Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

Bildungsblog » Start » Non-formale Bildung – Kultur » Familienbildung in Nürnberg – Niedrigschwellige Unterstützung für alle Familien

Familienbildung in Nürnberg – Niedrigschwellige Unterstützung für alle Familien

Beitrag vom 02. Aug. 2023

Die Familie ist sowohl der früheste Bildungsort als auch derjenige, der Kinder und Jugendliche am längsten und umfassendsten beeinflusst (Walper/Grgic 2019). Gleichzeitig zeigt sich in der Praxis, dass viele Eltern bei Fragen der Erziehung verunsichert darüber sind, was für ihr Kind richtig und gut ist oder welche Rolle sie im Bildungs- und Erziehungsgeschehen haben. An dieser Stelle setzt die Familienbildung an und bietet niedrigschwellige Angebote für Eltern und Familien, unabhängig von ihrer Herkunft und sozialen Zugehörigkeit.

Was kann die Familienbildung tun, um Familien in Nürnberg zu begleiten und zu unterstützen?

Bildungsangebote, die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz fördern, ihnen Sicherheit im Umgang mit ihren Kindern geben, eine stabile Eltern-Kind-Beziehung fördern und Eltern in praktischen Fragen anleiten, sind wichtig für die Familien und werden nachgefragt. In Nürnberg gibt es eine vielfältige Trägerlandschaft, deren Einrichtungen der Familienbildung ein großes Angebotsspektrum in vielen Themenbereichen abdecken. Neun Familienbildungsstellen bieten im Stadtgebiet Informationen, Beratungen, Kurse und Familienaktionen an. Sie sind Mitglieder in der Arbeitsgemeinschaft Familienbildung nach § 78 SGB VIII und arbeiten eng mit dem Stab Familienbildung im Jugendamt zusammen.

Sieben der Familienbildungsstellen in Nürnberg sind zudem als Familienstützpunkte vom Freistaat Bayern bezuschusste, niedrigschwellige und wohnortnahe Kontakt- und Anlaufstellen für Familien. In Nürnberg wurden im Jahr 2022 insgesamt 15.955 Anfragen von den Familienstützpunkten bearbeitet und damit 3.149 Anfragen mehr als im Vorjahr. Das angefragte Themenspektrum ist sehr breit und umfasst zum Beispiel die Bereiche Schwangerschaft/Geburt, Kindliche Entwicklung, Erziehung, Partnerschaft oder Problem-/Konfliktbewältigung. Die meisten Anfragen (3.876) erreichten die Familienstützpunkte im Jahr 2022 – wie auch schon in den Vorjahren – zum Thema „Angebote und Einrichtungen“, was verdeutlicht, wie bedeutsam die Vermittlungs- und Lotsenfunktion der Familienbildungsstützpunkte für die Familien ist.

Abb. 1: Anfragen von Familien an Familienstützpunkte in Nürnberg nach Themenbereichen und Art der Kontaktaufnahme, 2022

Quelle: Amt für Kinder, Jugendliche und Familien – Jugendamt; eigene Darstellung des Bildungsbüros der Stadt Nürnberg.

Digitale Angebote und Kommunikationsformen

Die Corona-Pandemie führte in den vergangenen Jahren zu deutlichen Einschränkungen in der Bildungspraxis – nicht zuletzt in den Einrichtungen der Familienbildung. Ab März 2020 wurde in mehreren Lockdown-Phasen der reguläre Betrieb der Familienbildungsstellen unterbrochen. Während familienbildende Angebote ausfallen mussten, versuchten die Familienbildungsstellen, Kontakt zu den Familien aufrechtzuerhalten.

Digitale Angebote in der Familienbildung nahmen in Zeiten, in denen Präsenzangebote nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich waren, stark zu. Die Umstellung beziehungsweise die Erweiterung der Angebote ins Digitale ermöglichte es den Akteuren der Familienbildung, auch während der Pandemie Familien Bildungs- und Beratungsangebote zu machen. Das digitale Angebot wurde an vielen Stellen erweitert und so wurden beispielsweise Paarberatungen, Elternabende, Kurse oder digitale Messen, u.a. unter Einsatz Videokonferenztools oder Tools wie digitalen Pinnwänden durchgeführt (vgl. Praxisforschung Familienbildung 2022).

Abb. 2: Anfragen von Familien an Familienstützpunkte in Nürnberg nach Kontaktart, 2019 bis 2022

Quelle: Amt für Kinder, Jugendliche und Familien – Jugendamt; eigene Darstellung des Bildungsbüros der Stadt Nürnberg.

Der Anteil an Anfragen, die über digitale Medien wie E-Mail oder Social Media an die Familienstützpunkte in Nürnberg gestellt wurden, stieg zwischen 2019 und 2021 von 17,1 % auf 30,2 %, während die Anfragen im persönlichen Gespräch – nicht zuletzt aufgrund der pandemiebedingten Regelungen – von 59,9 % auf 33,6% zurückgingen. 2022 wurden wieder mehr persönliche Anfragen an die Familienstützpunkte gestellt, der Anteil lag um 15,7 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Gleichzeitig blieb die Anzahl der Anfragen über Telefon (n=4.627) und digitale Medien (n=3.455) im Jahr 2022 etwa gleich im Vergleich zum Vorjahr, jedoch um gut die Hälfte höher als vor der Pandemie (2019: 3.122 telefonische Anfragen: 2.332 Anfragen über digitale Medien). Das heißt, dass die neuen (digitalen) Beratungszugänge für viele Ratsuchende der passende, in der Pandemie neu entstandene Zugangsweg ist, diese Anfragen aber zusätzlich zu den persönlichen Anfragen gestellt werden.

Über die Ergebnisse der Studie „Praxisforschung Familienbildung“ berichten wir hier im BildungsBlog.


Im „BildungsDate“, das am 28. Juni 2023 stattfand, sprachen Hilde Kugler und Paula Herrera von Treffpunkt e.V. sowie Hilde Nägele von der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Nürnberg e.V. über Entwicklungen der Familienbildung in den vergangenen Jahren und über Befunde aus der vom Bildungsbüro durchgeführten „Praxisforschung Familienbildung“. Nähere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: 4. BildungsDate zur Familienbildung am 28.6.2023


Quellen:

Köller, Hasselhorn, Hesse, Maaz, Schrader, Solga, Spieß, Zimmer (Hrsg.): Das Bildungswesen in Deutschland. Bestand und Potenziale. Bildungsort Familie (Sabine Walper und Mariana Grgic).

Stadt Nürnberg, Bildungsbüro, Praxisforschung Familienbildung, 2022.

Titelbild: © Treffpunkt e.V.

0 Kommentare

Das könnte Sie auch interessieren:

Menschenrechtsbildung in Nürnberg

Nürnberg bezeichnet sich als Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Entsprechend gibt es in Nürnberg zahlreiche Einrichtungen, Initiativen und Aktionen im Zeichen der Menschenrechte und auch der Menschenrechtsbildung. Zu nennen ist hier aktuell die Verleihung des...