Dörte Maack, die die Bildungskonferenz mit frischem „Hamburger Wind“ moderierte, leitete die Gesprächsrunde nach den Hauptvorträgen mit einer eindrücklichen Audiodeskription ein:
„Wir sehen einen großen Saal, Holzfußboden, viele Stühle, blaue Polster, eine Wand rot, eine Fensterfront mit Vorhängen zugezogen. Menschen sitzen auf den Stühlen, schauen nach vorne auf eine Bühne, dort ist eine Leinwand, ein Rednerpult, sechs, nein fünf kleine rote Sessel, eine Frau in einem roten Hosenanzug, floral gemusterte Bluse, schwarze Schuhe, weinrote Kette, blonde Haare, kinnlang, mit einem Headset. Die Kamera schwenkt auf vier Personen, schicke Schuhe, sorgfältig frisierte Menschen, gut gekleidet, es sind Frau Dr. Häublein, Herr König, Frau Mohr und Herr Paulus. Sie machen sich auf den Weg zur Treppe, erklimmen die Stufen sportlich, gehen auf die roten, kleinen Sessel zu, suchen sich den Platz. Dann nehmen sie Platz. Alle lächeln charmant ins Publikum.“
Frau Maack fragte ihre Gäste der Runde zum Einstieg nach ihren persönlichen Weiterbildungswünschen – auch hier standen Sprachkenntnisse hoch im Kurs.
Oberbürgermeister Marcus König umriss nochmals den hohen Bedarf für Fachkräfte in der Stadt Nürnberg, der sich u.a. auch beim Unterrichtspersonal für Sprachkurse oder im Bereich der Pflege niederschlägt. Die Stadt Nürnberg, in der 51% der Menschen einen sogenannten Migrationshintergrund haben, fahre verschiedene Strategien, um Mitarbeitende mit Zuwanderungsgeschichte anzusprechen. König brach auch eine Lanze für „nicht perfektes Deutsch“ und wies hier humorvoll auf das fränkische Idiom hin.
Auf ihre Frage nach dem Knackpunkt bei der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Deutsch als Zweitsprache verwies Dr. Renata Häublein, Leiterin des Nürnberger Jobcenters darauf, dass in fast allen Branchen, in die vermittelt wird, Deutschkenntnisse relevant sind, aber gleichzeitig unbedingt kleine Schritte auf dem Weg notwendig sind, die einen schnelleren Start ermöglichen. „Integration heißt auch hier mitzumachen und dabei zu sein“. Um notwendige Qualifizierungen passgenau zu ermöglichen, brauche das Jobcenter weiterhin Mittel anstelle der angekündigten „extremen Einsparungen“, denn „jeder Fall ist anders und wir brauchen die perfekte Abstimmung“.
Xenia Mohr, Personalleiterin von wesgo ceramics forderte einen Blick auf die Ressourcen der Menschen jenseits von Zertifikaten: neue Mitarbeitende müssen zwar verstehen, was gesagt wird, die Beherrschung der deutschen Sprache kommt dann im Lauf der Zeit in der betrieblichen Praxis. Interessent/-innen lade sie immer zu einem Probearbeitstag ein, an dem eine gegenseitige „Bewerbung“ stattfände. „Der Mensch muss wollen, muss Begeisterung haben und das können Zeugnisse nicht ersetzen.“
Als Handwerksmeister sah Roland Paulus, Geschäftsführer von Elektro Engelhardt und Obermeister der Innung “Elektro und Informationstechnik“ Nürnberg-Fürth dagegen die Deutschsprachkenntnisse der Mitarbeitenden, die in kleinen Teams vor Ort beim Kunden agieren, als unerlässlich, damit keine Unzufriedenheit beim Kunden entstehe. Er forderte mehr Unterstützung für die Sprachbildung von der Politik ein, damit das Handwerk konkurrenzfähig bleiben könne.
Mit dem Aufruf des Oberbürgermeisters Marcus König „Wir brauchen Mut zur Veränderung. Nicht das Zeugnis, sondern der Mensch zählt“, und dem Appell von Frau Mohr, dass sich „jede Investition in Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung“ für Unternehmen auch betriebswirtschaftliche lohne, denn „es ist viel teurer, Menschen nicht zu beschäftigen, als Menschen zu beschäftigen und sie weiter zu qualifizieren“ endete die Gesprächsrunde mutmachend.
Titelbild: © Stadt Nürnberg, Petra Kellner
Beitragsbild: Stadt Nürnberg, Rudi Ott.
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