Bildungsbüro Nürnberg – Bildungsblog

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Die Nürnberger Kulturläden° – Umfrage unterstreicht die Bedeutung soziokultureller Zentren

Die Nürnberger Kulturläden° – Umfrage unterstreicht die Bedeutung soziokultureller Zentren

Das Jubiläumswochenende am 16./17. Mai 2025 zum 50-jährigen Bestehen der Nürnberger Kulturläden spiegelte die Bandbreite der Arbeit von inzwischen zwölf Kulturläden und 50 Jahren Soziokultur mit Veranstaltungen und Beiträgen, die zurückblicken (das Buch zum Jubiläum: „Die Nürnberger Kulturläden° – 50 Jahre Kultur im Stadtteil“) und Impulse für eine Weiterentwicklung geben möchten (Symposium „Das kann Soziokultur“), vor allem aber Gelegenheit zu Austausch und Begegnung bieten.

Kurz zur Einordnung: Die zwölf Kulturläden bieten jährlich rund 17.000 kulturelle Termine, empfangen dabei über 380.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich und arbeiten mit über 500 kooperierenden Kunst- und Kulturschaffenden, Organisationen, Vereinen und Gruppen zusammen. Im Sinne von „Kultur von allen für alle“ wird das selbst Gestalten und das Beteiligen bei den Kulturläden großgeschrieben.

Eine seit 1996 bestehende Möglichkeit der Beteiligung ist die in regelmäßigen Abständen stattfindende Befragung der Besucherinnen und Besucher – die sogenannte Kulturladenumfrage. Sie zeigt auf, wer die Angebote der Kulturläden nutzt und gibt den Befragten die Möglichkeit, diese zu bewerten und Verbesserungsvorschläge zu machen. Die Ergebnisse der Befragung werden sowohl intern ausgewertet, um die eigene Arbeit weiter zu verbessern, als auch extern veröffentlicht. Dieser Blogbeitrag greift sich nun im Folgenden ein paar interessante Ergebnisse heraus.

Wer besucht die Kulturläden?

Knapp 3.000 Menschen haben zwischen März und Mai 2023 an der achten Kulturladen-Umfrage teilgenommen, 65 % davon sind weiblich. Es sind alle Lebensalter vertreten (Umfrage ab zwölf Jahren), die meisten Teilnehmenden sind zwischen 54 und 74 Jahre alt, das Durchschnittsalter der Befragten beträgt 53 Jahre.

Im Vergleich zu 2016 hat sich der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (oder ausländischer Staatsbürgerschaft) in den Kulturläden um rund acht Prozentpunkte erhöht. Insgesamt haben 34 % der Befragten einen Migrationshintergrund oder eine ausländische Staatsbürgerschaft, 66 % sind Deutsche. Dieses Verhältnis entspricht zwar nicht genau dem Verhältnis in der Nürnberger Gesamtbevölkerung, nähert sich dem aber an (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Migrationshintergrund der Befragten der Kulturladen-Umfrage, 2023 und 2016

Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Kultur und Freizeit.

Wie der Blick auf einzelne Häuser zeigt, gelingt es den Kulturläden, die im jeweiligen Stadtteil lebende Bevölkerung zu erreichen: So beträgt der Anteil der Befragten mit Migrationshintergrund in der Villa Leon rund 61 %, in Röthenbach rund 54 %, im Loni Übler Haus und im KUF im südpunkt knapp 40 %.  In Vischers Kulturladen sind es dagegen ca. 21 % und im Kulturladen Zeltnerschloss 22 %. 

Betrachtet man den beruflichen Bildungsabschluss der Befragten, so fällt auf, dass knapp die Hälfte einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss hat. Ein überwiegender Teil der Befragten ist demnach hoch gebildet, insgesamt sind aber alle Bildungsstufen in den Kulturläden vertreten (11 % ohne Abschluss oder noch in Ausbildung, 24 % mit Abschluss einer Berufs(fach)schule, 16 % mit Fachschulabschluss). Interessant ist auch die relative Gleichverteilung der Einkommensstufen, die sich der der gesamten Nürnberger Bevölkerung annähert.

Wie häufig werden Kulturläden besucht?

Insgesamt haben 2.900 Befragte 4.630 Besuche in den Nürnberger Kulturläden angegeben. Die meisten Besuche verzeichnen das Gemeinschaftshaus Langwasser (676) und der Kulturladen Loni Übler Haus (632). Dort wurden jeweils auch die meisten Fragebögen abgegeben.

Ein sehr großer Teil der Besuchenden ist Stammpublikum, das die Nürnberger Kulturläden schon länger als fünf Jahre besucht (bei zehn von elf ist das der Fall). Gleichzeitig verzeichnen ebenfalls fast alle Häuser zweistellige Prozentwerte bei den Erstbesuchen, es gelingt also auch, neues Publikum zu gewinnen.

Abb. 2: Kulturladenbesuche aller Befragten

Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Kultur und Freizeit.

Wie bewerten die Menschen die Nürnberger Kulturläden°?

„Beurteilen Sie bitte das Serviceangebot dieses Kulturladens“: in Bezug auf die Kategorien Erreichbarkeit und Bürozeiten, Atmosphäre, Freundlichkeit/Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden, Qualität des Angebots und Preis-Leistungs-Verhältnis konnten die Befragen „ausgezeichnet“, „gut“, „befriedigend“, „mangelhaft“ oder „schlecht“ angeben. 88 % der Befragten bewerten Erreichbarkeit und Bürozeiten der Kulturläden als „gut“ oder „ausgezeichnet“, die Bewertung „ausgezeichnet“ hat sich gegenüber 2016 um elf Prozentpunkte erhöht. Insgesamt bewerten rund die Hälfte aller Befragten die Atmosphäre in den Kulturläden als ausgezeichnet, weitere 43 % als gut. Auch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden werden zu 69 % als ausgezeichnet und zu 29 % als gut bewertet. Fast alle Befragten (ca. 93 %) bewerten die Qualität des Angebots als ausgezeichnet oder gut. Im Vergleich zu 2016 hat sich die Bewertung in der Kategorie Preis/Leistung verbessert: 45 % der Besucherinnen und Besucher finden diese „ausgezeichnet“ (ein Anstieg um rund neun Prozentpunkte). Laut Amt für Kultur und Freizeit ist dies vor allem angesichts der besonderen gesellschaftlichen Herausforderung wie Corona, Inflation oder Energiekrise und damit einhergehenden gestiegenen Kosten zu begrüßen und bestätigt die Bemühungen der Kulturläden um eine angemessene Preisgestaltung.   

Mit den elf im jeweiligen Stadtteil verankerten soziokulturellen Zentren und dem mobilen Kulturladen KommVorZone (seit 2020) haben Nürnbergerinnen und Nürnberger die Möglichkeit zu kultureller und politischer Teilhabe, zu Begegnung und Austausch in der diversen Stadtbevölkerung. Die Befragung von Besucherinnen und Besuchern zeigt, dass dieses Potenzial genutzt wird und sich so weiterentwickeln kann, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen partizipieren.

Auch bei den offenen Fragen, wo explizit nach der Meinung gefragt wurde, findet sich viel Positives. Negative Stimmen sprechen weder Programm noch Qualität oder Mitarbeitende an, vielmehr geht es hier beispielsweise um die Sanierung der Toiletten oder Maßnahmen zur Barrierefreiheit. Hier vier Beispiele aus den offenen Antworten im Fragebogen:

Danke, dass Sie die Kulturläden auf den Beinen halten und es der Stadt-Gesellschaft ermöglichen, sich weiterzubilden und weiterzuentwickeln.

Ihr seid Klasse. Danke für eure Offenheit & Flexibilität. Macht mehr Farbe & Bunt & Kunst!

Die Toilette sollte mal renoviert werden.

Leider ist die Einrichtung nicht barrierefrei – das wäre dringend nötig, weil auch viele ältere Menschen im Stadtteil leben.

„Die Ergebnisse der letzten Kulturladenumfrage sind ein toller Beleg für die hohe Qualität und Relevanz der Kulturläden in Nürnberg. Die durchweg positiven Bewertungen der Befragten zeigen, wie sehr diese Einrichtungen geschätzt werden. Gleichzeitig spornen uns die Ergebnisse an, jeden Tag noch ein Stück besser zu werden.“ so Annekatrin Fries, Leiterin des Amts für Kultur und Freizeit.


 Grundinformationen zur Umfrage         

Die Umfrage unter den Besucherinnen und Besuchern der Nürnberger Kulturläden° wurde vom 23. März 2023 bis 26. Mai 2023 durchgeführt, insgesamt haben sich 2.900 Menschen beteiligt.

Die Fragebögen wurden nach Kulturladengröße aufgeteilt, zudem fand eine Differenzierung nach Veranstaltungen sowie Gruppen und Kursen statt. Die Teilnahme war freiwillig.

Die Kulturladenumfrage wurde mit Papierfragebögen in den einzelnen Kulturläden durchgeführt. Es gab einen Fragebogen in deutscher Sprache und zudem ein Handout der Fragen in einfacher Sprache. Die Mitarbeitenden der Kulturläden boten zusätzlich Hilfestellung.

Es handelt sich um die insgesamt achte Umfrage, die erste fand im Jahr 1996 statt. Pandemiebedingt kam es zu einem größeren zeitlichen Abstand zur letzten Umfrage (2016). Zum Teil werden Vergleiche zur letzten Kulturladenumfrage und auch zur letzten „Wohnungs- und Haushaltserhebung, Leben in Nürnberg 2021“ gezogen.


Titelbild: © Stadt Nürnberg.

Aktuelle Studie über politische Teilhabe junger Menschen mit Migrationsgeschichte

Aktuelle Studie über politische Teilhabe junger Menschen mit Migrationsgeschichte

Nach der Bundestagswahl sind Menschen mit Migrationshintergrund mit 11,6 Prozent der Abgeordneten weiterhin unterrepräsentiert. Auch jenseits von Wahlen zeigen sich Lücken; besonders junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind seltener politisch aktiv als Gleichaltrige ohne Zuwanderungsgeschichte. Eine neue Studie des wissenschaftlichen Stabs des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) hat die Teilhabechancen junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zwischen 15 und 35 Jahren untersucht.

In einer Online-Veranstaltung des Projekts „Nürnberg forscht“, das derzeit die kommunalpolitische Partizipation der migrantischen Stadtbevölkerung untersucht, stellte Dr. Jan Schneider, Mitautor der SVR-Studie und Leiter des Bereichs Forschung in der SVR-Geschäftsstelle, die wichtigsten Ergebnisse vor. Foto: © SVR/Setzpfandt
Das Recht auf politische Teilhabe aller Menschen hierzulande gehört zum Grundverständnis der Demokratie. Doch insbesondere junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sehen sich mit verschiedenen Hindernissen konfrontiert, die ihre Chance auf politische Partizipation schmälern. Dazu gehören Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen. Gleichzeitig gelingt es einigen, sich wirkungsvoll politisch zu engagieren. Die Studie erkennt und analysiert sowohl bestehende Hürden als auch verschiedene Faktoren, die eine politische Partizipation von jungen migrantisch wahrgenommenen Menschen in Deutschland stärken. Die quantitativen Daten zeigen, dass junge migrantisch wahrgenommene Menschen weniger politisch partizipieren (11% sind aktiv) als die Vergleichsgruppe ohne Zuwanderungsgeschichte (40% sind aktiv); auch ihr politisches Interesse ist geringer ausgeprägt. Qualitativ zeigt sich, dass die Einbindung in eine Peergroup, mit der man gemeinsam aktiv wird, politische Teilhabe fördern kann. Auch Selbstwirksamkeit, also das Gefühl, mit einer Aktivität etwas verändern zu können, kann entscheidend sein. Letzteres wird durch die quantitativen Daten bestätigt. Die Befragten berichten aber auch von Frustrationen mit dem politischen Engagement sowie von Hinderungsgründen für die politische Partizipation. Die quantitativen Daten verweisen hier insbesondere auf drei Faktoren: fehlende Kontakte, mangelnde Repräsentation und Angst vor Diskriminierung.
Ergebnisse in einem Erklärvideo

Auch nehmen viele Befragte die Parteien als nicht-diverse Räume wahr, die weder ihre Erfahrungen noch Perspektiven anerkennen. Dabei würden Parteien von der Diversifizierung profitieren. Indem sie die Interessen junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte berücksichtigen und ihnen attraktive Angebote machen. So könnten sich laut Dr. Schneider auch neue Mitglieder und Wählerstimmen gewinnen.

Die politische Bildungsarbeit sollte den Befragten zufolge, Wissen über politische Prozesse, Themen und Beteiligungsmöglichkeiten stärker und schulübergreifend vermitteln, um die politische Partizipation junger Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu fördern. Darüber hinaus wünschen sie sich, dass an Orten, die verstärkt von jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte frequentiert werden, z.B. in benachteiligten Stadtteilen oder an Schulen, mehr über Zugänge zur Politik informiert wird. Damit lässt sich nach Ansicht der Studienteilnehmenden u. a. der Dialog zwischen der Politik und migrantisch wahrgenommenen Menschen fördern.

Eine erhöhte Sichtbarkeit von (jungen) Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die bereits in Parlamenten sitzen, können als wichtige Vorbilder für mehr Engagement motivieren.

Rassismuserfahrungen werden in allen qualitativen Interviews thematisiert, die junge migrantisch wahrgenommene Menschen davon abhalten können, sich aktiv politisch zu beteiligen. Es zeigt sich aber auch, dass Rassismuserfahrungen bei Befragten, die interne Selbstwirksamkeit verspüren, mit einem hohen Maß an politischer Aktivität einhergehen können. Dieser Befund wird durch die quantitativen Daten gestützt.

Gefragt sind Schulen, Vereinen und Parteien

Aus der Studie lassen sich Handlungsansätze ableiten, die für verschiedene Bereiche greifen. So sollte die politische Bildung an allen Schulformen und bereits in jungen Jahren erfolgen. Sozialarbeit kann dies durch niedrigschwellige, inklusive politische Jugendarbeit unterstützen. Aber auch Vereine, Migrantenorganisationen und sonstige Organisationen der Zivilgesellschaft sind gefordert, vermehrt politische Bildungsarbeit anzubieten. Gerade Parteien oder Stiftungen sollten Projekte zur politischen Teilhabe niederschwellig bewerben, mehr Diversität in der in der Politik fördern und Vorbilder sichtbar machen. Nicht zuletzt sollten Parteimitarbeitenden, Lehrenden und Sozialarbeitenden antirassistische Schulungen angeboten werden.

 

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Methodische Angaben zur Studie

Der wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) hat zwischen Juli 2023 und April 2025 das Forschungsprojekt „Rahmenbedingungen, Chancen und Herausforderungen der politischen Teilhabe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Einwanderungsgeschichte“ durchgeführt. Gefördert wird das Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und zugleich Beauftragten.

Die Befunde des Forschungsprojekts sind im März 2025 in der SVR-Studie „Jung und vielfältig, aber noch nicht politisch beteiligt? Wege zu mehr Partizipation für junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte“ (Storz/Mayr 2025) veröffentlicht worden.

Die Studie entstand begleitend zum Praxisprojekt YoungUP!, das spezifisch junge BIPoC1 (aus dem Englischen: Black, Indigenous and People of Color) anspricht, und vom Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) durchgeführt wird.

Für die Studie wurden zum einen quantitative Daten aus dem SVR-Integrationsbarometer 2024, einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland, analysiert. Zum anderen wurden 15 qualitative Interviews mit jungen migrantisch wahrgenommenen Menschen aus dem Praxisprojekt YoungUP! und mit Teilnehmenden aus dem SVR-Integrationsbarometer 2024 im Alter von 17 bis 35 Jahren durchgeführt.

Quelle. Methodenbericht-zur-Studie-YoungUP.pdf

Herausforderungen für Jugendliche und Hilfsangebote an Schulen – Befunde des „Deutschen Schulbarometers“

Herausforderungen für Jugendliche und Hilfsangebote an Schulen – Befunde des „Deutschen Schulbarometers“

Psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen sind seit Jahren ein bedeutendes Thema. Die Ergebnisse des aktuellen Deutschen Schulbarometers zeigen, dass etwa ein Fünftel der jungen Menschen im Alter von acht bis 17 Jahren sich selbst als psychisch auffällig beschreibt. Besonders betroffen sind dabei Kinder aus Haushalten, in denen finanzielle Sorgen den Alltag prägen. Hier berichtet ein signifikanter Anteil von anhaltenden Belastungen. Auch die Auswirkungen von globalen Ereignissen sind spürbar. Beinahe 40 % der befragten Kinder und Jugendlichen machen sich häufig Sorgen über Kriege in der Welt, und ein Viertel der Befragten bedrücken Klima- und Umweltprobleme stark. Zukunftsängste spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Jeder Fünfte sorgt sich regelmäßig um seine persönliche Zukunft. Diese Zahlen verdeutlichen, dass psychische Belastungen eng mit familiären und gesellschaftlichen Kontexten verknüpft sind.

Die Sorgen der jungen Generation sind vielfältig, betreffen aber oft ähnliche Themen. Neben globalen Krisen und individuellen Zukunftsfragen belasten junge Menschen auch soziale Ungerechtigkeiten. Etwa 14 % der befragten Kinder und Jugendlichen sorgen sich oft darüber, dass Menschen in Deutschland aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe unfair behandelt werden. Ebenso machen finanzielle Sorgen der Familie vielen jungen Menschen zu schaffen. Kinder aus Haushalten, die von Armut bedroht sind, geben dies besonders häufig an. Solche Sorgen haben nicht nur Auswirkungen auf die emotionale Gesundheit, sondern beeinflussen auch das soziale Wohlbefinden und den schulischen Alltag.

Probleme in der Schule

Die Schule sollte ein sicherer Ort für Lernende sein, an dem sie sich sowohl kognitiv als auch sozial entfalten können. Doch manchmal ist das Gegenteil der Fall, wenn für einen Teil der Schülerinnen und Schüler die Schule zu einer Quelle von Stress und Belastung wird. 20 % der Lernenden berichten von einem geringen schulischen Wohlbefinden, während nur 8 % angeben, sich in der Schule wirklich wohlzufühlen. Besonders Schülerinnen und Schüler mit psychischen Auffälligkeiten sind stark betroffen – mehr als die Hälfte von ihnen berichtet über ein niedriges schulisches Wohlbefinden. Dabei spielt die Unterstützung durch Lehrkräfte eine wesentliche Rolle. Viele der befragten Schülerinnen und Schülern wünschen sich mehr konstruktives Feedback und auch mehr emotionale Unterstützung.

Ein weiteres Problem ist der Unterrichtsausfall, der sich ebenfalls negativ auf den Schulalltag auswirkt. Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen erlebt regelmäßigen Unterrichtsausfall, wobei dies an weiterführenden Schulen häufiger der Fall ist als an Grundschulen. Auch der Mangel an regelmäßigen Gesprächsmöglichkeiten trägt dazu bei, dass Probleme ungelöst bleiben. Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler gibt an, selten oder nie Klassenleitungsstunden zu haben, in denen sie schulbezogene Herausforderungen ansprechen könnten. Besonders ältere Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 17 Jahren berichten von fehlenden Möglichkeiten, sich in einem dafür vorgesehenen Rahmen auszutauschen.

Hilfsangebote durch Schulen

Schulen bieten verschiedene Unterstützungsstrukturen, um die Heranwachsenden bei der Bewältigung von Herausforderungen zu unterstützen. Laut der Erhebung wissen 70 % der Kinder und Jugendlichen, an wen sie sich in ihrer Schule bei emotionalen Problemen wenden können. 18 % wissen nur teilweise Bescheid und 13 % ist nicht bekannt, an wen sie sich wenden könnten. Besonders bei Schülerinnen und Schülern mit psychischen Auffälligkeiten ist die Informationslage schlechter – hier sind es lediglich 61 %, die angeben, zu wissen, wo sie Hilfe finden können.

Eltern wenden sich bei Problemen am häufigsten an Klassenlehrkräfte (70 %), gefolgt von der Schulsozialarbeit (39 %) und der Schulpsychologie (31 %). Dies unterstreicht, wie wichtig diese Strukturen sind, um Familien gut zu unterstützen.

Abbildung 1: Hilfesuchverhalten und Inanspruchnahme schulischer Hilfsangebote durch Eltern, April/Mai 2024

Quelle: Deutsches Schulbarometer 2024, S. 62.

Anmerkungen: Basis: Eltern, die in den letzten 12 Monaten versucht haben, aufgrund psychischer Probleme ihres Kindes innerhalb der Schule Hilfe zu erhalten (n = 166). Mehrfachnennungen für Suche und Erhalt von Hilfe möglich.

Die Schulsozialarbeit hat sich als zentraler Bestandteil der Unterstützung etabliert. Mit einem niedrigschwelligen Zugang ermöglichen Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter eine vertrauensvolle Anlaufstelle für die Schülerschaft, Eltern und Lehrkräfte. Sie bieten nicht nur emotionale Unterstützung, sondern begleiten auch bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, Konflikten und Krisensituationen. Besonders wichtig ist die Fähigkeit der Schulsozialarbeit, Kinder und Jugendliche in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung zu stärken. Dies geschieht oft durch Maßnahmen wie soziale Trainings oder gezielte Einzelberatungen.

Auch die Schulpsychologie leistet einen wertvollen Beitrag, insbesondere durch individuelle Beratungen und die Entwicklung von Konzepten, damit betroffene Schülerinnen und Schüler besser mit den Herausforderungen umgehen zu können. Dabei ist es wichtig, ein offenes Klima zu schaffen, in dem die Kinder und Jugendlichen frei über ihre Gefühle sprechen können.

Die psychischen und sozialen Belastungen der Heranwachsenden sind bedenklich und erfordern eine gezielte Förderung innerhalb der Schulen. Schulsozialarbeit und Schulpsychologie spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie bieten Unterstützung, Orientierung und Perspektiven für Schülerinnen und Schüler, die sich in einer zunehmend komplexen Welt zurechtfinden müssen.


Methodische Angaben zum „Deutschen Schulbarometer“

Das „Deutsche Schulbarometer“ stellt die Ergebnisse einer seit 2019 jährlich stattfindenden, repräsentativen Befragung zu aktuellen Themen an Deutschlands Schulen dar. Auftraggeber ist dabei die Robert Bosch Stiftung.

Das Deutsche Schulbarometer 2024 setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen, die sich je auf Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern fokussiert. Der vorliegende Blogbeitrag bezieht sich auf Ergebnisse der „Befragung Schüler:innen“.

Diese Befragung fand vom 26.04. und 20.05.2024 online unter einer bundesweit repräsentativen Stichprobe von 1.530 Schülerinnen und Schülern und je einer erziehungsberichtigten Person an allgemein- und berufsbildenden Schulen im Alter von 8 bis 17 Jahren statt.


Quelle:

Robert Bosch Stiftung (2024). Deutsches Schulbarometer: Befragung Schüler:innen. Ergebnisse von 8- bis 17-Jährigen und ihren Erziehungsberechtigten zu Wohlbefinden, Unterrichtsqualität und Hilfesuchverhalten. Robert Bosch Stiftung; online abrufbar unter: Deutsches Schulbarometer, Befragung Schüler:innen, 2024


Titelbild: © Robert Bosch Stiftung (2024). Deutsches Schulbarometer: Befragung Schüler:innen, S. 1 (Ausschnitt).

Digitale Informationskompetenz Jugendlicher

Digitale Informationskompetenz Jugendlicher

Wie gehen Jugendliche mit der Vielzahl an Online-Informationen um, die täglich auf sie einströmen? Diese Frage untersucht die PISA-Studie 2022 in der Befragung zu Lernbedingungen, Einstellungen und sozialer Herkunft ebenso wie die aktuelle ICILS-Studie (International Computer and Information Literacy Study 2023), die im November 2024 veröffentlicht wurde.

In der jüngsten PISA-Studie wurden Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren gefragt, wie sie ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen, digitale Informationen zu finden und zu beurteilen. Ein Studienteam der TU München hat den Teil der Befragung zu digitaler Informationskompetenz gesondert ausgewertet und unter dem Titel „Fake News oder Fakten?“ Ende Januar veröffentlicht. Die Forschenden kommen zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Jugendlichen sich als kompetent einschätzt, wenn sie Informationen im Netz finden möchte. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten gibt an, dass ihnen dies mühelos gelingt.

Schwierigkeiten bei der Erkennung von Fake News

Neben dem Finden von relevanten Online-Informationen ist ein wichtiger Teil der digitalen Informationskompetenz, die gefundenen Informationen qualitativ einschätzen zu können. Weniger als die Hälfte (47 Prozent) der befragten Schülerinnen und Schüler fühlt sich dazu in der Lage, die Qualität der gefundenen Informationen fundiert zu beurteilen und vertrauenswürdige Internetseiten von gefälschten Informationen zu unterscheiden. Im Durchschnitt der OECD-Staaten trauen sich dies 51 Prozent der Schülerinnen und Schüler zu. Außerdem variieren die Ergebnisse nach der besuchten Schulart: So schätzen die 15-Jährigen an nicht gymnasialen Schularten sich deutlich schlechter ein als gleichaltrige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Lediglich 42 Prozent der Schülerinnen und Schüler an nicht gymnasialen Schularten gaben an, Informationen im Internet problemlos beurteilen zu können. An Gymnasien liegt der Anteil mit 55 Prozent deutlich höher.[1]

Strategien zur Vermeidung von Desinformationen

Nur 62 Prozent der Jugendlichen in Deutschland vergleicht nach eigenen Angaben verschiedene Online-Quellen; im OECD-Durchschnitt sind es 72 Prozent. Außerdem überprüft etwa ein Drittel der befragten Jugendlichen vor dem Teilen in den sozialen Medien nicht, ob Online-Inhalte korrekt sind.

Das Studienteam der TU München zeigt wesentliche Einflussfaktoren auf die selbsteingeschätzte digitale Informationskompetenz der Jugendlichen in Deutschland auf: Je höher die Selbstwirksamkeit im Umgang mit sozialen Medien, das Interesse an sozialen Medien und der sozioökonomische Status sind, desto häufiger vergleichen Jugendliche mehrere Quellen.[2]

Einen Eindruck davon, wie präsent das Problem in der Lebenswelt Jugendlicher ist, gibt die aktuelle JIM-Studie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger:  61 Prozent der befragten Jugendlichen gaben 2024 an, im letzten Monat bewusst irreführenden Informationen begegnet zu sein. Die JIM-Studie erfasst auch andere problematische Inhalte wie Beleidigungen, ungewollte pornographische Inhalte und Verschwörungstheorien. Diese werden öfter benannt, je höher der Bildungsgrad der Befragten ist. Neben unterschiedlichen Nutzungshäufigkeiten liegt ein möglicher Erklärungsansatz dafür, dass Jugendliche mit unterschiedlichem Bildungsstand die ihnen begegnenden Inhalte unterschiedlich einordnen.[3]

Die aktuelle international vergleichende Schulleistungsstudie ICILS untersucht unter anderem computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich.  Computer- und informationsbezogenen Kompetenzen meinen „individuelle Fähigkeiten einer Person, die es ihr erlauben, digitale Medien zum Recherchieren, Gestalten und Kommunizieren von Informationen zu nutzen und diese zu bewerten, um am gesellschaftlichen Leben erfolgreich teilzuhaben“ (ICILS 2023: Die Ergebnisse im Überblick). Die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der deutschen Achtklässlerinnen und Achtklässlern lagen 2023 leicht über dem internationalen Durchschnitt, es zeigt sich jedoch ein deutlicher Kompetenzrückgang seit 2013. [4] Mehr als 40 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe erreichten nur maximal die unteren zwei Kompetenzstufen und haben nur grundlegende digitale Fähigkeiten. Schülerinnen und Schüler, die nur die beiden unteren  Kompetenzstufen erreichen, können beispielsweise einen Internetlink finden und anklicken, aber die Information nicht einordnen und bewerten. Der wesentliche Unterschied zu höheren Kompetenzniveaus liegt darin, dass die Fähigkeit zu einer reflektierten und eigenständigen Nutzung nicht gegeben ist. [5]  

Förderung von Medienkompetenz ist Demokratieförderung

Die Ergebnisse der vorliegenden Studien verdeutlichen die Notwendigkeit, Jugendlichen die Fähigkeit, kritisch und reflektiert mit digitalen Informationen umzugehen, zu vermitteln. Klaus Lutz, Pädagogischer Leiter des Medienzentrums Parabol in Nürnberg, sieht in einer zunehmend digitalisierten Welt in der Medienkompetenz den Schlüssel, um Risiken zu minimieren und Chancen zu maximieren: „Für die Stärkung unserer Demokratie gilt es den Fokus auf die Befähigung junger Menschen zu legen, kompetent und verantwortungsvoll mit sozialen Medien umzugehen. Ihre Nutzung ist als gesamtgesellschaftliche Erscheinung anzusehen, die von Erwachsenen ebenso geprägt wird wie von Kindern und Jugendlichen. Junge Menschen müssen u. a. lernen, Informationen kritisch zu bewerten, Datenschutzaspekte zu verstehen und sich sicher und souverän in sozialen Netzwerken zu bewegen.“


[1] Kastorff, T., Müller, M., Selva, C., Greiff, S., Moser, S. (2025): Fake News oder Fakten? Wie Jugendliche ihre digitale Informationskompetenz einschätzen und welche Rolle Schulen und Lehrkräfte dabei spielen. Erkenntnisse aus PISA 2022., S. 6.

[2] Kastorff, T., Müller, M., Selva, C., Greiff, S., Moser, S. (2025): Fake News oder Fakten? Wie Jugendliche ihre digitale Informationskompetenz einschätzen und welche Rolle Schulen und Lehrkräfte dabei spielen. Erkenntnisse aus PISA 2022., S. 11.

[3] Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (2024): JIM-Studie 2024: Jugend, Information, Medien, S. 53f.

[4] Eickelmann, B., Fröhlich, N., Bos, W., Gerick, J., Goldhammer, F., Schaumburg, H., Schwippert, K., Senkbeil, M., Vahrenhold, J. (2024): ICILS 2023 #Deutschland. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen und Kompetenzen im Bereich Computational Thinking von Schüler*innen im internationalen Vergleich. S.58f.

[5] Deutsches Schulportal, 12.11.2024: ICILS 2023. Digitale Kompetenzen – 40 Prozent der Jugendlichen sind abgehängt. Online abrufbar unter: ICILS 2023 – Digitale Kompetenzen – 40 Prozent der Jugendlichen sind abgehängt


Titelbild: ©  Paula Ludwig, Parabol.

„Das ist ein guter Schritt auf einem langen Weg.“

„Das ist ein guter Schritt auf einem langen Weg.“

Ein Portrait über Siamak Arabkhani und sein Engagement als Mitforschender beim Citizen-Science-Projekt Nürnberg forscht.

Siamak Arabkhani lebt seit 2015 in Deutschland. In Zanjan, seinem Geburtsort im Nordwesten des Irans, hat er Architektur studiert und seinen Master begonnen, als er das Land verlassen musste. Er stammt aus einer Künstlerfamilie. Sein Vater ist Schauspieler und Theaterdirektor, seine Mutter Schauspielerin und Dichterin, sein Bruder Musiker und Komponist. Er selbst liebt Poesie und Theater, zeichnet und fotografiert in seiner Freizeit Seine Kohlezeichnungen waren Teil mehrerer Ausstellungen in Nürnbergs Kulturläden.

Auf „Nürnberg forscht“ ist er im Sommer 2023 über den Verein MOIN e.V. Aufmerksam geworden. Der herkunfts- und kulturübergreifender Verbund von Migrantenvereinen bietet Zugewanderten Rat und Hilfe beim Ankommen in der Stadt. Die auf Anhieb offene Atmosphäre beim ersten Treffen von Nürnberg forscht gaben ihm den Impuls, sich an der Citizen-Science-Forschung über Integration in Nürnberg zu beteiligen.

Langwierige Bürokratie, Diskriminierung im Job

Als er in Deutschland ankam, war es zunächst schwer für ihn. Die ersten acht Monate musste er um ein Asylverfahren kämpfen. Bis er eine Wohnung fand, lebte er vier Jahre in wechselnden Einrichtungen für Asylbewerber*innen, die meiste Zeit davon in Nürnberg. Seinen Wunschberuf Architekt kann er aufgrund der fehlenden Anerkennung seines Studiums und bürokratischer Hürden nicht ausüben. „Es ist wirklich schwierig in Deutschland Fuß zu fassen. Vieles dauert so unglaublich lange und ist sehr kompliziert“ erzählt er. „Schon alleine die Übersetzung sämtlicher akademischer Dokumente, dann die Anerkennung zu bekommen und dann noch einen Job und eine Wohnung zu finden.“ Siamak hatte zunächst sogar in einem Architekturbüro gearbeitet, dort aber keine guten Erfahrungen gemacht. „Ich bekam einen befristeten Vertrag. Als mein Projekt schon vor Ablauf der Frist zu Ende war, wurde mir mit der Begründung gekündigt, dass ich die Sprache zu schlecht sprechen würde.“ Schließlich fand er eine unbefristete Stelle als Bauzeichner bei einer Mobilfunkfirma – für seine Niederlassungserlaubnis eine wichtige Voraussetzung.

Durch Ehrenamt Hilfe zur Selbsthilfe

Um mit Rückschlägen und Niederlagen zurecht zu kommen, half sich Siamak mit Beschäftigungen im Ehrenamt. Er trat dem iranischen Kulturverein Khayam bei, wo er mittlerweile Vorstand ist, moderierte und produzierte eine persische-deutsche Sendung auf Radio Z und engagiert sich bis heute bei MOIN e.V. „Ich habe dort viel gelernt und viel Hilfe bekommen, und jetzt helfe ich anderen, da ich ja auch Türkisch und Kurdisch kann. Daraus sind viele gute Beziehungen entstanden, ein sehr wertvolles Netzwerk, eine unheimliche Bereicherung für mich.“

Die Sache mit der deutschen Sprache

Siamaks Muttersprache ist Aserbaidschanisch, seine „Vatersprache“ Kurdisch. Daneben spricht er persisch, die offizielle Sprache im Iran. „Türkisch habe ich über das Satellitenfernsehen gelernt, als ich ein Kind war. Und Englisch habe ich in der Schule und Universität gelernt und Arabisch auch in der Schule“ erläutert er. Deutsch ist seine siebte Sprache, die er lerne und nicht mit anderen Sprachen zu vergleichen. „Sie ist sehr präzise, mit ihren vielen Regeln, den Artikeln und Präpositionen und es gibt sehr viele fachspezifische Abkürzungen – für viele Fachbereiche, Ämter oder Gerichte ist das natürlich gut, aber für Menschen, die die Sprache erst lernen müssen…“ grübelt Siamak. Er weiß Deutschlands Vorteile trotz seiner eigenen Startschwierigkeiten und der ausufernden Bürokratie gerade für Migrantin*innen dennoch zu schätzen: die Meinungs- und Religionsfreiheit, die Achtung der Menschenrechte, die Vielfalt der Kulturen, auch wenn ihn diese anfangs etwas überfordert habe, gibt er zu. Auch die Wirtschaft oder das Sozial- und Gesundheitssystem seien um so vieles besser als in seiner Heimat oder in vielen anderen Ländern, merkt er an.

Motivation für Nürnberg forscht

Seine eher schlechten Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie haben ihn letztendlich auch dazu motiviert, sich dem Projekt anzuschließen und als Mitforschender beim Forschungsthema „Verhalten bei Rassismus“ mitzuarbeiten.

Viele Menschen kommen nach Deutschland, weil es in ihrer Heimat keine Menschenrechte gibt. Sie kommen nach Deutschland und hoffen auf Achtung ihrer Menschrechte. Und viele werden enttäuscht, denn sie sehen rassistische Dinge oder erleben selbst welche. Aber ihr Hunger, dieses starke Bedürfnis nach der Achtung der Menschrechte, bleibt bestehen.

Siamak Arabkhani

Das habe Siamak bei sich, aber auch bei den anderen Mitforschenden deutlich wahrgenommen. Und auch die Lust darauf, etwas zum Positiven zu verändern. Durch den intensiven Erfahrungsaustausch in der Gruppe habe er viel lernen und im weiteren Verlauf auch viel über die deutsche Forschungsarbeit erfahren können, so sein Fazit.  „Ich finde, es ist ein guter Schritt auf dem doch sehr langen Weg, die Bedingungen für die Einwanderung zu verbessern.“

Siamak Arabkhani engagiert sich in der aktuellen Forschungsgruppe wieder als Mitforschender. Die mittlerweile dritte Forschung des Projekts, das insgesamt vier Citizen-Science-Untersuchungen vorsieht, dreht sich dieses Mal um die politische Teilhabe zugewanderter Nürnberger*innen. Sie läuft von November 2024 bis Juni 2025.


Als gemeinsame Initiative des Bildungsbüros der Stadt Nürnberg und der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus wird das Projekt „Nürnberg forscht – Bürgerwissenschaften in der vielfältigen Stadtgesellschaft“ von 2023 bis 2025 von der Europäischen Union kofinanziert.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier:

Projektseite „Nürnberg forscht


Titelbild: ©  Stadt Nürnberg, Bildungsbüro.