabay.
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