Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

Bildungsblog » Start » Non-formale Bildung – Kultur » Nürnberger Bildungsbericht 2022 – Die Stadtbibliothek im (digitalen) Wandel

Nürnberger Bildungsbericht 2022 – Die Stadtbibliothek im (digitalen) Wandel

Beitrag vom 15. Jun. 2023

Die Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg (so die derzeitige Verwaltungsbezeichnung) feierte vor drei Jahren ihr 650-jähriges Bestehen und zählt damit zu den ältesten Bibliotheken in durchgehend kommunaler Trägerschaft im deutschen Sprachraum. Sie hat sich fortwährend weiterentwickelt und – nicht zuletzt während der Corona-Pandemie – den jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst.

Die Stadtbibliothek Nürnberg zählte zwischen 2011 und 2019 jährlich im Schnitt mehr als 900.000 Besuche. Im gleichen Zeitraum wurden jährlich durchschnittlich 2,1 Millionen Medien entliehen. Zwischen 2019 und 2020 sank die Anzahl der Besucherinnen und Besucher aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen um nahezu die Hälfte (- 49,4 %) und die Entleihungszahlen um etwa ein Viertel (-25,9 %) (Abbildung 1). Im Jahr 2022 haben sich die Entleihungen der physischen Medien sowie die Besucherzahlen gut erholt und erreichen an einigen Standorten sowie in den Bücherbussen bereits das Vor-Corona-Niveau.

Abbildung 1: Besuche, Entleihungen und Medienbestand in der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, 2012 bis 2022

Quelle: Stadt Nürnberg, Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg.

Steigende Nachfrage nach virtuellen Medien ist ungebrochen

Die Nachfrage nach virtuellen Medien nimmt von Jahr zu Jahr zu. Seit Einführung der Onleihe im Jahr 2013 hat sich die Anzahl der Entleihungen mehr als vervierfacht. Während der Corona-Pandemie waren digitale Angebote von der Bibliotheksschließung nicht betroffen. Während die Anzahl der Entleihungen physischer Medien zwischen 2019 und 2020 um ein Viertel abnahm (s.o.), stiegen die Entleihungen elektronisch lesbarer Medien im gleichen Zeitraum um 21,9% und 2021 noch einmal um 4,9 %. Die Onleihe stagniert seit 2022 auf gleichbleibend hohem Niveau.

Das digitale Angebotsspektrum der Bibliothek wurde in den letzten Jahren stetig erweitert. Neben der Onleihe – aktuell ca. 30.000 Medien – ergänzen digitale Angebote wie Musikstreaming, Presse- und Datenbankdienste die physischen Bestände. Auch hier setzt sich der Ausbau fort und die Stadtbibliothek reagiert mit Angeboten wie Filmstreaming oder digitalen Noten auf den Medienwandel und geänderte Kundeninteressen. In der Vermittlungsarbeit werden ebenfalls zunehmend digitale Formate eingesetzt, beginnend mit QR-Code-Rallyes, die Klassen mit der Bibliothek vertraut machen, bis hin zu Sprechstunden für die Beratung und Hilfestellung bei der Nutzung digitaler Bibliotheksangebote.

Bibliothekspädagogische Angebote: Lesespaß und Vorleseaktivitäten

Als außerschulische Bildungseinrichtung ist die Stadtbibliothek mit systematisch aufeinander aufbauenden Angeboten im Bereich Leseförderung aktiv und kooperiert mit Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und weiterführenden Schulen. Die Angebote richten sich dabei an Kinder und Jugendliche sowie Eltern, Lehrkräfte und pädagogisches Personal in Kindertageseinrichtungen. Neben den vielfältigen Angeboten zur Leseförderung verschiedener Altersstufen in den ortsfesten Bibliotheken, sind die Bücherbusse zentrales Leseförderungsinstrument. Mit der Fahrbibliothek erreicht die Stadtbibliothek Nürnberg über die Schulen systematisch Kinder aus bildungsfernen Familien und trägt deshalb mit dazu bei, die Chancengleichheit im Bildungsbereich zu erhöhen. Die Leseförderung stellt eine wichtige Kernaufgabe der Stadtbibliothek dar; besonders vor dem Hintergrund der alarmierenden Ergebnisse der jüngsten Bildungsstudien, z.B. der aktuellen IGLU-Studie, die im Mai 2023 veröffentlicht wurde. Bei den Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse herrschen teilweise erhebliche Defizite beim Lesen, Hörverständnis und der Orthografie. Von der konzentrierten Leseförderung durch die Bücherbusse profitieren aktuell siebzehn Grundschulen; 2022 haben ca. 280 Klassen im Rahmen der Partnerschaft Schule und Bibliothek Medien ausgeliehen.

Bibliothek als Dritter Ort wichtiger denn je

Die Stadtbibliothek im Zentrum und die Stadtteilbibliotheken waren 2020 und 2021 aufgrund der Lockdowns während der Pandemie insgesamt 24 Wochen geschlossen. In weiteren 18 Wochen schränkten staatliche Vorgaben die Zugänglichkeit zur Bibliothek stark ein. Zu Beginn des Jahres 2021 richtete die Stadtbibliothek während der Schließung einen Medien-Lieferdienst und später einen Abholservice ein, der gut angenommen wurde. Insgesamt verschickte die Stadtbibliothek 1.000 individuell zusammengestellte Pakete und knapp 4.000 individuelle Bestellungen wurden dort abgeholt. Die Funktion der Bibliothek als sogenannter 3. Ort – als Aufenthaltsort und Treffpunkt ohne Konsumzwang – konnte unter diesen Bedingungen allerdings kaum erfüllt werden.

Neben der Ausleihe physischer Medien stellt die Stadtbibliothek für Besucherinnen und Besucher einen wichtigen Ort als Lern- und Erfahrungsraum für verschiedene Nutzergruppen dar. Sie entwickelt sich zu einer „Hybriden Bibliothek“, d.h. sie hält sowohl konventionelle, gedruckte als auch digitale Publikationen und Informationsquellen bereit und bietet vielfältige Angebote sowohl im physischen als auch im digitalen Raum an (vgl. Gantert 2016). Als Beispiel ist hier die Musikbibliothek zu nennen, die jüngst einen Wandel zur „Klingenden Etage“ durchlaufen hat. Instrumente zum Ausprobieren, eine Digitalisierungsstation und Übungsräume ergänzen den üblichen Bibliotheksservice. Im Jahr 2022 startete die Ausleihe von Musikinstrumenten als erster Schritt in Richtung einer „Bibliothek der Dinge“.


Weitere Informationen und datengestützte Angaben zur non-formalen Bildung in Nürnberg und weiteren Bildungsbereichen finden sich im neuen Bildungsbericht.


Quellen:

Stadt Nürnberg, Bürgermeisteramt/Bildungsbüro (2022): Bildung in Nürnberg. Sechster Bildungsbericht der Stadt Nürnberg.

Gantert, Klaus (2016): Bibliothekarisches Grundwissen, De Gruyter.

McElvany, N., Lorenz, R., Frey, A., Goldhammer, F., Schilcher, A., Stubbe, T. (2023): IGLU 2021 – Lesekompetenz von Grundschulkindern im internationalen Vergleich und im Trend über 20 Jahre. Waxmann.

Titelbild: © Eye-D-Photodesign.

0 Kommentare

Das könnte Sie auch interessieren:

Menschenrechtsbildung in Nürnberg

Nürnberg bezeichnet sich als Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Entsprechend gibt es in Nürnberg zahlreiche Einrichtungen, Initiativen und Aktionen im Zeichen der Menschenrechte und auch der Menschenrechtsbildung. Zu nennen ist hier aktuell die Verleihung des...