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Geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche: Bundesweite Befragung von Lehrkräften und die Situation in Nürnberg

Beitrag vom 27. Mai. 2022

Einer aktuellen bundesweiten Studie zufolge nehmen Lehrkräfte Aufgaben im Zusammenhang mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine bislang kaum als problematisch wahr. So werden die Pandemie und der Lehrkräftemangel derzeit als die größten Herausforderungen erachtet. Diese Einschätzung kann sich natürlich schnell ändern durch den anhaltenden Zustrom an Schutzsuchenden aus dem Kriegsgebiet und der in Bayern nach drei Monaten einsetzenden Schulpflicht. Dieser Blogartikel betrachtet einige Befunde aus der Studie „Deutsches Schulbarometer Spezial: Geflüchtete ukrainische Schüler:innen an deutschen Schulen“ und wirft einen Blick auf die aktuellsten Zahlen in diesem Zusammenhang an den Nürnberger Schulen.

Bundesweite Befragung aus Sicht der Lehrkräfte

Die kürzlich erschiene Ausgabe des „Deutschen Schulbarometer Spezial“ der Robert Bosch Stiftung beinhaltet die Ergebnisse einer repräsentativen Sonderbefragung unter Lehrkräften allgemeinbildender und berufsbildender Schulen in Deutschland, die zwischen dem 6. und dem 18. April 2022 online durchgeführt wurde. Im Fokus der Befragung stand das Vorgehen der Schulen bei der Unterrichtung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine. Befragt wurden 1.017 Lehrkräfte aller Schularten.

Abb. 1: Größte Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Lehrkräfte, April 2022

Quelle: Das Deutsche Schulbarometer Spezial: Geflüchtete ukrainische Schüler:innen an deutschen Schulen. Ergebnisse einer Befragung von Lehrkräften allgemeinbildender und berufsbildender Schulen durchgeführt von forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH.

Zur Zeit der Befragung berichtet bereits die Hälfte der Befragten von aufgenommenen ukrainischen Schülerinnen und Schülern an der eigenen Schule. Durchschnittlich seien es acht je Schule. Für die Ankommenden gibt es verschiedene Möglichkeiten der Beschulung. In Bayern gibt es Regelklassen, Deutschklassen oder auch extra vorgesehene pädagogischen Willkommensgruppen. Die Befragten der bundesweit durchgeführten Studie geben an, dass die neuen Schülerinnen und Schüler in den meisten Fällen eine Regelklasse besuchen (dies geben 78 Prozent der Befragten an). Unterricht auf Ukrainisch, Präsenzunterricht durch ukrainisches Personal oder Online-Unterricht wird so gut wie nicht durchgeführt. Bislang sind wenige ukrainisch- oder russischsprachige Fachkräfte an deutschen Schulen tätig.

Mit Blick auf das kommende Schuljahr 2022/23 laufen laut Befragung bereits Vorbereitungen in unterschiedlichem Maß an den Schulen. Dabei geht es um die Erschließung zusätzlicher Räumlichkeiten (43 Prozent der Befragten machen entsprechende Angaben) und um qualifiziertes Personal für den Deutschspracherwerb (40 Prozent). Ein geringerer Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit digitalen, ukrainischen Lernangeboten (24 Prozent) und der Anwerbung von Personen mit Ukrainischkenntnissen, die für Übersetzungen oder als Lehrkräfte eingesetzt werden können.

Aktuelle Situation in Nürnberg

In Nürnberg stellt sich im Mai die Situation angespannter dar. Zum Stand 18. Mai 2022 sind mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler, die aus der Ukraine flüchten mussten, an Nürnberger Schulen. Davon sind 725 Kinder und Jugendliche an Grund- und Mittelschulen und 366 an Realschulen und Gymnasien. Die geflüchteten ukrainischen Schülerinnen und Schüler an Grund- und Mittelschulen verteilen sich wie folgt auf die drei Möglichkeiten: 88 Kinder sind in Regelklassen, meist in der 1. Jahrgangstufe an Grundschulen. 370 Kinder und Jugendliche werden in einer der bestehenden Deutschklassen unterrichtet. Pro Klasse betrachtet bestehen diese in der Regel maximal zur Hälfte aus den Neuankömmlingen. Pädagogische Willkommensgruppen an den Grund- und Mittelschulen besuchen 267 der jungen Menschen. Auch konnten bislang etwa 25 ukrainische Fachkräfte als Personal für die Willkommensgruppen eingestellt werden (Quelle: Staatliches Schulamt in der Stadt Nürnberg).

Dies ist eine Momentaufnahme und die weiteren zahlenmäßigen Entwicklungen sind schwer einschätzbar. Jedoch muss mit einem deutlichen Zuwachs an ukrainischen Kindern und Jugendlichen noch in diesem und dann im kommenden Schuljahr an Nürnberger Schulen gerechnet werden. So sind aktuell 1892 junge zugezogene ukrainische Menschen zwischen 6 und 18 Jahren, und damit im potentiell schulpflichtigen Alter, in Nürnberg gemeldet (Quelle: Stadt Nürnberg, Amt für Migration und Integration). Auch ist nicht davon auszugehen, dass es sich um ein kurzfristiges Phänomen handelt. Die Vorbereitungen für das Schuljahr 2022/23 laufen bereits, wobei große Aufgaben bei der Raum- und vor allem der Personalsituation gesehen werden. Letzterer Punkt stimmt dann wiederum mit der Aussage des Bildungsbarometers überein, wo der Personalmangel als eine der größten Herausforderungen genannt wurde.


Quellen:

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Unterstützung für Flüchtlinge und Schulen (25.5.22): https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/7047/faq-zum-unterrichtsbetrieb-an-bayerns-schulen.html

Das Deutsche Schulportal (Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT):  https://deutsches-schulportal.de/unterricht/umfrage-deutsches-schulbarometer/

Robert Bosch Stiftung (2022): Das Deutsche Schulbarometer Spezial: Geflüchtete ukrainische Schüler:innen an deutschen Schulen. Ergebnisse einer Befragung von Lehrkräften allgemeinbildender und berufsbildender Schulen durchgeführt von forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH. Stuttgart.

Staatliches Schulamt in der Stadt Nürnberg.

Stadt Nürnberg, Amt für Migration und Integration.

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