Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

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Zugänge zu kultureller Bildung für Jugendliche ermöglichen

Zugänge zu kultureller Bildung für Jugendliche ermöglichen

Kulturelle Bildung insbesondere auch bei Jugendlichen wirkt sich auf die Persönlichkeitsentwicklung und auf die gesellschaftliche Integration aus. Erworben wird sie durch die Teilhabe an (gemeinsamen) kulturellen Aktivitäten. Diese Aktivitäten können sehr vielfältig sein und umfassen etwa den Besuch von Museen, Konzerten, Theatern oder die aktive Teilnahme an kreativen Kursen. Der Zugang zu den Angeboten und somit zur kulturellen Bildung steht nicht allen Jugendlichen gleichermaßen offen. Neben Faktoren wie der Erreichbarkeit entsprechender Angebote und finanzieller Zugangsbedingungen, wird regelmäßig auch der kulturelle Bezug des Elternhauses als ermöglichender beziehungsweise hemmender Faktor angesehen.

Die Studie „Kulturelle Bildung – hausgemacht? Zum Effekt elterlichen kulturellen Kapitals auf die kulturellen Aktivitäten von Jugendlichen“, die im Februar in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft erschienen ist, widmet sich der Chancengleichheit beim Zugang zu kultureller Bildung. Die Autoren der Studie stellen sich den Fragen inwiefern das elterliche kulturelle Kapital verschiedene Formen kultureller Teilhabe von Jugendlichen prägt und wie sich die Abhängigkeit der verschiedenen Formen kultureller Teilhabe vom elterlichen Kulturkapital im Vergleich zueinander gestaltet.

Einfluss der familiären Herkunft auf die kulturelle Bildung

Als theoretische Erklärung wird unter anderem auf das Konzept des kulturellen Kapitals von Pierre Bourdieu eingegangen. Dabei bezieht sich der Begriff des kulturellen Kapitals auf Schulabschlüsse, Partizipation an Hochkultur, kulturelle Fähigkeiten und das Vorhandensein von Gegenstände wie Bücher und Instrumente. Die Annahme ist entsprechend dem aktuellen Forschungsstand, dass sich das kulturelle Kapital der Eltern begünstigend auf die kulturellen Aktivitäten der Kinder auswirkt.

In der vorliegenden Studie wird kulturelle Bildung über die Rezeption hochkultureller Aktivitäten (z.B. ein Museumsbesuch), die Wahl einer Schule mit musischem Profil, den Besuch außerschulischer Kurse oder kulturelle Vereinsaktivitäten abgebildet. Bei anderen kulturellen Aktivitäten wie der Teilnahme an Angeboten an Jugendzentren gehen die Autoren hingegen nicht von einem Sozialisationseffekt aus. Überprüft wurden die Annahmen durch Daten von Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, die im Rahmen des Nationalen Bildungspanels (NEPS) erhoben wurden. Die befragten Schülerinnen und Schüler besuchten die 9. Klasse und sind durchschnittliche 15 Jahre alt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich das kulturelle Kapital der Eltern auf die Teilnahme der Kinder an so genannten hochkulturellen Besuchen am stärksten auswirkt. An zweiter Stelle wird der Besuch von außerschulischen Kursen durch die Eltern beeinflusst, gefolgt von der Teilnahme an Angeboten von Kulturvereinen und dem Besuch einer Schule mit musischem Schwerpunkt. Bei der Nutzung von künstlerischen Angeboten in Jugendzentren zeigte sich kein Effekt des Elternhauses.

Niedrigschwellige Zugänge zu kultureller Bildung

Die Chancengleichheit beim Zugang zu kultureller Bildung von Jugendlichen ist demnach nicht gegeben. Es zeigen sich auch hier intergenerationale Zusammenhänge ungleicher kultureller Teilhabe. Das Elternhaus ist mitentscheidend für die kulturellen Aktivitäten der Kinder. Zu den Befunden zählt auch, dass sich dieser Herkunftseffekt nicht einheitlich auf die unterschiedlichen Formen von kulturellen Aktivitäten auswirkt.

Das kulturelle Kapital der Eltern lässt sich nur schwer verändern. Um die Teilhabechancen an kulturellen Aktivitäten von Jugendlichen unabhängiger von ihrem Elternhaus zu machen, können niedrigschwellige Angebote, wie z.B. die der Jugendzentren, einen Beitrag leisten oder auch Kooperationen zwischen Schulen und kulturellen Einrichtungen, erläutert Dr. Jannis Burkhard, wissenschaftlicher Mitarbeiter am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation und Erstautor der Studie.

Verknüpfung non-formaler und formaler Bildung

„Um möglichst viele benachteiligte Kinder und Jugendliche zu erreichen, erscheinen kulturelle Bildungsangebote an Schulen besonders geeignet. Auf diesem Weg kann sichergestellt werden, dass jeder junge Mensch einen Zugang zu kultureller Bildung erhält, der unabhängig von der sozialen Herkunft ist“, so der DIPF-Forscher Jannis Burkhard.

In Nürnberg gibt es eine Reihe solcher Angebote, die bereits möglichst früh eine Gelegenheit für kulturelle Erfahrungen bietet. Hierzu zählen unter anderem MUBIKIN („Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg“), der Nürnberger KulturRucksack und das Nürnberger Museumscurriculum für Grundschulen.

Das kommunales Programm MUBIKIN bietet Kindern im Vorschulalter bis zur 4. Klassen eine kostenlose, mehrjährige musikalische Bildung. Die Kurse finden in den Kindertageseinrichtungen und in den Grundschulen in derzeit acht Grundschulsprengeln statt, die in vor allem in sozioökonomisch belasteten Gebieten sind. Nach dem Motto „Kinder haben ein Recht auf Kultur und Bildung – und das unabhängig vom Einkommen der Eltern“ bietet der KulturRucksack vier Kulturangebote in einem Schuljahr, die pädagogisch vor- und nachbereitet werden. Zu den Angeboten, die im Klassenverband besucht werden, zählt der Besuch unterschiedlichster Kulturformen wie Theater, Museum, Tanz und Konzert. Das Nürnberger Museumscurriculum für Grundschulen sieht den Besuch von vier Veranstaltungen in verschiedenen Museen im Stadtgebiet vor. Die während eines Schuljahres besuchten Module sind museumspädagogisch aufbereitet und haben Bezug zum Lehrplan.

Durch MUBIKIN wird eine Teilnahme an außerschulischen Kursen und durch den KulturRucksack und das Museumscurriculum eine Teilhabe an der so genannten Hochkultur bereits im Grundschulalter ermöglicht. Beides kulturelle Aktivitäten, die die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen und deren gesellschaftliche Integration stärken können.


Quellen:

Burkhard, J., Kühne, S., Scharf, J., Maaz, K. (2024). Kulturelle Bildung – hausgemacht? Zum Effekt elterlichen kulturellen Kapitals auf die kulturellen Aktivitäten von Jugendlichen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.


Weiterführende Informationen:

Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ)

MUBIKIN – Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg

Nürnberger Kulturrucksack


Bildnachweis: © Bildungsbüro/Stadt Nürnberg.