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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kinderbetreuung

Beitrag vom 15. Apr. 2021

Die pandemiebedingten Schließungen von Kindertageseinrichtungen und Schulen ab Mitte März 2020 stellten viele Familien vor die große Herausforderung, wie ihre Schul- oder Kitakinder betreut werden sollen. Nur wenige Familien konnten in dieser Zeit eine Notbetreuung in Anspruch nehmen, denn dieses Angebot war in den meisten Bundesländern auf Kinder bestimmter Altersgruppen begrenzt oder Kindern vorbehalten, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Wie haben Eltern die Zeit der eingeschränkten Kinderbetreuung während der ersten Monate der Corona-Pandemie bewältigt?

Mit unterschiedlichen Herangehensweisen führten das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) mit dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) und das Nürnberger Amt für Stadtforschung und Statistik zu dieser Frage Untersuchungen durch. Aus methodischen Gründen ist eine direkte Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwar nicht möglich, dennoch lohnt es sich, die Studien gemeinsam zu betrachten.

Kinderbetreuung wurde vor allem von Frauen übernommen

Befunde des Nationalen Bildungspanels zeigen, dass berufstätige Eltern in den ersten Monaten der Corona-Pandemie die Betreuung ihrer Kinder auf sehr unterschiedliche Weise organisierten. Am häufigsten betreuten die Eltern ihre Kinder selbst; Mütter taten dies häufiger allein als Väter. Zwar beteiligten sich Väter auch an der Kinderbetreuung – dies geschah häufig aber nur gemeinsam mit der Mutter oder mit Unterstützung von Dritten. Die berufliche Situation der Eltern (wie z.B. die Ausübung eines systemrelevanten Berufs oder die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten) beeinflusste die Betreuungsform während der Pandemie deutlich, allerdings übernahmen auch bei ähnlichen beruflichen Bedingungen beider Eltern, Mütter die Kinderbetreuung häufiger alleine. Darüber hinaus belegt die Studie, dass lediglich ein Prozent der 14-jährigen Schulkinder sowie vier Prozent der Kita- und Schulkinder unter 14 Jahren in einer institutionellen Notbetreuung betreut wurden. Fast ein Drittel (31 %) der 14-jährigen Kinder waren in dieser Zeit ohne Beaufsichtigung.

Doch wie sah die Kinderbetreuung während des ersten Lockdowns in Nürnberg aus? Ergebnisse einer Befragung des städtischen Statistikamts zeigen, dass vor allem Mütter in der Betreuungsarbeit aktiv waren (Abbildung 1). Die Möglichkeit von zuhause zu arbeiten, nahm dabei eine wichtige Rolle ein. 37 % der befragten Mütter gaben an, dass sie ihre Kinder während der Homeoffice-Tätigkeit betreuten, bei den Vätern lag der entsprechende Anteil bei 32 %. Die Notbetreuung wurde von etwa jedem zehnten Befragten in Anspruch genommen werden. 16 % der befragten Eltern gaben an, dass ihr Kind allein zuhause war.

Abbildung 1: Wie berufstätige Eltern in Nürnberg die Kinderbetreuung während des Lockdowns im Frühjahr 2020 organisiert haben nach Geschlecht

Anmerkung: In % der Befragten mit Kindern, Mehrfachantworten möglich.
Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth; Bürgerumfrage Leben in Nürnberg 2020 – Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert hat.

Öffnung der Notbetreuungsangebote

Während des ersten Lockdowns konnten Angebote der Notbetreuung sowohl von alleinerziehenden Eltern als auch von Familien genutzt werden, wenn ein Elternteil in der kritischen Infrastruktur beziehungsweise in einem systemrelevanten Bereich arbeitete. Systemrelevante Berufe waren so definiert, dass sie für die Daseinsvorsorge oder zur Bekämpfung der Pandemie durch das Coronavirus SARS-CoV-2 wichtig sind. Dagegen veränderten sich die Voraussetzungen, wer die Notbetreuung für seine Kinder in Anspruch nehmen kann, beim zweiten Lockdown deutlich. So wurden die Notbetreuungsangebote in Kitas sowie in Grund- und Mittelschulen für alle geöffnet, die die Betreuung ihrer Kinder nicht selbst oder auf andere Weise sicherstellen konnten.

Für die Kitas und Horte in Nürnberg zeigte sich zu Jahresbeginn 2021 in der Notbetreuung beispielsweise folgendes Bild: Im Januar 2021 besuchte in Nürnberg mehr als ein Fünftel der Kinder die Notbetreuung in einer Kindertageseinrichtung, in der Tagespflege war es rund ein Drittel. Die Belegung sei dabei sehr unterschiedlich, hatte das Jugendamt nach der ersten Woche der Notbetreuung gemeldet – in vielen Einrichtungen lag sie bei unter zehn Prozent, in rund fünf Prozent der 480 Einrichtungen bei 50 bis 70 Prozent (Nürnberger Nachrichten, 27.1.21, 2.2.21).  Das Staatliche Schulamt in der Stadt Nürnberg bilanzierte, dass in der ersten Woche 1.500 Grund- und Mittelschüler die Notbetreuung besuchten (Nürnberger Nachrichten, 15.1.21).

In den ersten Monaten der Corona-Pandemie wurde die Kinderbetreuung vor allem zu Hause von den Eltern übernommen, wobei die berufliche Situation die Betreuungsform stark beeinflusste. Wie sich gezeigt hat, war ein Teil der Kinder in dieser Zeit ohne Beaufsichtigung. Welche Auswirkungen dies insbesondere auf die Qualität des Homeschoolings und damit auf Bildungschancen hat, gilt es näher zu untersuchen. Weiterhin stellt sich die Frage, inwiefern sich der eingeschränkte Betrieb von Schulen und Kitas auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen auswirkt. Dabei rücken besonders Gruppen in den Fokus, die ohnehin bereits benachteiligt sind. Zudem bleibt zu beobachten, wie sich die Pandemiemaßnahmen im Einzelnen auf die verschiedenen Bildungsbereiche ausgewirkt haben und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit bestehende Bildungsungleichheiten nicht weiter verstärkt werden.


Quellen:

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, BIB.BEVÖLKERUNGS.STUDIEN 1/2020, Eltern während der Corona-Krise – Zur Improvisation gezwungen.

NEPS Corona & Bildung, Bericht Nr. 3, 2020, Kinderbetreuung in der Corona-Krise: Wer betreut, wenn Schulen und Kitas schließen?, abrufbar unter: www.lifbi.de/Portals/13/Corona/NEPS_Corona-und-Bildung_Bericht_3-Kinderbetreuung.pdf

Nürnberger Nachrichten, 15.1.21, 27.1.21, 2.2.21.

Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth, 16.12.20, „Es geht schon so, man gewöhnt sich daran.“ Bürgerumfrage 2020 – Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert hat (M514), abrufbar unter: www.nuernberg.de/imperia/md/statistik/dokumente/veroeffentlichungen/berichte/monatsberichte/m514.pdf

Zoch, G., Bächmann, A.-C., and Vicari, B. (2020). Care-arrangements and parental well-being during the COVID-19 pandemic in Germany. LIfBi Working Paper No. 91. Bamberg, Germany: Leibniz-Institute for Educational Trajectories.

Titelbild: © Bildungsbüro/Stadt Nürnberg.

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