Nürnberger Bildungsbericht 2022 – Soziokultur und kulturelle Bildung in Nürnberg

Nürnberger Bildungsbericht 2022 – Soziokultur und kulturelle Bildung in Nürnberg

Seit Frühjahr 2022 herrscht in vielen Bereichen der non-formalen Bildung annähernd „Normalbetrieb“. Welche Veränderungen es rückblickend nach den Jahren der Corona-Pandemie und langen Phasen der Einschränkungen im Bereich der Soziokultur und der kulturellen Bildung gab, werden in diesem Artikel aufgezeigt.

Spürbare Einschränkungen für soziokulturelle Einrichtungen

Im Bereich der Soziokultur und der kulturellen Bildung, deren vielfältige Angebote auf Aktivierung und Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern ausgerichtet sind, hinterließen die Einschränkungen der letzten Jahre besondere Spuren. Exemplarisch dafür kann dies am Z-Bau – Haus für Gegenwartskultur und den Nürnbergern Kulturläden, die dem Amt für Kultur und Freizeit zugeordnet sind, gezeigt werden. Beide Einrichtungen waren 2020 und 2021 zeitweise geschlossen und konnten kaum – wie gewohnt – (Groß-)Veranstaltungen durchführen. Die Auswirkungen auf die Anzahl der Besuchenden werden anhand der Statistik der Kulturläden deutlich (Abbildung 1): Von 2019 bis 2020 sank die Gesamtanzahl der Besuchenden von 514.520 auf 204.024. Im Jahr 2021 ging die Gesamtzahl mit 197.080 Besuchenden nochmals geringfügig zurück, jedoch verzeichneten einzelne Kulturläden, zum Beispiel Schloss Almoshof, Ziegelstein und Röthenbach wieder einen Besucherzuwachs.

Abbildung 1: Besucherzahlen der Kulturläden in Nürnberg, 2018 bis 2021

Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik Nürnberg und Fürth, Statistisches Jahrbuch.

Verstärkte Entwicklung von digitalen, aufsuchenden und Open-Air Formaten

Wie viele andere Einrichtungen der non-formalen Bildung entwickelten der Z-Bau und die Kulturläden unter den erschwerten Bedingungen neue Angebotsstrukturen.

Insbesondere in der Digitalisierung von Angeboten wurde die Chance gesehen, weiter mit Besucherinnen und Besuchern in Kontakt zu bleiben. So entstand unter anderem im Z-Bau das Diskursformat „Wie wir leben wollen“. In Online-Beiträgen überregionaler Expertinnen und Experten zu Themen wie Cancel Culture, Rassismus und Verschwörungsmythen lud das Format der zum Nachdenken und Austausch in sozialen Medien ein. Auch die Kulturläden setzten entlang ihres jeweiligen Programmprofils auf digitale Formate. So führten der Kulturladen Zeltnerschloss, das Gemeinschaftshaus Langwasser oder auch das KUF im südpunkt Kurse und andere Gruppenangebote digital durch. Sowohl das Kulturbüro Muggenhof als auch die Villa Leon veranstalteten verschiedenste online-Formate für Konzerte und Festivals, der Kulturladen Zeltnerschloss und das Loni-Übler-Haus boten unter anderem digitale Vorträge und Ausstellungen an.

Neben der Ausweitung digitaler Angebote nutzten der Z-Bau und die Kulturläden ihre Außenbereiche vermehrt für Open-Air-Veranstaltungen, um unter Corona-Rahmenbedingungen gemeinsam mit Menschen die Soziokultur aufleben zu lassen. So war der Nordgarten des Z-Baus ein Ort für Urban Gardening, Handwerk sowie kulturelle und künstlerische Aktivitäten. In den Kulturläden fanden 2020 insgesamt 128 Veranstaltungen und 2021 186 Veranstaltungen unter freiem Himmel statt. Beispielsweise entstanden im Kulturladen Ziegelstein Formate wie Gartenlesungen oder auch Schlosshof- und Biergartenkonzerte in Almoshof.

Die Kulturläden intensivierten über digitale und Open-Air-Veranstaltungen hinaus auch ihre aufsuchende Arbeit im öffentlichen Raum (2020: 84 Veranstaltungen, 2021: 228). Wie auf diese Weise mehr Menschen in den Stadtteilen erreicht werden können, zeigt sich insbesondere am Projekt KommVorZone, welche das KUF im südpunkt erstmals im Sommer 2021 organisierte. Auf der eigens gebauten Bühne mit Kiosk im Annapark fanden 110 kulturelle Angebote mit 70 Kooperationspartner/-innen statt, die von einer offenen Gruppe, bestehend aus Bürger/-innen, Künstler/-innen sowie Initiativen und Vereinen der Südstadt geplant wurden. Insgesamt besuchten 2021 rund 6.000 Besuchende die verschiedenen Angebote der KommVorZone.

Annähernd „normaler Betrieb“ und neue Herausforderungen in 2022

Ab dem Frühjahr 2022 und dem Aufheben der Corona-Beschränkungen kehrte in den soziokulturellen Einrichtungen wieder ein annähernd „normaler“ Kulturbetrieb ein. Neben der Basisarbeit in den Kulturläden fanden nach zwei Jahren beispielsweise die meisten Stadtteilfeste wieder statt. Der wieder laufende Veranstaltungsbetrieb birgt jedoch auch Herausforderungen. So füllten die vielen Verschiebungen von Veranstaltungen den Terminkalender des Z-Baus wie im Voraus und lassen weniger Raum für flexible Angebote.  Positive Projekterfahrungen aus der Pandemiezeit wirkten jedoch auch auf die Angebotsstrukturen, so bot beispielsweise das KUF im südpunkt die KommVorZone 2022 ein weiteres Mal angeboten.


Weitere Informationen und datengestützte Angaben zum Ausbildungsmarkt und der beruflichen Bildung sowie zu weiteren Bildungsbereichen in Nürnberg finden sich im aktuellen Bildungsbericht.


Quellen:

Stadt Nürnberg, Amt für Kultur und Freizeit (2022): Jahreskontrakt 2023 des Amts für Kultur und Freizeit.

Stadt Nürnberg, Bürgermeisteramt/Bildungsbüro (2022): Bildung in Nürnberg. Sechster Bildungsbericht der Stadt Nürnberg. Der Bericht ist online abrufbar unter: https://www.nuernberg.de/imperia/md/bildungsbuero/dokumente/bildung_in_nuernberg_2022.pdf