Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

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Familienbildung in Nürnberg – Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten

Beitrag vom 14. Aug. 2023

Eine bundesweite Studie zur Nutzung von Familienbildungsangeboten zeigt, dass sich die Nutzergruppen von Familienbildung in den letzten Jahren zunehmend erweitert haben (vgl. Juncke et. al 2021). Der Anteil sozial benachteiligter Familien, die Familienbildung und -beratung wahrnehmen, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen von 15 % im Jahr 2006 auf 42 % im Jahr 2019. Jeweils gut zwei Drittel der befragten Alleinerziehenden (66 %) und Paarfamilien (64 %) gaben im Jahr 2019 an, Angebote der Familienbildung und Familienberatung zu nutzen.

In Nürnberg gibt es neun Familienbildungsstellen, darunter sowohl klassische Familienbildungsstätten als auch Beratungsstellen, die Familien bei der Erziehung und Förderung ihrer Kinder begleiten und unterstützen.

Mit der Praxisforschung Familienbildung wollte das Bildungsbüro in Abstimmung mit dem Jugendamt den Fokus auf die derzeitigen Herausforderungen der Familienbildung – insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie – richten und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen.

Qualitative Praxisforschung im Feld der Familienbildung

Anfang des Jahres 2022 wurden acht leitfadengestützte Video-Interviews mit Leitungskräften von Familienbildungsstellen, ein Interview mit den Koordinatorinnen der Stabstelle Familienbildung im Jugendamt sowie ein Interview mit einer Mitarbeiterin aus einer Stadtteilkoordination durchgeführt. Die Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Zusätzlich fand im Frühjahr 2022 eine Gruppendiskussion mit weiteren Fachkräften aus Einrichtungen der Familienbildung in Präsenz statt.

Bei der Interpretation der Ergebnisse gilt es den Zeitpunkt der Befragungen zu berücksichtigen: nach der langen Phase der pandemiebedingten Einschränkungen war die Arbeit in den Familienbildungsstellen sehr von der Aufarbeitung dieser Erfahrungen und von einem „Neustart“ geprägt.

Ergebnisse der Praxisforschung

In den durchgeführten Interviews der Praxisforschung wird deutlich, dass es in Nürnberg eine vielfältige Trägerlandschaft gibt, deren Einrichtungen der Familienbildung ein großes Angebotsspektrum in vielen Themenbereichen abdecken. Die Zielgruppen unterscheiden sich nach Familienform (z.B. Paare mit Kindern, Alleinerziehende) und Lebenslage (z.B. Familien in finanziellen Notlagen) und dementsprechend vielfältig sind auch die Angebotsformen und -themen.

Als Zugangshürden für die Nutzung der Angebote nennen die befragten Einrichtungsleitungen unter anderem sprachliche Barrieren.  Als direkte Folge der pandemiebedingten Einschränkungen wird auch der (zeitweise) fehlende Kontakt zu den Eltern und Familien, aber auch zu den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Einrichtungen, thematisiert.

Flexibilität und Kreativität werden von den interviewten Fachkräften als zentrale Stärken der Familienbildung wahrgenommen. Durch diese Kompetenzen konnte auch in Zeiten der Corona-Pandemie der Kontakt zu Familien aufrechterhalten werden. Bildungs- und Beratungsangebote wurden je nach Bedarf angepasst und in neuen Formaten durchgeführt.

Beispielhaftes Zitat aus den Interviews:

„Das sind so wichtige Sachen. Sie können flexibel reagieren. Es braucht eine Vorlaufzeit, aber sie können flexibel reagieren, im Sinne von: ‚das ist was, das überall oder an verschiedenen Stellen aufploppt, na dann lasst uns da ein Angebot entwickeln‘.“

Während familienbildende Angebote pandemiebedingt ausfallen mussten, versuchten die Familienbildungsstellen, den Kontakt zu den Familien aufrechtzuerhalten. Eine Umstellung bzw. die Erweiterung der Angebote ins Digitale ermöglichte es den Akteuren der Familienbildung, auch während der Pandemie Familien Bildungs- und Beratungsangebote zu machen: so fanden beispielsweise Paarberatungen per E-Mail oder Elternabende sowie digitale Messen unter dem Einsatz von Videokonferenztools statt und auch der jährliche Familienbildungstag in Nürnberg wurde 2021 und 2022 online durchgeführt. Auch wenn mittlerweile der Wunsch nach Angeboten in Präsenz bei den Familien überwiegt, werden bei Bedarf digitale Angebote, wie einzelne digitale Elternabende, fortgeführt.

Beispielhaftes Zitat aus den Interviews:

„Speziell auf Corona, die letzten Jahre war Bedarf da, aber die Eltern waren vorsichtig. Da lief ein Kurs, dann haben wir auf Online umgestellt, ist aber nicht dasselbe wie im Raum sitzen. Wir wollten aber die Eltern bis zum Ende begleiten und das hat gut funktioniert. Und letztes Jahr haben wir zwei Kurse weniger gehabt als sonst üblich, weil wir nicht von Anfang an Online anbieten wollten, wir sind andere Wege gegangen. Also Bedarf an Information und Austausch haben wir den Eltern geboten.“

Aus den Wahrnehmungen und Einschätzungen ergeben sich verschiedene Empfehlungen aus Sicht der Praxisforschung, die Sie in der Komplettfassung des Berichts „Praxisforschung Familienbildung“ nachlesen können.

Ausblick

Kooperation und Vernetzung sowohl untereinander als auch mit anderen Bildungs- und Beratungsangeboten sind für die Familienbildung wichtige Faktoren, die den Erfolg der Angebote beeinflussen. Diese sollten weiter ausgebaut werden, um „Angebotsketten“ herstellen zu können, die Zielgruppen hinsichtlich der differenzierten Bedarfe und Lebenslagen erreichen.

Die Befragten teilten das Ziel, durch ein umfassendes gemeinsames Monitoring eine bessere Grundlage für die Darstellung des nachhaltigen Erfolgs der Familienbildungsmaßnahmen zu erstellen. Damit die Familienbildung in der Öffentlichkeit mit ihren Stärken, wie der unbedingten Zielgruppenorientierung und großer Flexibilität wahrgenommen werden kann, wünschen sich die befragten Fachkräfte Planbarkeit und ausreichende finanzielle Grundlagen.


Weitere Informationen zur Familienbildung in Nürnberg finden Sie im vorherigen Blogbeitrag “Familienbildung in Nürnberg – Niedrigschwellige Unterstützung für alle Familien“.


Quellen:

Bildungsbüro der Stadt Nürnberg, Praxisforschung Familienbildung, 2022.

Köller, Hasselhorn, Hesse, Maaz, Schrader, Solga, Spieß, Zimmer (Hrsg.), 2021: Das Bildungswesen in Deutschland. Bestand und Potenziale. Bildungsort Familie (Sabine Walper und Mariana Grgic).

Titelbild: © Shutterstock.

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