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Die Nürnberger Kulturläden° – Umfrage unterstreicht die Bedeutung soziokultureller Zentren

Beitrag vom 05. Juni. 2025

Das Jubiläumswochenende am 16./17. Mai 2025 zum 50-jährigen Bestehen der Nürnberger Kulturläden spiegelte die Bandbreite der Arbeit von inzwischen zwölf Kulturläden und 50 Jahren Soziokultur mit Veranstaltungen und Beiträgen, die zurückblicken (das Buch zum Jubiläum: „Die Nürnberger Kulturläden° – 50 Jahre Kultur im Stadtteil“) und Impulse für eine Weiterentwicklung geben möchten (Symposium „Das kann Soziokultur“), vor allem aber Gelegenheit zu Austausch und Begegnung bieten.

Kurz zur Einordnung: Die zwölf Kulturläden bieten jährlich rund 17.000 kulturelle Termine, empfangen dabei über 380.000 Besucherinnen und Besuchern jährlich und arbeiten mit über 500 kooperierenden Kunst- und Kulturschaffenden, Organisationen, Vereinen und Gruppen zusammen. Im Sinne von „Kultur von allen für alle“ wird das selbst Gestalten und das Beteiligen bei den Kulturläden großgeschrieben.

Eine seit 1996 bestehende Möglichkeit der Beteiligung ist die in regelmäßigen Abständen stattfindende Befragung der Besucherinnen und Besucher – die sogenannte Kulturladenumfrage. Sie zeigt auf, wer die Angebote der Kulturläden nutzt und gibt den Befragten die Möglichkeit, diese zu bewerten und Verbesserungsvorschläge zu machen. Die Ergebnisse der Befragung werden sowohl intern ausgewertet, um die eigene Arbeit weiter zu verbessern, als auch extern veröffentlicht. Dieser Blogbeitrag greift sich nun im Folgenden ein paar interessante Ergebnisse heraus.

Wer besucht die Kulturläden?

Knapp 3.000 Menschen haben zwischen März und Mai 2023 an der achten Kulturladen-Umfrage teilgenommen, 65 % davon sind weiblich. Es sind alle Lebensalter vertreten (Umfrage ab zwölf Jahren), die meisten Teilnehmenden sind zwischen 54 und 74 Jahre alt, das Durchschnittsalter der Befragten beträgt 53 Jahre.

Im Vergleich zu 2016 hat sich der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (oder ausländischer Staatsbürgerschaft) in den Kulturläden um rund acht Prozentpunkte erhöht. Insgesamt haben 34 % der Befragten einen Migrationshintergrund oder eine ausländische Staatsbürgerschaft, 66 % sind Deutsche. Dieses Verhältnis entspricht zwar nicht genau dem Verhältnis in der Nürnberger Gesamtbevölkerung, nähert sich dem aber an (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Migrationshintergrund der Befragten der Kulturladen-Umfrage, 2023 und 2016

Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Kultur und Freizeit.

Wie der Blick auf einzelne Häuser zeigt, gelingt es den Kulturläden, die im jeweiligen Stadtteil lebende Bevölkerung zu erreichen: So beträgt der Anteil der Befragten mit Migrationshintergrund in der Villa Leon rund 61 %, in Röthenbach rund 54 %, im Loni Übler Haus und im KUF im südpunkt knapp 40 %.  In Vischers Kulturladen sind es dagegen ca. 21 % und im Kulturladen Zeltnerschloss 22 %. 

Betrachtet man den beruflichen Bildungsabschluss der Befragten, so fällt auf, dass knapp die Hälfte einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss hat. Ein überwiegender Teil der Befragten ist demnach hoch gebildet, insgesamt sind aber alle Bildungsstufen in den Kulturläden vertreten (11 % ohne Abschluss oder noch in Ausbildung, 24 % mit Abschluss einer Berufs(fach)schule, 16 % mit Fachschulabschluss). Interessant ist auch die relative Gleichverteilung der Einkommensstufen, die sich der der gesamten Nürnberger Bevölkerung annähert.

Wie häufig werden Kulturläden besucht?

Insgesamt haben 2.900 Befragte 4.630 Besuche in den Nürnberger Kulturläden angegeben. Die meisten Besuche verzeichnen das Gemeinschaftshaus Langwasser (676) und der Kulturladen Loni Übler Haus (632). Dort wurden jeweils auch die meisten Fragebögen abgegeben.

Ein sehr großer Teil der Besuchenden ist Stammpublikum, das die Nürnberger Kulturläden schon länger als fünf Jahre besucht (bei zehn von elf ist das der Fall). Gleichzeitig verzeichnen ebenfalls fast alle Häuser zweistellige Prozentwerte bei den Erstbesuchen, es gelingt also auch, neues Publikum zu gewinnen.

Abb. 2: Kulturladenbesuche aller Befragten

Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Kultur und Freizeit.

Wie bewerten die Menschen die Nürnberger Kulturläden°?

„Beurteilen Sie bitte das Serviceangebot dieses Kulturladens“: in Bezug auf die Kategorien Erreichbarkeit und Bürozeiten, Atmosphäre, Freundlichkeit/Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden, Qualität des Angebots und Preis-Leistungs-Verhältnis konnten die Befragen „ausgezeichnet“, „gut“, „befriedigend“, „mangelhaft“ oder „schlecht“ angeben. 88 % der Befragten bewerten Erreichbarkeit und Bürozeiten der Kulturläden als „gut“ oder „ausgezeichnet“, die Bewertung „ausgezeichnet“ hat sich gegenüber 2016 um elf Prozentpunkte erhöht. Insgesamt bewerten rund die Hälfte aller Befragten die Atmosphäre in den Kulturläden als ausgezeichnet, weitere 43 % als gut. Auch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden werden zu 69 % als ausgezeichnet und zu 29 % als gut bewertet. Fast alle Befragten (ca. 93 %) bewerten die Qualität des Angebots als ausgezeichnet oder gut. Im Vergleich zu 2016 hat sich die Bewertung in der Kategorie Preis/Leistung verbessert: 45 % der Besucherinnen und Besucher finden diese „ausgezeichnet“ (ein Anstieg um rund neun Prozentpunkte). Laut Amt für Kultur und Freizeit ist dies vor allem angesichts der besonderen gesellschaftlichen Herausforderung wie Corona, Inflation oder Energiekrise und damit einhergehenden gestiegenen Kosten zu begrüßen und bestätigt die Bemühungen der Kulturläden um eine angemessene Preisgestaltung.   

Mit den elf im jeweiligen Stadtteil verankerten soziokulturellen Zentren und dem mobilen Kulturladen KommVorZone (seit 2020) haben Nürnbergerinnen und Nürnberger die Möglichkeit zu kultureller und politischer Teilhabe, zu Begegnung und Austausch in der diversen Stadtbevölkerung. Die Befragung von Besucherinnen und Besuchern zeigt, dass dieses Potenzial genutzt wird und sich so weiterentwickeln kann, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen partizipieren.

Auch bei den offenen Fragen, wo explizit nach der Meinung gefragt wurde, findet sich viel Positives. Negative Stimmen sprechen weder Programm noch Qualität oder Mitarbeitende an, vielmehr geht es hier beispielsweise um die Sanierung der Toiletten oder Maßnahmen zur Barrierefreiheit. Hier vier Beispiele aus den offenen Antworten im Fragebogen:

Danke, dass Sie die Kulturläden auf den Beinen halten und es der Stadt-Gesellschaft ermöglichen, sich weiterzubilden und weiterzuentwickeln.

Ihr seid Klasse. Danke für eure Offenheit & Flexibilität. Macht mehr Farbe & Bunt & Kunst!

Die Toilette sollte mal renoviert werden.

Leider ist die Einrichtung nicht barrierefrei – das wäre dringend nötig, weil auch viele ältere Menschen im Stadtteil leben.

„Die Ergebnisse der letzten Kulturladenumfrage sind ein toller Beleg für die hohe Qualität und Relevanz der Kulturläden in Nürnberg. Die durchweg positiven Bewertungen der Befragten zeigen, wie sehr diese Einrichtungen geschätzt werden. Gleichzeitig spornen uns die Ergebnisse an, jeden Tag noch ein Stück besser zu werden.“ so Annekatrin Fries, Leiterin des Amts für Kultur und Freizeit.


 Grundinformationen zur Umfrage         

Die Umfrage unter den Besucherinnen und Besuchern der Nürnberger Kulturläden° wurde vom 23. März 2023 bis 26. Mai 2023 durchgeführt, insgesamt haben sich 2.900 Menschen beteiligt.

Die Fragebögen wurden nach Kulturladengröße aufgeteilt, zudem fand eine Differenzierung nach Veranstaltungen sowie Gruppen und Kursen statt. Die Teilnahme war freiwillig.

Die Kulturladenumfrage wurde mit Papierfragebögen in den einzelnen Kulturläden durchgeführt. Es gab einen Fragebogen in deutscher Sprache und zudem ein Handout der Fragen in einfacher Sprache. Die Mitarbeitenden der Kulturläden boten zusätzlich Hilfestellung.

Es handelt sich um die insgesamt achte Umfrage, die erste fand im Jahr 1996 statt. Pandemiebedingt kam es zu einem größeren zeitlichen Abstand zur letzten Umfrage (2016). Zum Teil werden Vergleiche zur letzten Kulturladenumfrage und auch zur letzten „Wohnungs- und Haushaltserhebung, Leben in Nürnberg 2021“ gezogen.


Titelbild: © Stadt Nürnberg.

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