Nürnberger Bildungsbericht 2022 – Museumspädagogische Vermittlungsarbeit des KPZ während der Pandemie
Die vergangenen knapp drei Jahre brachten pandemiebedingt große Herausforderungen für die non-formale Bildungspraxis in Nürnberg mit sich, nicht zuletzt für die Museen und die Museumspädagogik. Das umfassendste museumspädagogische Angebot in der Stadt Nürnberg hat das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ). Es bietet einen methodisch-didaktischen Zugang zu den Sammlungen und den Ausstellungen des Germanischen Nationalmuseums, der Museen der Stadt Nürnberg und den Ausstellungshäusern des KunstKulturQuartiers. Die Angebote des KPZ tragen wesentlich zu den hohen Besuchszahlen dieser Museen bei.
Eingeschränktes Angebot während der Corona-Pandemie
Während der sogenannten Lockdowns in den Jahren 2020 und 2021 war eine personelle Vermittlung jedoch nicht möglich, was sich deutlich auf die Teilnehmendenzahlen des KPZ auswirkte (Abbildung 1). Bildungsangebote für Schülerinnen und Schüler sowie für Erwachsene in Museen waren in den Bestimmungen zu Infektionsschutzmaßnahmen lange Zeit kaum oder nicht vorgesehen. Museumsführungen wurden zunächst als Freizeitangebote eingeordnet und konnten in der Zeit, als sich die Pandemielage wieder entspannte und Maßnahmen wieder gelockert wurden, nur sehr eingeschränkt stattfinden. Aufgrund der sich ändernden gesetzlichen Regelungen für den Museumszutritt, für die Kontakterfassung von Teilnehmenden oder Personenobergrenzen mussten die Hygienekonzepte des KPZ in Abstimmung mit den Museen und den dortigen Schutzkonzepten mehrfach angepasst werden.
Abbildung 1: Teilnehmende an Angeboten des Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums der Museen in Nürnberg (KPZ) nach Zielgruppen, 2016 bis 2021
Deutlicher Rückgang der Besucherzahlen bei museumspädagogischen Angeboten seit 2019
In den Jahren vor der Corona-Pandemie verzeichnete das KPZ zwischen 2016 und 2019 in der Abteilung „Schulen und Jugendliche“ durchschnittlich etwa 30.000 Teilnehmende. Im Jahr 2020 sank die Zahl der Teilnehmenden aufgrund der pandemiebedingten Schließungen der Museen auf 5.116 in 290 Veranstaltungen. Im darauffolgenden Jahr waren erst ab September wieder Schulführungen möglich, Klassen mussten wegen der geltenden Abstandsregelungen geteilt werden. 2021 lag die Anzahl der Teilnehmenden bei insgesamt 2.470 (179 Veranstaltungen). Das Museumscurriculum für Grundschulen, das aufgrund des Lockdowns im Schuljahr 2019/20 vorzeitig abgebrochen werden musste, konnte 2021 mit 31 von ursprünglich 48 angemeldeten Lehrkräften aus dem Schuljahr 2019/20 wieder starten.
In der Abteilung „Erwachsene und Familien“ sanken die Teilnehmendenzahlen zwischen 2019 und 2020 von 39.825 auf 9.695 Personen und im Folgejahr auf 6.482 Personen. Mit insgesamt 803 Veranstaltungen im Jahr 2021 konnte nur etwa ein Viertel (28,3 %; 2.843 Veranstaltungen) der Veranstaltungen aus dem Jahr 2019 durchgeführt werden.
Verstärkter Einsatz digitaler Formate
Das KPZ intensivierte insbesondere während den Schließzeiten die digitale Kommunikation und reagierte auf die pandemiebedingten Einschränkungen mit neuen Onlineformaten wie z.B. einer Telefonsprechstunde im Germanischen Nationalmuseum und im Fembo-Haus (2020: 104 Termine) oder Online-Museumsgesprächen (2020: 16, 2021: 101). Bereits im Jahr 2020 hatte das KPZ ein Angebot an Online-Programmen für Schulen entwickelt und 2021 ausgebaut. Neben den buchbaren digitalen Angeboten für Schulklassen und Erwachsenengruppen wurden Online-Führungen im Videokonferenz-Format gut vom Publikum angenommen.
Steigende Nachfrage nach Museumsführungen zu verzeichnen
Im Jahr 2022 erholte sich die Nachfrage nach Führungen in den Museen zwar ab dem zweiten Quartal schnell und konstant, doch bewegt sich die Gesamtzahl der Buchungen auf insgesamt ca. 2/3 der vorpandemischen Zeit. Erfolgreiche Formate wie insbesondere das Museumscurriculum für Grundschulen konnten wieder starten. Im aktuellen Schuljahr 2022/2023 nehmen 35 Schulklassen teil. Die Buchungen von Schulklassen liegen insgesamt etwa bei der Hälfte der Buchungen von 2019. Hier ist zu beachten, dass die Nachfrage durchaus größer war, doch mussten im Herbst 2022 viele Führungen krankheitsbedingt storniert werden oder es konnten aus Kapazitätsgründen nicht alle Nachfragen erfüllt werden. Dies liege unter anderem daran, dass auch im Bereich der Museumsvermittlung Fachkräfte fehlten und das KPZ aktuell neue freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht, so Dr. Jessica Mack-Andrick, Leiterin des KPZ. Der Mangel an freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei eine unmittelbare Folge der Pandemie, deren Aufarbeitung das KPZ noch längere Zeit beschäftigen werde.
Die promovierte Kunsthistorikerin beobachtet nach den Corona-Jahren steigende Besucherzahlen, auch wenn diese noch nicht dem Vor-Corona-Niveau entsprechen: “Generell erreicht der Kulturbereich noch nicht wieder das Publikum wie vor Corona, so dass die Lage bei uns im KPZ hier durchaus den Erfahrungen anderer Kulturanbieter entspricht. Positiv ist der Wunsch vieler Kundinnen und Kunden, wieder in Präsenz in die Museen gehen und Kunst und Kultur live erleben zu können. Hier ist ein echter Nachholbedarf zu spüren, der auch der Museumspädagogik Auftrieb gibt. Digitale Formate werden als Option im Programmangebot des KPZ bleiben und langfristig als wertvoller Kompetenzzuwachs Früchte tragen, doch die Begegnung mit den Besuchenden vor Ort im Museum in unmittelbarer Betrachtung der Exponate nimmt erfreulicherweise wieder den wichtigsten Rang in der museumspädagogischen Arbeit des KPZ ein.“
Weitere Informationen und datengestützte Angaben zur non-formalen Bildung in Nürnberg und weiteren Bildungsbereichen finden sich im neuen Bildungsbericht.
Quellen:
Stadt Nürnberg, Bürgermeisteramt/Bildungsbüro (2022): Bildung in Nürnberg. Sechster Bildungsbericht der Stadt Nürnberg.
Stadt Nürnberg, Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg: Arbeitsbericht 2021.
Titelbild: © Annette Kradisch.
Beitragsbild “Museumsbesucherin im Germanischen Nationalmuseum”: © Lena Hofer.