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14. Nürnberger Bildungskonferenz – Dokumentation: Poetisches Rahmenprogramm

Beitrag vom 05. Dez. 2023

Einstieg und Ausklang der diesjährigen Bildungskonferenz waren lyrisch und inhaltlich zugleich. Der Lyriker und Poetry Slammer Artem Zolotarov umrahmte mit zwei Beiträgen das Programm. Zu Beginn setzte er den Impuls mit dem berührenden autobiografischen Stück „Heimat“. Zum Abschluss fasste er die gesamte Konferenz mit einem vor Ort geschriebenen poetischen Text unter dem Titel „Ich mal ein Bild, das Deutschland heißt“ zusammen:  

Ich mal ein Bild, das Deutschland heißt


Wir werden alt. Das Land ergraut.
Die Babyboomer schwinden.
Wolfgang und Herbert, Uschi, Klaus
wird man bald nicht mehr finden
 
am Arbeitsplatz, sondern im Heim.
Wir brauchen neue Köpfe,
um aus dem Land, in dem wir sind,
den Mut zur Tat zu schöpfen.
 
Sprache ist Macht, sie ist ein Schwert,
das wir tagtäglich schleifen.
Und Monolingualität ist Rost.
Er darf nicht bleiben.
 
Wir brauche Schärfe an Verstand
und Weichheit in den Herzen.
Verständnis, Wärme, Empathie,
um Menschlichkeit zu schätzen.
 
Ein Mensch ist mehr als nur der Schatz,
den er an Worten trägt.
Und dieser Schatz ist nicht nur deutsch,
er wird dadurch genährt,
 
was die Erfahrung, Offenheit,
die Freundlichkeit der Fremde,
in unser Leben bringt: Kultur.
Wir brauchen alle Hände.
 
Egal, ob alt, ob Mann, ob Frau,
ob grade Lebensläufe
oder ein Slalom im System,
der kalten Aktenleute.
 
Der Paragraphenschimmelreiter,
Korinthenkackergrübler.
Wir brauchen Wunsch und Wendigkeit
und keine Wandelzügler.
 
Wir brauchen Integration,
die keine Einbahnstraße,
sondern ein buntes Lernen ist,
in jeder Erdensprache.
 
Denn jeder kann was,
selbst wenn er, den Genitiv nicht kennt.
Des Menschens Wert ist mehr als das,
was nur das Zeugnis nennt.
 
In Noten, Zahlen und Prozenten,
Prognosen, Balken und Tabellen
lässt sich nie jenes Gut ermessen,
das wir zum Maßstab wählen.
 
Die Menschenwürde ist ein Gut,
das unverrückbar bleibt.
Auch wenn der Pass nicht Rot, Schwarz, Gold,
den deutschen Adler zeigt.
 
Die Welt ist schnell, sie wandelt sich.
Da hilft kein banges Beten.
Kein tagelanges Amtsgesumme
von grauen Faxgeräten.
 
KI ist ein Möglichkeit,
wenn wir sie sinnvoll nutzen.
Sie kann Barrieren überwinden
und hohe Hecken stutzen,
 
die wir aus Angst um erbaun,
man könnt uns etwas nehmen.
Doch wer vertraut, wird niemals arm
und hat viel mehr zu geben.
 
Ich mal ein Bild, das Deutschland heißt.
In zig Millionen Farben.
In Schwarz, in Weiß, in Braun und Bunt.
Ich übermal die Narben
 
der Fremdenscheu, der Feindlichkeit,
der Hörigkeit zu hassen.
Wir können mehr, wenn wir geeint
ein Ziel ins Auge fassen.
 
Wir können dieses Land verändern.
Die Grenzen überwinden,
wenn wir in uns die Zuversicht
zu neuen Wegen finden.
 
Denn jeder Mensch verdient die Chance,
sich sinnvoll zu entfalten
und mit uns dieses schöne Land
gemeinsam zu gestalten.
 
Ich mal ein Bild, das Deutschland heißt.
Das Mut zum Wandel wählt.
Die Zukunft ist ein buntes Bild, 
dem noch die Farbe fehlt.

Artem Zolotarov
Nürnberg, 16.11.23

Titelbild: © Stadt Nürnberg, Petra Kellner

Poetischer Text: © Artem Zolotarov.

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